Bad Dürkheim Vivaldi bei Kerzenschein

Träge Sommerhitze und klirrende Kälte: Dank der barocken Musik von Vivaldi konnten rund 300 Zuhörer in der Dürkheimer Schlosskir
Träge Sommerhitze und klirrende Kälte: Dank der barocken Musik von Vivaldi konnten rund 300 Zuhörer in der Dürkheimer Schlosskirche die Jahreszeiten noch einmal innerlich erleben.

Mit bildgewaltiger Barockmusik haben rund 300 Besucher am ersten Weihnachtstag in Dürkheims Schlosskirche das zu Ende gehende Jahr Revue passieren lassen. Im Mittelpunkt des von Bezirkskantor Johannes Fiedler geleiteten „Konzerts bei Kerzenschein“ stand Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“.

Das musikalische Szenario der vier Jahreszeiten, von Vivaldi 1725 veröffentlicht, ist seit je eine Herausforderung für Streicher, gilt es doch, über spieltechnische Virtuosität hinaus, Stimmung und Seele der jeweiligen Saison zu vermitteln. Als Spiel- und Hörhilfe hat der Komponist seinem zwölfsätzigen Werk vier selbstverfasste Sonette vorangestellt. Abgedruckt im Programmheft, erwiesen sich die szenischen Gedichte als Verständnis fördernd – ein niederschwelliger Einstieg selbst für sporadische Klassik-Hörer an Feiertagen. Anschwellende Bilderfluten, ein Wechselbad von Stimmungen und Emotionen – das Jahreszeiten-Thema bietet in seiner barocken Plastizität und überbordenden Fabulierfreude – wie viele andere klassische Stücke – eine inhaltliche Steilvorlage für mediale Überstrapazierung. Seine über Jahrhunderte erhaltene originäre Wirkkraft zeitgemäß zu vermitteln, ist für Barock-Ensembles eine spannende Aufgabe. Ihr hat sich Ingo de Haas, erster Konzertmeister der Oper Frankfurt, mit seiner Darmstädter Konzertreihe „Abenteuer Barock“ gewidmet. In der Schlosskirche übernahm de Haas den Part der Solovioline und zauberte auf einer 1672 gefertigten Barockgeige von Valentino Ziani. Der weiche Klangkörper war ideale Voraussetzung für de Haas’ variantenreiche Virtuosität. Gerne lauschte man seinen hingebungsvoll intonierten Solo-Passagen, die sich in ihrer Komplexität im Wechsel mit erster und zweiter Violine, gespielt von Sophie Hohmeier und Christine Rox, wunderbar entfalten konnten. Hongxia Cui (Viola) und Marie Deller (Violoncello), Volker Masson am Kontrabass und Fiedler am Cembalo vervollständigten das Zusammenspiel. Vogelgezwitscher, Moskitoschwärme und Hundegebell, Jagdhörner und klirrendes Eis – in seinen Vier Jahreszeiten imitiert Vivaldi Naturerscheinungen, vom lauen Lüftchen bis zum Orkan, von träger Sommerhitze bis zu klirrender Kälte. Das lässt innere Bilder entstehen, Erlebtes nachklingen. Fürs fühlende Hören bot das mit Kerzen beleuchtete Kircheninnere ein stimmungsvolles Ambiente. Das gute Konzert der Sonderklasse – unterstützt vom Verein „Freundeskreis für die Kirchenmusik Bad Dürkheim“ und Gartenhotel Heusser – wurde „zwischen den Jahreszeiten“ ergänzt durch vom Publikum gesungene Weihnachtslieder.

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