Bad Dürkheim Verschmerzbares und Schmerzliches

Den nackten Zahlen nach ist Herxheim die Hochburg der AfD unter den hiesigen Gemeinden. 15,5 Prozent erhielten die Rechtspopulisten in der Berggemeinde, ihre Direktkandidatin, obwohl noch nicht einmal im Wahlkreis ansässig, kam auf 14,5. Die Rede ist hier gern von Protestwählern, doch wer hier womöglich einen Denkzettel per Stimmschein gegen die B 271 vermutet, liegt falsch: In Kallstadt, von der geplanten Talbrücke optisch nicht minder mehr betroffen, machten ganze 8,4 Prozent der Wähler ihr Kreuz hinter der Liste 12 – Tiefstwert im Landkreis neben Forst (8,2). Mit Ausnahme von Weisenheim am Sand (12,9) blieb die Petry-Partei vor Ort überall unter ihrem Landesergebnis von 12,7 Prozent, das identisch ist mit dem Wahlkreisvotum. Weit dunkler sieht es nördlich und südlich der Mittelhaardt aus, wo gestern in der vorletzten Zweitstimmenspalte der RHEINFALZ-Tabellen in Haßloch beispielsweise 18,8, in einzelnen Orten über 22 Prozent ausgewiesen waren. Was Herxheim nicht automatisch rehabilitiert ... Nun, vor Ort schaffte Iris Nieland, politisch relativ unbedarft, auch in der Hälfte der Ortschaften in der VG Freinsheim ein zweistelliges Resultat, ebenso in Ellerstadt und in Bad Dürkheim. Ähnliches gelingt von den anderen Direktkandidatinnen nurmehr Heike Rung-Braun in der „Doppelgemeinde“ Friedelsheim-Gönnheim sowie Erpolzheim – bloß ist es hier ein Achtungserfolg. So wie die Freien Wähler insgesamt im Wahlkreis 41 um die Hälfte besser abschneiden als landesweit. Freud und Leid der beiden großen Landesparteien spiegeln sich vor Ort wider. Die SPD legt im Wahlkreis um 2,2 Prozentpunkte auf 37,3 zu. Wobei der Schnitt im Norden gedrückt wird, wo sie in der Hochburg Grünstadt-Land mit 0,4 Prozentpunkten sogar minimale Verluste schreibt. An der Mittelhaardt dagegen wächst sie inklusive VG Deidesheim (!) durchweg um 3,5 Prozentpunkte, in Wachenheim sogar um 4,6. Ihre besten Einzelresultate holt sie in Bad Dürkheim und Grünstadt (jeweils 39,3). Analog dazu verliert die CDU im Wahlkreis höher als auf Landesebene (4,7 gegenüber 3,4 Prozentpunkte). In der tiefschwarzen VG Deidesheim sind es sogar 6,4 – fast schon ein Erdrutsch, auch wenn sie in dort mit 37,3 Prozent immer noch ihr mit Abstand bestes Ergebnis schreibt. An den beiden großen Parteien ist auch in unserer Region exemplarisch, was die Wahlforscher an Wählerwanderungen analysiert haben. Die CDU hat an AfD sowie an FDP in größerem Maße Stimmen verloren als die SPD. Die wiederum konnte ihre Verluste vor allem durch Zuwachs von grünen Wählern mehr als kompensieren. Die AfD wiederum hat Stimmen aus allen Lagern erhalten, selbst von den Grünen, deren Verluste im Wahlkreis mit rund zehn Prozent genau im Landesschnitt liegen. Durchaus denkbar, dass Wähler, die vor fünf Jahren wegen Fukushima spontan grün gewählt haben, jetzt wegen der Flüchtlingskrise ebenso spontan wieder abgewandert sind. Noch ein Indiz: Im Nordkreis, wo die SPD am geringsten zulegte, blieben die Verluste der Grünen unter dem Landesschnitt. Und umgekehrt: In Bad Dürkheim und den VGs Freinsheim und Wachenheim mussten sie zwischen 10,5 und 11,9 Prozentpunkten Federn lassen – da, wo die SPD noch am meisten draufpacken konnte. Ihr Spitzenergebnis notieren die Grünen in Weisenheim am Berg (7,4 Prozent, ansonsten in der Verbandsgemeinde mehr oder minder deutlich unter 5) und Ellerstadt (6,8). Der Kontrast: In Ellerstadt wiederum kam die FDP über ihr Landesergebnis von 6,2 Prozent nicht hinaus. Das konnte sie verschmerzen, weil ihr ansonsten überall höhere Zuwächse zuteilwurden als landesweit (2,0). In der Hälfte der Orte in der VG Freinsheim kam sie sogar auf knapp zweistellige Resultate – die Liberalen knüpften an alte Zeiten in ihrer Hochburg Mittelhaardt an, Glanzpunkt sind gar vier Prozentpunkte mehr in der VG Deidesheim. Auch die Freien Wähler sind im hiesigen Landstrich stärker als anderswo und übertrafen fast durchweg ihr Landesergebnis von 2,3 Prozent deutlich. Was die bei uns noch bedeutungsloser gewordene Linke (1,8 – im Land 2,8) nicht schaffte – außer in Dackenheim (3,3). Was vernachlässigbar scheint.

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