Nachgeschenkt Wie Uwe Seeler mal in Dürkheim Geburstag feierte

Blick ins Archiv: Im November 1965 ist der Hamburger Sportverein in Bad Dürkheim zu Gast. Uwe Seeler ist damals schon ein Star.
Blick ins Archiv: Im November 1965 ist der Hamburger Sportverein in Bad Dürkheim zu Gast. Uwe Seeler ist damals schon ein Star.

In unserer Wochenendkolumne dreht sich alles um die magische Elf. Dabei geht es einmal um einen Besuch des HSV im Jahr 1965 in Bad Dürkheim und um eine besondere Mannschaftsleistung in Freinsheim.

Riesenfass voller Beeren-Auslese

Seit die Nachricht vom Tod Uwe Seelers durch die Medien geht, erzählen viele noch einmal ihre Geschichten. Davon, wie sie den legendären Fußballer einmal trafen und welchen Eindruck er bei ihnen hinterlassen hat. Es sind teils rührende Geschichten, die Respekt ausdrücken vor einem Mann, der auch abseits des Platzes mit Witz und Bescheidenheit punkten konnte.

Auch Bad Dürkheim kann so eine Geschichte von Uwe Seeler erzählen. Also versetzen wir uns kurz ins Jahr 1965 zurück. Da spielt Seeler natürlich beim Hamburger Sportverein. Es ist das Jahr vor der legendären England-WM. Und das Jahr, in dem ihn das Verletzungspech plagt: erst riss Anfang des Jahres die Achillessehne, im Oktober eine Muskelfaser. Dennoch ist der Mannschaftskapitän mit seinem Team in die Pfalz gereist. Ein Spiel gegen den 1. FCK steht am Samstag, 6. November, an. Für die Pfälzer Fans sind das gute und schlechte Nachrichten zugleich. Sie werden den Star nur auf der Tribüne, aber nicht in Aktion bewundern können. Auf der anderen Seite fehlt dem HSV natürlich die wichtige Stütze. Eine Chance für den FCK?

Für Bad Dürkheim ist der Sport am Wochenende aber nur zweitrangig. Denn der HSV hat in der Kurstadt Quartier gemacht. Und die Dürkheimer können einen Blick erhaschen auf Seeler, auf „Charly“ Dörfel und die anderen.

Mit was sie sich die Zeit vertreiben? Skat spielen im Hotel Heusser! Ausgiebig wird am Freitag vor dem Spiel dem Kartenspiel gefrönt und dabei launig ein RHEINPFALZ-Interview gegeben. Für „Winzerberge“ hält Dörfel das Grün, das er rund um die Kurstadt erblickt. Ein junger Teamkamerad beschwert sich über einen angeblichen Mangel an Frauen. Und Uwe Seeler? Der feiert seinen 29. Geburtstag. Ganz still. Es gibt laut Zeitung nur Orangensaft. Am nächsten Tag ist schließlich das Spiel. Ob man das glauben mag?

Der Präsident des HSV bemerkt launig, Seelers heimlicher Wunsch zum Geburtstag sei, das Riesenfass mit nach Hamburg nehmen zu können – bis zum Rand gefüllt mit Trockenbeer-Auslese. Ist natürlich nur ein Scherz und passt nicht zum bescheidenen Seeler, der trocken über Bad Dürkheim bemerkt, es sei „ein wenig kleiner als Hamburg“. Außerdem verrät er, dass seine Frau Ilka ihm noch gar nicht gratuliert habe. „Aber das kann noch kommen“, sagt er lachend.

Gutes Pfälzer Essen kann er sich an seinem Ehrentag in jedem Fall schmecken lassen. Abends geht es noch in den Winzerverein Wachenheim und ins Seebacher Käsbüro.

Gewonnen hat damals übrigens der FCK. Mit 2:1. Aber ohne Uwe Seeler auf dem Platz konnte das ja auch nichts werden.

Banges Warten auf zwei Teamspieler

Im Fußball müssen ja bekanntlich elf Freunde gefunden werden, damit es auf dem Platz rund läuft. Aber nicht nur da. Auch in der Politik kann die Zahl elf eine riesige Bedeutung einnehmen. Hat sie am Donnerstagabend im Von-Busch-Hof, wo eigentlich der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause wichtige Beschlüsse fassen musste. So galt es, die Sanierung der Stadtmauer auf den Weg zu bringen (siehe Lokalseite 2). Die Stadtspitze war entsprechend nervös, als bis nach 19 Uhr nur neun Ratsmitglieder aufgetaucht waren. Elf brauchte man aber, um beschlussfähig zu sein.

Was macht man also? Man telefoniert wie beim Fußball noch zwei herbei, damit das Team komplett ist. Weil entweder alle verreist oder wegen Corona nicht erscheinen konnten, dauerte das am Donnerstag im Rat entsprechend länger. Schließlich fanden sich mit Angela Hubach (SPD) und Jochen Weisbrod (CDU) immerhin zwei, auf die beides nicht zutraf. Sie waren zwar aus schulischen beziehungsweise familiären Gründen entschuldigt, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Vorher hatten die wartenden neun Stadträte schon mal eine knappe halbe Stunde lang die einzelnen Beschlüsse quasi auf Probe abgestimmt, so dass bei elf Ratsmitgliedern die Tagesordnungspunkte innerhalb weniger Minuten mit seltener Einmütigkeit geradezu durchrauschten – was CDU-Chef Sascha Leiser zum Anlass nahm, sich dafür bei der Öffentlichkeit in aller Form zu entschuldigen. Alle Beschlüsse seien eben vorher in den Ausschüssen gut vorberaten worden, bat er um Verständnis für den reibungslosen Ablauf. „Nicht dass der Eindruck entsteht, wir kriegen einfach so etwas in drei Minuten hin, wofür wir sonst drei Stunden brauchen.“ Woher denn ...

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