Bad Dürkheim Spannender Blick in menschliche Abgründe

Eine hochspannende Novelle wählte Dorothee Heitkamp-Gieseler passend zur Karnevalszeit für den Literaturgesprächskreis der Stadtbücherei Bad Dürkheim aus. Über Carl Zuckmayers 1959 erschienene berühmte Erzählung „Die Fastnachtsbeichte“ diskutiert die Runde am kommenden Dienstag. Es ist eine vielschichtige Kriminalgeschichte über Liebe und Schuld.

Am Fastnachtssamstag 1913 bricht im Mainzer Dom ein junger Mann zusammen und stirbt, bevor er nach wenigen Worten vor dem Domkapitular seine Beichte ablegen kann. Wer ist der Tote, wer der Mörder? Wie kam es mitten im ausgelassenen Mainzer Fastnachtstreiben zu dieser grausamen Tat? Brudermord steht im Raum, doch es gibt weitere Verdächtige. In seiner ebenso kühn wie kunstvoll konstruierten Novelle verknüpft Zuckmayer zahlreiche Handlungsfäden, führt komplexe Figuren ein, darunter eine unheimliche Gestalt zwischen Mensch und Tier und schildert sprachmächtig menschliche Abgründe. Der Kreis schließt sich am Ende der Novelle mit der Titel gebenden Fastnachtsbeichte. Diese Einrichtung der katholischen Kirche existierte Anfang des 20. Jahrhunderts noch in den Domen mancher Städte am Rhein, dort konnten Gläubige am frühen Aschermittwoch dem Domkapitular ihre während des Karnevals begangenen Sünden beichten. Eine ganz andere Art von Schuld beichtet die Italienerin Viola, die auf der Suche nach ihrem Geliebten nach Mainz kam. Ob sie an dem Mord beteiligt war, sei hier nicht verraten ... Zuckmayer, 1896 in Nackenheim bei Mainz als Sohn eines Fabrikanten geboren, gehört zu den bedeutendsten deutschen Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Nach dem Abitur nahm er als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. 1918 studierte er zunächst Geistes- und Naturwissenschaften in Frankfurt und Heidelberg, war dann Regieassistent in Berlin und Dramaturg am Stadttheater Kiel und in München. Sein Lustspiel „Der fröhliche Weinberg“ brachte ihm 1925 den literarischen Durchbruch. Wegen seiner jüdischen Herkunft und als Antifaschist erhielt er ab 1933 Aufführungsverbot. Nach der Beschlagnahme seines Hauses „Wiesmühle“ bei Salzburg emigrierte er mit seiner Familie 1938 zunächst in die Schweiz, dann über Cuba in die USA, wo er als Farmer und freier Schriftsteller in Vermont lebte und die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Von 1947 bis 1957 pendelte er zwischen der Schweiz und den USA, bis er sich 1958 endgültig im schweizerischen Wallis ansiedelte, wo er 1977 starb. Zu seinem umfangreichen dichterischen Werk gehören neben Romanen, Gedichten und Erzählungen die berühmten Dramen „Schinderhannes“ (1927), „Der Hauptmann von Köpenick“ (1930) und „Des Teufels General“ (1946). Seine höchst lesenswerte Autobiografie „Als wär’s ein Stück von mir“ erschien 1966. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1925 den Kleist-Preis, 1929 den Büchner-Preis und 1972 den Heinrich-Heine-Preis. Ab 1962 war er Ehrenbürger der Stadt Mainz, die seit 1979 zu seinen Ehre die Carl-Zuckmayer-Medaille als Literaturpreis für Verdienste um die deutsche Sprache verleiht, in diesem Jahr an Robert Menasse. TERMIN Der Literaturgesprächskreis der Stadtbücherei Bad Dürkheim diskutiert am Dienstag, 19. Februar, 20 Uhr in der Römerstraße 20 über Carl Zuckmayers Erzählung „Die Fastnachtsbeichte“. Teilnahmegebühr 4 Euro.

x