Bad Dürkheim Weite Reise an die Meeresküste

Besonders sensible Bereiche wie hier das Karrenfeld betraten die Exkursionsteilnehmer am Samstag in Herxheim am Berg nicht.
Besonders sensible Bereiche wie hier das Karrenfeld betraten die Exkursionsteilnehmer am Samstag in Herxheim am Berg nicht.

Zu einer Zeitreise, die mehrere Jahrmillionen in die Vergangenheit führte, lud am Samstag die Gemeinde Herxheim ein. Unter sachkundiger Führung erfuhren rund 100 Teilnehmer im Naturschutzgebiet Felsenberg-Berntal, wie unsere Landschaft aussah, als die markanten Kalkfelsen entstanden.

Auf dem Herxheimer Kerweplatz begrüßt Bürgermeister Georg Welker den Experten Harald Ehses: Der Professor für Geologie war Leiter des Landesamts für Geologie und Bergbau und berät Herxheim bei der Erstellung des geotouristischen Wanderweges. Während ein handlicher Kalkstein herumgereicht wird, erklärt der Wissenschaftler, dass die Kalkriffe des Berntals vor 25 Millionen Jahren entstanden. Damals bedeckte ein Meeresarm das heutige Rheintal, in dessen Wasser winzige Lebewesen zu Baumeistern wurden. „Im Wasser wachsende Algen nahmen Sonnenlicht für die Photosynthese auf und schieden Kalk aus. Allmählich bauten sie im flachen Meer ganze Steinriffe auf“, beschreibt der Geologe den Ursprung der Kalkfelsen. Während die Besucherschar am neuen Regenrückhaltebecken vorbeikommt, macht Ehses klar, dass die Erde mit ihren Kontinentalplatten ständig in Bewegung bleibt: „Wir werden weiter nach Norden geschoben.“ Wegen dieser Beweglichkeit durchziehen Brüche wie der Rheingraben die Erdkruste. In Folge seines Absinkens füllte er sich mit Meerwasser. Von den Kalkfelsen am Grabenrand besichtigen die Teilnehmer zuerst das Karrenfeld. Hier zerbrach die Kalkplatte: Risse bildeten sich, manche parallel zum Rheingraben, andere von West nach Ost. „Ihre Rinnen vertieften sich, weil Säuren des humushaltigen Bodens ins Gestein drangen“, sagt der Geologe. Von den seltenen Pflanzen, die auf dem mageren Boden eines der ältesten Naturschutzgebiete der Pfalz erblühen, zeigt Pollichia-Experte Dieter Raudszus den Besuchern den Goldstern aus der Familie der Liliengewächse. Damit solche bedrohten Pflanzen nicht zertreten werden, wurde das Gelände vorsorglich abgesperrt. Auch die Felskante der ehemaligen Meeresküste spart die Exkursion aus, um botanische Kostbarkeiten zu schonen. Dafür geht es während des Rundgangs, bei dem auch archäologische Funde gezeigt werden, zu einem der wichtigsten Karsthohlräume im südlichen Rheinland-Pfalz: Unter der Erde hat Niederschlagswasser den Kalk zu einer geräumigen Höhle ausgewaschen. Die geringe Widerstandskraft des Felsens gegen Verwitterung zeigt sich hier besonders eindrucksvoll. Angesichts des geplanten Trassenverlaufs der B 271 neu befürchten viele Anwesende die Zerstörung dieser Höhle. Geologische Gutachten bestärken sie darin: Auch die Hohlräume unter der benachbarten Fläche würden durch Bau und Nutzung der Straße verloren gehen, so die Auskunft von Fachleuten. Laut Michael Ochse, Vorsitzender der Pollichia Bad Dürkheim, gefährdet die Westvariante mit dem vorgesehenen Brückenbau das Naturschutzgebiet und beeinträchtigt das Landschaftsbild. Gero Kühner, erster Beigeordneter der Gemeinde, erklärt deshalb zum Abschluss der Exkursion, dass man den Rechtsweg einschlage, wenn das Planfeststellungsverfahren die Westtrasse genehmige.

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