Bad Dürkheim Zeichen stehen weiter auf „Groko“

Kein großes Stühlerücken im neuen Dürkheimer Kreistag. Zwar wird mit 22 Neulingen fast das halbe Gremium ausgewechselt, doch die Machtverhältnisse bleiben unverändert. Wie bereits gestern berichtet, baute die CDU ihre Vormachtstellung als stärkste Fraktion auf 18 Sitze aus, Koalitionspartnerin SPD behauptet ihre 13 Mandate. Drittstärkste Kraft bleibt die FWG mit weiterhin sechs Sitzen.

„Wir sind froh, dass wir unser Niveau von vor zehn Jahren wieder erreicht haben“, sagte gestern CDU-Kreisvorsitzender Norbert Schindler. Bei fast unverändertem Zuschnitt des Gremiums sei es selbstverständlich, „dass wir die ersten Koalitionsgespräche mit den Sozialdemokraten führen“. Erst aber stehe am Samstag ein internes Fraktionstreffen an. Schindlers „Wunschkandidat als Sprecher ist Reinhard Stölzel: Er hat gute Arbeit geleistet.“ Bei den Sozialdemokraten herrscht Erleichterung und Freude über das eingefahrene Ergebnis: „Obwohl wichtige Zugpferde wie Eugen Ackermann oder Wolfgang Quante weggefallen sind, haben wir unsere Mandate gehalten“, sagte Fraktionssprecher Reinhold Niederhöfer, VG-Bürgermeister von Grünstadt-Land. Das hätte in seinen Augen auch anders ausgehen können. „Wir sind hochzufrieden, aber wir haben ja auch keine großen Fehler gemacht“, so Niederhöfer. Das neue Team in alter Größe sei aufgemischt, was die Chance berge, dass „frische Leute mit neuen Ideen“ im Kreistag mitarbeiteten. Neu im Gremium ist unter anderem Christoph Glogger aus Dackenheim, der neue SPD-Unterbezirksvorsitzende. Am Montag kommen die Sozialdemokraten zur Fraktionssitzung zusammen. Neu zu benennen sein wird dabei auch der SPD-Kandidat für den Posten des ehrenamtlichen dritten Beigeordneten, den erst seit wenigen Monaten Reinhold Pfuhl innehatte. Er sei „natürlich erste Wahl“, so Niederhöfer. Die beiden hauptamtlichen Beigeordneten sind mit Claus Potje (SPD) und Frank Rüttger (CDU) erst im vergangenen Jahr auf acht Jahre festgezurrt worden. Einen völlig neuen Auftritt hat die FWG im Kreistag. „Fünf unserer sechs Fraktionsmitglieder sind Neulinge“, sagte Spitzenkandidatin Heike Rung-Braun, darunter sie selbst. Die Juristin aus Friedelsheim war im vergangenen Jahr als Landratskandidatin nominiert worden. Einzig der bisherige Fraktionssprecher Arnold Nagel ist noch mit im Boot. Die FWG sehe sich als „Impulsgeber“ und sei für mögliche Allianzen offen: „Wir sind gesprächsbereit“, so Rung-Braun, die neue Konstellationen im Kreistag begrüßen würde: „Wir sehen 25 Jahre Große Koalition als Verknöcherung.“ Grund zur Freude haben die Grünen: Sie konnten einen vierten Sitz dazugewinnen. „Wahlziel erreicht“, meinte Spitzenkandidatin Pia Werner gestern zufrieden. Die Haßlocherin tritt in der kommenden Legislaturperiode ebenfalls mit einem neuen Team an: Neben dem Grünstadter Pirmin Magez mit Stadtratserfahrung ziehen zwei echte „Ratsneulinge“ in den Kreistag ein (alle Namen auf Seite 4). Werner bedauerte, dass es wohl wieder zur Großen Koalition kommen werde: „Ich halte das für bedenklich, der Kreis ist blockiert.“ Für die kleinen Parteien gebe es nur wenig Spielraum. Große Verlierer und ganz im landesweiten Trend sind die Liberalen: Mit nur zwei Mandaten hat sich die Fraktion halbiert. Deren Sprecherin Heidi Langensiepen, seit 20 Jahren im Amt, bedauerte, dass der Wähler offenbar „die Bundes- und noch stärker die Landespolitik nicht von der Arbeit vor Ort getrennt hat“. Das Liberalen-Duo werde weiterhin seine Rolle als Opposition wahrnehmen. Die Frage neuer Allianzen als Gegenentwurf zur großen Koalition sieht Langensiepen kritisch: „In der Opposition gibt es keine Koalition.“ „Für eine Partei, die vorher noch nicht angetreten ist, ist das ein respektables Ergebnis“, sagte Wolfgang Kräher zum Abschneiden der „Alternative für Deutschland“, die auf Anhieb zwei Sitze bekam. Die Linke erreichte – wie 2009 – ein Mandat. Die Dürkheimerin Stefanie Beck wird es wahrnehmen. (dag/jpl)

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