Bad Dürkheim Spannende Interpretationen
Bad Dürkheim. Seit 25 Jahren ist Roman Perucki immer wieder zu Gast in der Kurstadt, jetzt eröffnete der polnische Orgel-Professor die Internationalen Orgeltage in der Schlosskirche. Eine feste Größe ist Perucki bei diesem Festival und er fesselte sein Publikum einmal mehr mit höchst spannenden Interpretationen von Barockmusik. Werke aus Italien und Norddeutschland ließ er erklingen.
Die Orgeltage erfreuen sich großer Beliebtheit beim Publikum und die Schlosskirche war wieder gut gefüllt. An der Danziger Musikakademie hat Perucki eine Professur, leitet in der baltischen Stadt den Sweelinck-Orgelwettbewerb und hat einen exzellenten Ruf als Spezialist für Barockmusik, die er in zahlreichen Platten- und Rundfunkaufnahmen dokumentiert hat. Für die Musik des Barock hat Perucki ganz besonderes Gespür: Deren Rhetorik, Rhythmik, Notenfluss versteht er großartig. Und er beherrscht die hohe Kunst, das Tempo frei und elastisch zu gestalten, das Fließen der Linien mit kleinen Verzögerungen und Beschleunigungen wiederzugeben. In der eingangs gespielten Messa della Domenica von Girolamo Frescobaldi zeigte dies besonders eingebungsvolle Wirkung. In den von lebhaftem, tänzerischen Elan erfüllten Toccaten und Ricercar ebenso wie in dem gebethaften „Kirie“. Freudig bewegt, pointiert und akzentuierungsreich wurde die Orgelmesse rhythmisiert. Und auch klanglich wirkte dies sehr authentisch, in herben Registern von expressiver Kraft eingekleidet. Bei Frescobaldi hat auch Franz Tunder das Orgelhandwerk studiert, bevor er nach Lübeck ging. Seine variationsfreudige große Choralbearbeitung „Was kann uns kommen für Not“ gestaltete Perucki überaus lebendig, führte die reich gewirkten und lebhaften Figuren wie durch ein Kaleidoskop an wechselnden Farben und Registern. Kraftvoll bewegt musizierte der polnische Organist zuvor das Praeludium e-moll von Nicolaus Bruhns, sehr stilvoll auch in der Registerwahl. Das klang nicht nur ganz und gar barock und historisierend, das wirkte auch so in dem elastisch gestalteten Tempo. Da erschien nichts überladen, wurde alles sehr stilkundig und spannend gestaltet, so auch die Wechsel zwischen den kräftig rauschenden virtuosen Passagen und den intimen Zwischenspielen. Mit aufgewecktem Elan wurden die Fugenteile erfüllt, brachte der Organist ebenso viel Lebendigkeit wie starke Sogkraft in seine Wiedergabe. Bachs Passacaglia und Fuge c-moll ist ein Gipfelwerk barocker Kunstfertigkeit. Perucki verzichtete ganz auf allen Prunk und dröhnendes Pathos, brachte das Variationenwerk in einen fast schlichten lebendigen Fluss mit schlanker Klanggestaltung. Ausgesprochen farbenreiche Register brachte er zum Einsatz, die besonders in den lyrischen Zwischenspielen wundersame Wirkung zeigten. Ausgesprochen gesanglich gestaltete er schon das Ostinato im Pedal und mit dynamischer Lebendigkeit ließ er die Figuren darüber reich schillern und pulsieren. Zielgerichtet führte er das große Werk in einen starken Sog seinem Ende zu. Tänzerisch schwungvollen Elan brachte der Organist in ein Konzert aus Vivaldis „La Stravaganza“, eröffnete leichtgängig flirrende Virtuosität neben gesanglicher Expressivität. Ein tänzerisches Fest machte er aus dem „Concerto nono“ von Pietro Morandi, ließ die gutgelaunte Heiterkeit mit dem Zimbelstern-Register glitzern. Ein weiteres Concerto von Morandi, einen Marsch ließ Roman Perucki als Zugabe folgen und danach noch zwei weitere: das farbenreich schwungoll gestaltete Halleluja von Händel und noch eine frühbarocke Danza.