Dürkheim Thorsten Grasmück verabschiedet sich als Organist an der Schlosskirche

Wirkte für sechs Monate an der Dürkheimer Schlosskirche: Thorsten Grasmück.
Wirkte für sechs Monate an der Dürkheimer Schlosskirche: Thorsten Grasmück.

Mehrfacher Preisträger auf Bundesebene, Stipendiat der Ponto-Stiftung und bereits im Besitz einer gewissen Konzert-Routine: Nach seinem halbjährigen Interim als Organist an der Schlosskirche Bad Dürkheim verabschiedet sich der hochbegabte Abiturient Thorsten Grasmück am kommenden Sonntag mit einem Solo-Konzert.

Als Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald ihm die nebenamtliche Stelle des Organisten an der Schlosskirche Bad Dürkheim während der sechsmonatigen Vakanz der Bezirkskantorenstelle zwischen Oktober 2021 und April 2022 anbot, habe er schon kurz überlegt, gesteht Thorsten Grasmück. Denn eben gerade hat der 18-jährige Jungstar auf der Orgelbank seine Abiturprüfungen am Landauer Eduard-Spranger-Gymnasium ohne nennenswerte Anstrengungen hinter sich gebracht. Der allsonntägliche Dienst in Bad Dürkheim, wo die Gemeinde den sympathisch uneitlen jungen Mann mit dem naturgegebenen Lockenschopf längst ins Herz geschlossen hat, wertet er als Herausforderung – „allein schon logistisch; um die Weihnachtszeit habe ich an zehn Tagen ebenso viele Gottesdienste gespielt“ –, letztlich aber vor allem als Bereicherung.

Mit fünf Jahren erstmals ein Orgelkonzert erlebt

Mit fünf Jahren habe er zum ersten Mal mit Bewusstsein ein Orgelkonzert erlebt. „Ich war rundweg fasziniert von den prachtvollen Klangfarben, den unendlichen Ausdrucksmöglichkeiten des Instruments. Das hat mich nicht mehr losgelassen“. Die Kenntnis und Liebe zur klassischen Musik, so erzählt er, verdanke er vor allem seiner Mutter, die viel Klavier spiele. Und überhaupt einem Elternhaus, das ihn frei von Druck, entspannt, dabei nachhaltig gefördert habe. Er selbst hatte mit fünf Jahren Unterricht am Tasteninstrument, lernte Orgel spielen, als endlich die Beine ans Pedal reichten, und übernahm bereits im Alter von 12 Jahren erste Gottesdienstspiele in seiner Heimatgemeinde Walsheim. Mit 14 Jahren zählte er zu den jüngsten Vorstudenten der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt als Schüler von Professor Stefan Viegelahn.

Was Thorsten Grasmück dann während der vergangenen vier Jahre an Anerkennung, Konzerteinladungen und vor allem Preisen „abgeräumt“ hat, kann sich mehr als sehen lassen. Die Teilnahme an Wettbewerben schildert er als stets inspirierend, spannend. „Zunächst nie mit dem Anspruch zu siegen; einfach nur teilzunehmen war wunderbar.“ Den ersten Bundessieg bei „Jugend Musiziert“ – einen zweiten Preis mit 22 Punkten – heimste er 14-jährig noch im Fach Klavier ein.

Ein Jahr später, 2018, gewann er an der Orgel einen ersten Bundespreis mit Höchstpunktzahl, verbunden mit einem Sonderpreis der Deutschen Stiftung Musikleben. Im daran angeschlossenen Wettbewerb der Sonderpreise (WESPE) des Deutschen Musikrats erhielt er in der Kategorie „Orgel-Improvisation“ den Sonderpreis des Klosterklangfestivals Loccum.

Zahlreiche Preise bei Wettbewerben

Das Jahr 2021 bescherte erneut einen ersten Bundespreis mit Höchstpunktzahl; und zusätzlich den Sonderpreis der Deutschen Stiftung Musikleben. Und auch die sich anschließende „WESPE“-Preis-Kür erbrachte einen Sonderpreis für Improvisation, diesmal der Evangelischen Kirche Deutschland.

