Bad Dürkheim Stilistische Vielfalt und gelungene Improvisationen

Marion La Marché war einer der musikalischen Gäste bei der MuK After Work Party im Adler in Weisenheim am Sand.
Marion La Marché war einer der musikalischen Gäste bei der MuK After Work Party im Adler in Weisenheim am Sand.

Die erste MuK After Work Party im Jahr 2018 des Vereins Musik und Kultur am Freitagabend im Adler in Weisenheim am Sand mit den Friday-Night-Igels hat die Messlatte für die kommenden Monate ganz schön hochgelegt. So viel stilistische Vielfalt und Wagemut waren selten, soviel gelungene Experimentierfreude und Improvisation hat es auch noch nicht so oft gegeben.

Zudem hat der Abend den Beweis erbracht, dass es auf der winzigen Bühne im Adler doch tatsächlich möglich ist, sechs Musiker inklusive einer nicht gerade schmalen Hammond-Orgel unterzubringen. Igels-Gitarrist Peter Stahl wiederholte im Laufe des Abends mehrmals: „Des muss mer sisch mol vorschtelle, uff dere Bühn schpielen grad zwee Trios“. Als Gäste hatten sich die Friday-Night-Igels Marion La Marche´ und Tom Karb von der El Ville Blues Band eingeladen. Die ist das Pendant zu den Friday-Night-Igels, nämlich die Hausband des Ellerstadter Kulturvereins KuKiE. Deren Blues Sessions sind mittlerweile überregional Kult und das liegt auch an den zwei Mitgliedern, die am Freitag im „Adler“ waren. Tom Karb ist einer, dem man die Finger küssen möchte, sobald er in die Tasten seiner Hammondorgel greift, einer der ebenso variabel wie einfühlsam improvisiert, dabei nicht nur interessiert ist, möglichst viele Noten in möglichst schnellen Tastenläufen unterzubringen, sondern der seine Fähigkeiten ganz in den Dienst des Songs und seiner Mitmusiker stellt. Ein Ohren- und Augenschmaus wie Karb die Soli-Parts übernahm, seine Mitmusiker einband. La Marché kennt im Rhein-Neckar Raum eigentlich jeder: jahrelange Hauptdarstellerin eines viel gepriesenen deutschlandweit aufgeführten Janis Joplin-Musicals, Stammgast im Mannheimer Capitol. Sie ist eine, die völlig unangestrengt jede stilistische Spielart von Jazz über Blues bis hin zu Pop, Rock und Soul bedienen kann und trotzdem immer unverkennbar bleibt. Da röhrt sie bei „Dr. Feelgood“ und hat genug Pop-Appeal, um aus dem Police-Klassiker „Walking on the moon“ eine flirrend leichte Angelegenheit zu machen. Der dritte Gast des Abends war derjenige, der sich am meisten getraut und am meisten gewonnen hat. Nicht zuletzt darum, weil ihn niemand auf der Rechnung hatte. Max Jeschek spielt Gitarre, kommt aus dem Kraichgau und wurde von den Igels Armin Rühl und Wolfy Ziegler nach Weisenheim in den Adler gebracht. Mit den beiden hat er zwei CDs aufgenommen und daraus sechs Instrumentalstücke gespielt. Generell schon mal ein Wagnis an einem Abend, an dem nur Cover-Songs auf dem Programm stehen, eigene, dem Publikum unbekannte Sachen zu spielen: Ohne Gesang hat das was von einem akustischen Selbstmord-Kommando. Nicht so bei Jeschek. Dem Publikum fiel fast die Kinnlade herunter, weil Jeschek seine Gitarre so handhabt, dass man beim Zuhören glaubt, sie würde einem Geschichten erzählen. Er klingt wegen seiner Melodienführung wie eine Mischung aus Mike Oldfield und Peppers-Gitarrist John Fruiscante, verliert sich nie in selbstverliebte Saitenfrickeleien und lässt auch gerne mal ein derbes Brett vom Stapel. Das Zusammenspiel mit Rühl und Ziegler war dabei ebenfalls vom Feinsten, weil diese einen ständig wechselnden Rhythmusteppich bedienen mussten. Die Reaktionen auf Jescheks Solonummern waren gerade im zweiten Teil des Abends fast schon überwältigend. Das Einzige was man daran bemängeln könnte, ist das Marion La Marché dabei nichts zu singen hatte. Dafür hat sie am Ende die Querflöte ausgepackt und eine famose Version des Jethro Tull-Klassikers „Locomotive Breath“ abgeliefert. Stahl’s Gitarrensoli bei Jimi Hendrix „Little Wing“ zergingen einem in den Gehörgängen, und wenn die „zwee Trios“ sich die Soli zuspielten, wusste man, dass es richtig gewesen war, in den Adler zur MuK-After Work Party zu gehen. Respekt MuK! Mit der Bitte um schnellstmögliche Wiederholung in dieser Besetzung.

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