Bad Dürkheim Sissel-Kissen und Pilates-Combo-Chair
Mittlerweile verdient Novacare auch Geld mit trendigem Pilates-Zubehör mit exotischen Namen wie „Combo-Chair“ und „Ladder-Barrel“. Und die Nachfrage nach den Novacare-Medizinprodukten ist gut: So freuen sich die beiden Brüder über ein wachsendes Exportgeschäft und hegen Erweiterungswünsche: „Wir suchen unter anderem noch Lagerflächen.“ Dennoch treibt die Chefs der beiden GmbHs Novacare und Sissel eine europäische Novelle in Sachen Medizinprodukteverordnung (MDR) um. „Diese Verschärfung der medizinischen Dokumentationspflichten beschäftigt uns seit gut einem Jahr“, sagt Lars Friebel. Auslöser sei der Skandal um fehlerhafte Brustimplantate gewesen. Mehr Dokumentationspflichten Wenn die neue Gesetzgebung im Zeichen der Patientensicherheit im nächsten Jahr so komme wie erwartet, bedeute das für das Dürkheimer Unternehmen mit insgesamt 55 Mitarbeitern teure Mehrarbeit und einen höheren Personalbedarf: „Wir müssen unsere Dokumentations- und Entwicklungsabteilung und unser Qualitätsmanagement aufstocken, um die neuen Anforderungen zu schultern“, sagen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter unisono. Einziger Vorteil: Hier können beide Firmen die Synergien einer gemeinsamen Abteilung nutzen. Langfristig werde Novacare aber eine Bereinigung der Produktgruppen vornehmen müssen, Deutschland sei ein großer Markt im Medizinproduktebereich. Dennoch wollen die Gesundheits-Pioniere am Standort im Bruch ihre Produkte ansprechender präsentieren: In drei Ausstellungsräumen, die gerade für eine kleinere fünfstellige Summe umgebaut werden, ist die Palette vom Sissel-Ball bis zum Novacare-Rollstuhl oder Pilates-Trainingsgerät zu sehen. Die beiden Firmen setzen schon lange auf den Export, unter anderem nach Frankreich, Großbritannien, in die Benelux-Staaten und den Nahen Osten, ergänzt sein Bruder Lars. Hergestellt werden die Erzeugnisse nicht nur in Deutschland, sondern auch in Skandinavien, den USA und in Fernost. „Die Produkte werden exklusiv für uns nach unseren Vorgaben gefertigt``, betont Jens Friebel. So umfasst die Betriebsfläche von Novacare und Sissel an den Standorten Bad Dürkheim und Grünstadt insgesamt rund 3800 Quadratmeter, allein 1300 Quadratmeter davon als Außenlager im Grünstadter Gewerbegebiet. Von dort werden Sanitätshäuser, Apotheken oder Online-Versandhändler wie Amazon beliefert. Aber auch in Bad Dürkheim werden Arbeiten ausgeführt, findet zum Beispiel die Konfektionierung oder die Endmontage von Produkten statt. Ausbauen wollen die beiden Brüder das dritte Geschäftsfeld Pilates. Mit Ausrüstungs- und Trainingsgeräten rund um die Mode-Sportart mache Novacare mittlerweile schon etwa 20 Prozent seines Firmenumsatzes. Und die Firma bastele schon an einem Konzept eines Pilates-Schwerpunktes mit Kursen hier in Bad Dürkheim: „Unseren Mitarbeitern wird schon seit über zehn Jahren die kostenlose Teilnahme an Pilates Gerätekursen angeboten.“Auf dem großen Markt der Medizinprodukte tummeln sich laut den Friebel-Brüdern Tausende von Anbietern. Deutschland sei ein Riesen-Markt: „Wir haben in unserer Sparte etwa zehn große Mitbewerber.“ Aber gerade bei den durch die Krankenkassen finanzierten Hilfsmitteln stünden die Preise seit Jahren massiv unter Druck. Und so geht ein Großteil der Ware auch über die Grenze: Mittlerweile erzielen die Anbieter von Medizinprodukten über drei Viertel des Umsatzes über den Export. Etwa 14 Millionen Euro setzten die beiden Dürkheimer Firmen im Gewerbegebiet Bruch um. Geliefert werde fast ausschließlich an den Handel.