Bad Dürkheim US-Präsident zum Vernaschen: Trump-Schnitte in Freinsheim

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Die Kallstadter sind von Trumps Amtseinführung nicht angetan. Die Freinsheimerin Uschi Trump hat aus ihrem Namensvetter ein süßes Geschäft gemacht.

Für Uschi Trump ist Donald Trump eine echte „Schnitte“. Rein beruflich gesehen. Zu seiner Amtseinführung bietet die Inhaberin der Bäckerei in der Freinsheimer Hauptstraße ihren Kunden den ab sofort mächtigsten Mann der Welt auf dem Servierbrett an. Genauer: auf dem Backblech. Vier davon hat ihre Konditorin Jutta Willmann aus Frankenthal zur Feier des Tages am Morgen geliefert – es bleibt nichts übrig. Viel mehr Schokoladenseiten hat der „Poltergeist“ aus New York City bisher ja auch nicht offenbart – da kann man ihn wenigstens einmal zum Fressen gern haben ... In Kallstadt dagegen muss man inzwischen wohl lange suchen, bis man einen Sympathisanten des Unsympathen findet, als den die meisten Deutschen Trump auch außerhalb des Heimatorts seiner Vorfahren wohl sehen. Die Kallstadter, dies wird deutlich, sind des „Theaters“ überdrüssig, das mit der Nominierung des Tycoons im Juli 2015 zum Kandidaten der Republikaner einsetzte und mit seiner Wahl zum Präsidenten im vergangenen November zum Medienhype wurde. Auch am Tag seiner Amtseinführung bewegen sich gefühlt mehr Fernseh- und Presseleute durch die Straßen als Einheimische. Zum wahrhaftigen Straßenfeger wird die ´TV-Übertragung aus Washington am Abend aber nicht – das deutet sich bereits am Nachmittag an. Wenn uns überhaupt jemand Auskunft geben wollte, dann mit eher verhaltener Euphorie ... Ortsbürgermeister Thomas Jaworek zum Beispiel lässt die Amtseinführung eher kalt. Seinen Freitagabend verbringt er nicht gebannt vor dem Fernseher, „sondern so, wie jeden Arbeitstag auch“, erklärt er. Gegen 17 Uhr kommt er in der Regel nach Hause, dann bringt er seine beiden Kinder von vier und sechs ins Bett und erledigt noch ein paar Dinge. Für Trump, sagt er, bleibt da wenig Zeit. „Vielleicht dann mal in den Spätnachrichten am Abend – da wird das alles ja bestimmt ein Thema sein.“ Überhaupt finde er ja die ganze Trump-Kallstadt-Geschichte irgendwie komisch. „Ich habe die abstrusesten Anfragen bekommen. Ob Kallstadt die Amtseinführung von Trump denn groß feiern würde. Mit einem Public Viewing zum Beispiel.“ Da habe er lachen müssen, meint er, über die Anfrage der „Bild“ und eines US-Fernsehsenders. Ob die Kallstadter denn wenigstens gebannt vor dem Fernseher sitzen? Nein, glaubt Jaworek. „Der eine oder andere wird es vielleicht sehen, weil der Fernseher eh läuft oder man die Nachrichten schaut“, sagt er. „Aber so richtig bewusst gucken wird das wohl kaum einer.“ Froh ist der 48-Jährige darüber, dass die Reporterschar zur gestrigen Amtseinführung weitgehend ausgeblieben ist. „Die waren in den letzten Wochen schon sehr extrem. Dabei kann ich auch immer nur das Gleiche erzählen.“ Nun ja, allein bei seiner Schwiegermutter waren gestern zwei Journalisten zugange. „Eine Reporterin von einer Berliner Zeitung wohnt gerade in unserem Gästehaus“, erzählt Veronica Schramm, die als Darstellerin im Film „Kings of Kallstadt“ mitgewirkt hat. Später läutet noch ein Korrespondent der Deutschen Welle an, wie überhaupt die 69-Jährige in den letzten Tagen wieder etliche Reporter und Fernsehteams im Ort gesehen hat. Dass der Trump-Trubel bald ein Ende hat, wäre ihr nur recht, sagt sie. Veronika Schramm und ihr Mann Gerd jedenfalls gehen am Abend lieber auf einen runden Geburtstag, als sich den Amtseid des 45. US-Präsidenten im Fernsehen anzuschauen – oder zumindest bis zum Schluss dranzubleiben. „Ein bisschen was haben wir schon gesehen“, sagt sie. „Aber geflaggt haben wir nicht ...“ Der einzige Kallstadter, der unter Trump aktuell im Telefonbuch steht, hat „kein Interesse“ an der Live-Übertragung. Und Zeit schon gar nicht, sagt Herbert Trump. Der 65-Jährige will gegen Abend noch nach Leipzig, da hat er jemanden, die ihm wichtiger ist. Weshalb er auch die meiste Zeit nicht zu Hause sei, wie er einräumt. Von daher wirkt er nicht ganz so genervt wie seine Mitbewohner. „Och, es geht ...“, meint er lakonisch. Der einzige Namensvetter, der im Freinsheimer Telefonbuch steht, ist Harald Trump. Und der sei sieben Generationen voraus mit dem Immobilien-Milliardär verwandt, sagt seine Frau. Was sie wiederum auf die Idee ihres Marketing-Gags brachte: die Trump-Schnitten. Wenn schon der Name Trump über der Tür stehe, habe sich das als Bäckerei angeboten, meint sie. Vor drei bis vier Wochen habe sie das mit ihrer Konditorin ausheckt. Eine Art Donau(fön)welle – überzogen mit dem US-Banner und dem Konterfei von „Mr President“ auf jedem Stück. Alles essbar. Ein Team von Radio Regenbogen war schon früh um fünf da, habe sie interviewt – und selbst vier Stücke gekauft. Einen Trump-Wein gibt es (noch?) nicht. Zumindest nicht bei der Winzergenossenschaft Kallstadt. Die Idee sei schon mal kurz aufgeblitzt, sagt Axel Messer, aber noch nicht weiter verfolgt worden. Im Moment sei sie auch „nicht auf dem Schirm“, so der Geschäftsführer und Ur-Kallstadter. Die Livesendung konnte auch er nicht verfolgen („voll mit Terminen“), aber später die Nachrichten wollte er sich schon anschauen. Der 50-Jährige ist gespannt, wie Trumps Wurzeln mit dessen erstem Staatsbesuch in Deutschland nochmals in den Fokus gerückt werden. Denkt aber, dass vor allem Simone Wendels Film mehr US-Touristen anlocken könnte, wenn er sich jetzt über die Staaten verbreite. Inzwischen seien Anfragen aus Übersee öfter mit der Frage verknüpft, zu welchen Öffnungszeiten man das frühere Haus der Familie Trump besichtigen könne, bestätigt Jörg Dörr, Chef im „i-Punkt“ der Urlaubsregion vor Ort. Das steht am Tag von Trumps Amtsantritt immer noch zum Verkauf – mittlerweile auch im Internet. |psp/als/xla/vup

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