Bad Dürkheim Vom Publikum auf Händen getragen

Marco Lehnertz (links) feierte gleich mehrere Premieren: Seine erste Rieslingschorle aus einem Dubbeglas beflügelte ihn anschein
Marco Lehnertz (links) feierte gleich mehrere Premieren: Seine erste Rieslingschorle aus einem Dubbeglas beflügelte ihn anscheinend zu einem Bad in der Menge.

Mit Soul und Funk ist der Verein Musik und Kunst in Weisenheim am Sand (MuK) erfolgreich ins neue Jahr gestartet: Zur ersten After-Work-Party mit den Friday Night Igels und ihrem Gast Christian Stockert am Freitagabend kamen rund 120 Musikfreunde in die Dorfkneipe Zum Adler.

Rein ins Wochenende mit handgemachter Live Musik – das Konzept der MuK-Macher hat sich von bescheidenen Anfängen längst zur Kultveranstaltung gemausert und scheint nach 14 Jahren erfolgreich wie nie zu sein. Entscheidenden Anteil daran haben die Friday Night Igels. Die MuK-Hausband um die beiden „Alt-Igel“ Peter Stahl an der Gitarre und Armin Rühl am Schlagzeug holt sich wechselnde Mitstreiter ins Adlernest, um dem Publikum eine intensive Club-Session zu bescheren. Musik hautnah erleben – das geht im Adler wortwörtlich, denn im hinteren Raum, in dem die Band spielt, ist es rappelvoll. Doch auch Raucher und späte Gäste können den vollen Konzertgenuss erleben, denn die Session wird im vorderen Raum auf einer Großleinwand übertragen. Hauptgast des ersten Konzerts 2019 ist Sänger Christian Stockert, dessen zwischen Soul und Funk changierende Stimme sofort Wirkung entfaltet. Stücke wie „Crossfire“ (Steve Ray Vaughn), „Houseparty“ (Maceo Parker/Fred Wesley) und „Rough Boy“ (ZZ Top) wirken knackig auf den Punkt gebracht. Besonderen Unterhaltungswert haben zwischendurch die „Verzehlschers“ von Lokalmatador Peter Stahl und seine launigen Kabbeleien mit Christian Stockert, mit denen sie ebenfalls das Publikum mitreißen. Beim Chart-Hit „Still“ von Jupiter Jones bilden sich erste Chöre und auch „Wonderwall“ von Oasis entwickelt eine tolle Gruppendynamik. Magische Momente an der Gitarre steuert Peter Stahl mit akribischem Fingerspiel im Stil von Carlos Santana bei. Als „Jung-Igel“ machen Marco Lehnertz (Keyboarder bei Jupiter Jones und den Söhnen Mannheims) und Michael Heise, Bassist aus dem Kraichgau, die Band komplett. Christian Stockert zeigt den Besuchern, dass er auch die Bluesharp virtuos zu handhaben weiß und entlockt seinem Instrument sehnsuchtsvolle und groovige Töne. Bei Songs wie „Cold Shot“ (Steve Ray Vaughn), „Real Mother“ (Johnny Guitar Watson) und „Shakey Ground“ (Delbert/McClinton) steigt die Stimmung. Vorab als „Mister Sex Machine“ angekündigt, interpretiert Stockert den gleichnamigen Song von Funk-Legende James Brown mit energiegeladenem Timbre. Ein toller Kontrast dazu ist „The Thrill Is Gone“ von B. B. King mit seinem atmosphärisch dichten Zusammenspiel von Peter Stahl und Bassist Michael Heise. Für eine Überraschung zu später Stunde sorgt Keyboarder Marco Lehnertz. Der Bitburger greift zum ersten Dubbeglas seines Lebens und nimmt – von Rieslingschorle inspiriert – zu „Save Tonight“ von Eagle Eye Cherry ein Bad in der Menge, indem er vom Publikum auf Händen getragen wird. Mit seinem Stage-Diving beschert der Jung-Igel dem Adler nach 14 Jahren After-Work-Partys eine Premiere und damit sozusagen ein Stück lokale Musikgeschichte. Mit der Mitsing-Hymne „Chasing Cars“ von Snow Patrol und dem traditionellen Igels-Blues geht die dreistündige Live-Session umjubelt zu Ende. Die nächste After-Work-Party mit den Gästen Silke Hauck und Rino Galliano gibt es am Freitag, 1. Februar. Gemeinsam mit der Popakademie Mannheim sind im Frühjahr zwei Newcomer-Konzerte im MuK-Vereinsheim am Keschdeberg angesetzt: am 15. Februar mit Jennifer Bright und am 15. März mit Vincent Hall.

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