Bad Dürkheim Suche nach Identität in der Fremde
„Lebendige Häuser bauen in Einer Welt“: Unter diesem Motto des Gustav-Adolf-Fests Pfalz thematisierte die Protestantische Kirchengemeinde Bad Dürkheim die Ziele des Gustav-Adolf-Werks (GAW). Dekanin Ulla Hoffmann Gäste begrüßte Gäste aus den Nachbargemeinden und aus dem europäischen Ausland. Sie betonte, dass es bei der Arbeit des GAW um Identität und Solidarität gehe, denn „gerade heute sei beides in besonderem Maße gefragt.
„Wien trifft Bad Dürkheim, Rumänien kommt in die Pfalz“, so die Botschaft. Das GAW Pfalz plant unter anderem eine verbesserte Nutzung der neuen Medien zur Information der Gemeinden, um sie an ihre Verantwortung für die Diasporagemeinden zu erinnern. Am Freitag begann das Festprogramm zum Thema „Lebendige Häuser bauen in Einer Welt“ mit einem Jugendgottesdienst im Mehrgenerationenhaus, der von der Jugendzentrale Bad Dürkheim und der Jugend Maxdorf gestaltet wurde. Er stand ganz im Zeichen der Jugendlichen, die mit Band, Anspiel, Slam und Video Pray zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema „Was glaubst denn du?“ einluden. Beim Festabend bestätigte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld, der das GAW aus seiner Erfahrung als Presbyter und Mitglied der Landessynode kennt, dass die Arbeit dieses Hilfswerks für Protestanten in der Diaspora zum gegenseitigen Verständnis beitrage, wie er es bei einem Besuch im polnischen Landkreis Kluczborg erlebt habe. Synodalsenior i.R. Joel Ruml von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien ist derzeit internationaler Gast der pfälzischen Landeskirche und verwies darauf, dass die Kirche in Tschechien zu den Minderheiten gehört. Zwar sei es wichtig, die Gebäudestruktur besonders in den Dörfern zu unterhalten, aber eine bessere Aufgabe sei es, Leben in die Gebäude zu bringen: „Wir müssen die Wahrheit, die in Christus liegt, bewahren und verbreiten.“ Der Luxemburger Pfarrer und Kirchenpräsident Pfarrer Volker Strauß berichtete über die Situation in seinem Land, wo das vom Großherzog mit großen Schulden übernommene Kirchengebäude inzwischen auch den in Luxemburg ansässigen Auslandsgemeinden Unterschlupf gewährt, damit sie dort Gottesdienste feiern können. In seinem Festvortrag referierte der Wiener Professor Dr. Karl Schwarz über die Nöte und Chancen des Kirchenbaus im Donauraum. Das Thema sei mehrdeutig, wenn es darum gehe, „lebendige Häuser“ zu bauen. „Die Donau ist ein verbindender Strom für zwanzig Sprachen, fünf Konfessionen und drei Alphabete“, führte er die Vielfalt der Region vor Augen. Um zu einer Brücke zwischen den Völkern zu werden, müsse dort mit Sensibilität vorgegangen werden, denn „es gibt kein gemeinsames Geschichtsbuch“. Deshalb fördere das GAW die Zusammenarbeit auf der Basis der Charta Oecumenica. Als anschauliches Beispiel stellte Pfarrer Christian Plajer die Situation in seiner Gemeinde vor: Die Honterusgemeinde Kronstadt gehört zur Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien. Benannt ist sie nach dem siebenbürgischen Reformator Johannes Honterus. Es ist eine deutschsprachige Gemeinde, deren Mitglieder vorwiegend zur deutschen Minderheit in Rumänien, den Siebenbürger Sachsen, gehören. „Für die ethnische und konfessionelle Minderheit ist das Leben dort eine Herausforderung zwischen Identitätsbewahrung und Öffnung“, berichtete er und gab einen detaillierten Einblick in seine Gemeindearbeit. Das aktive Gemeindeleben der protestantischen Kirche in Bad Dürkheim konnten die Gäste am Sonntag bei einem Gospelgottesdienst am Morgen und einem Festgottesdienst am Nachmittag erleben, bei dem Oberkirchenrat Gottfried Müller die Predigt hielt. Nach der Vorstands- und Beiratssitzung des GAW Pfalz stand am Samstag die Vertreterversammlung mit Neuwahlen an. Die Arbeit im Vorstand erfolgt ehrenamtlich für eine Dauer von sechs Jahren. Der bisherige Vorsitzende Pfarrer Friedhelm Hans aus Landau gab sein Amt an seinen Nachfolger Pfarrer Philipp Walter aus Schönau-Rumbach ab und übernahm den Posten des Stellvertreters. |dox