Kommentar Straßennamen: Vernunft statt Emotion

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Eine andere Herangehensweise an die Umbenennung hätte viele Streitereien vermieden.

Über kein Thema ist in den vergangenen Jahren in der Stadt derart emotional diskutiert worden wie über die Umbenennung von Maler-Ernst-Straße, Karl-Räder-Allee und Philipp-Fauth-Straße. Viele harsch geführte Diskussionen und persönliche Anfeindungen in den vergangenen Monaten hätte die Stadt sich und anderen ersparen können, wenn man beim Prozess von Anfang mit den Betroffenen – vor allem den Nachkommen und den Anwohnern – in einen offenen und transparenten Dialog gegangen wäre. Das heikle Thema zunächst hinter verschlossenen Türen und dann in einem Ausschuss zu behandeln, war ein Fehler.

Gustav Ernst, Philipp Fauth und Karl Räder haben sich auf unterschiedliche Weise um die Stadt verdient gemacht. Die Nachforschungen der von der Stadt beauftragten Historiker haben allerdings klar ergeben, dass sie überzeugte Anhänger des Nazi-Regimes waren – wenngleich sie nichts Strafbares getan haben. Die Leistungen Räders, Fauths und Ernsts ihrer Rolle in der menschenverachtenden Nazi-Zeit gegenüber zu stellen, ist Kern der Frage, ob sie weiter mit der Ehre bedacht werden sollen, Namensgeber für eine Straße in Bad Dürkheim zu sein. Hier hat sich der Stadtrat klar positioniert. Der Beschluss, die Namen zu ändern und weiter mit einem QR-Code auf die früheren Namensgeber und deren Leistungen, aber auch deren Einstellung zum Nationalsozialismus hinzuweisen, ist vernünftig. Natürlich hat das Gremium das Recht, Entscheidungen früherer Mandatsträger zu ändern. Alles andere wäre angesichts immer neuer Herausforderungen fatal. Gleichzeitig haben Bürger das Recht, diesen Beschluss infrage zu stellen. Jetzt stehen die Stimmberechtigten in der Verantwortung, diese wichtige Entscheidung nicht aus einer Emotion heraus zu treffen.

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