Bei beiden Wettbewerben verblüffte der blutjunge Organist mit einer in der Altersklasse ungewöhnlichen Werkauswahl – einmal die üppige Choralfantasie „Wachet auf, ruft und die Stimme“ und dann Fantasie und Fuge d-Moll opus 135b von Max Reger. Beim „Feedback“ durch die Jury verteidigte er zudem seinen Interpretationsansatz derart überzeugend, dass die Juroren ein weiteres Mal kaum aus dem Stauen herauskamen. Zu Max Regers Orgelwerk, gesteht Thorsten Grasmück, pflege er ein besonders „innige Verhältnis“.

Lampenfieber ist kein Thema für den Organisten

Von 2018 bis 2021 schließlich war er Stipendiat der Jürgen-Ponto-Stiftung – nicht auf eigene Initiative, vielmehr hatte die Institution ihrerseits das hoffnungsvolle Talent ausgespäht. Das zog – wen wundert“s? – attraktive Konzerteinladungen nach sich, zum Beispiel an den Dom zu Essen – 2018, da war Thorsten Grasmück gerade mal 15 Jahre alt. Konzerte im „Internationalen Orgelsommer Potsdam“, ebenso beim „Lübecker Orgelsommer“, jeweils 2019, folgten. Im gleichen Jahr nahm der junge Solist erfolgreich am XIV. Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb in Freiberg (Sachsen) sowie im Januar 2020 an einem Orgelkurs bei Olivier Latry, Titularorganist zu Notre Dame Paris, in Hamburg teil. Und regelmäßig konzertierte er auch in der Pfalz, so im Jubiläumsjahr der Kirchheimbolander Stumm-Orgel 2020 und immer wieder während der Orgelpunkt-Reihen in der Landauer Stiftskirche. „An der herrlichen Rieger-Orgel, die mein Seelen-Instrument ist.“ Lampenfieber, verrät der Nachwuchskünstler, sei nie wirklich ein Thema für ihn, „eher eine Art neugieriger Spannung kurz vor dem ersten Akkord. Dann versuche ich mir zuzuhören.“

Keine Pläne für eine reine Konzertkarriere

Ohnehin ist Thorsten Grasmück bei alledem die Bodenhaftung nicht abhanden gekommen. 2018 hat er am Kirchenmusikalischen Seminar Landau seine C-Prüfung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker mit Auszeichnung absolviert, ist als Ko-Organist an der Landauer Stiftskirche und nach wie vor im ländlichen Walsheim regional tief verwurzelt. Ebenso wie im liberal protestantischen Glauben seines Elternhauses. Kirchenmusik in ihrer kompletten Bandbreite ist und bleibt seine brennende Leidenschaft, die Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen Frankfurt („meine klare Präferenz“) sowie München, Leipzig und Lübeck stehen im Sommer an, sind wohl eher eine Formalie.

Gelegentliche Avancen, doch eine reine Konzertkarriere anzustreben, quittiert der junge Künstler gelassen und entschieden mit Absage. „Ich liebe den Kontakt zu Menschen, arbeite gerne auch mit Laien, mit Chören und Orchestern, mag es zu organisieren, zu vernetzen “, sagt der entwaffnend ungezwungen wirkende Jugendliche, der sich vormals länger als seine Altersgenossen selbstbewusst sozialen Medien und Smartphone-Nutzung verweigerte. „Kantor – das bleibt mein Traumberuf.“

Kurz vor Ende seines Interims in Bad Dürkheim verabschiedet sich Thorsten Grasmück am Sonntag, 27. Februar, 18 Uhr, in der Schlosskirche Bad Dürkheim mit einem Orgelkonzert. Unter dem Motto „Alte Kleider, neu geschneidert“, interpretiert Thorsten Grasmück Werke zum Passionskreis, unter anderem von Johann Sebastian Bach (Partita „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ BWV 768), Augustin Barié, Marcel Dupré und Charles Tournemire. Der Eintritt ist frei bei Bitte um Spenden. Es gilt die 2G+-Regel sowie Maskenpflicht.

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