Bad Dürkheim Seitenwechsel:

Der Fußball hat sich in den vergangenen Jahren enorm verändert. Am deutlichsten sieht man das am Torwartspiel. Das begann mit der Rückpassregel, die der Weltfußballverband FIFA 1992 einführte. Demnach darf der Torhüter bei einem absichtlichen Zuspiel oder einem Einwurf eines Mitspielers den Ball nicht mehr mit der Hand berühren. Dies erfordert viel mehr fußballerische Fähigkeiten des Torwarts als dies zuvor der Fall war. Auch eine zweite gravierende Änderung betrifft den Schlussmann. Längst wird bis in die untersten Ligen mit Viererkette gespielt, die zudem in vielen Fällen recht hoch steht. Das heißt, die Abwehrreihe rückt weit auf. Um den Abstand nicht zu groß werden zu lassen und um Steilpässe abfangen zu können, hält sich der Torhüter oft an der Strafraumgrenze und sogar noch weiter vorne auf. Dieses „moderne Torwartspiel“ hat die Nummer 1 der Nationalmannschaft und von Bayern München, Manuel Neuer, hoffähig gemacht. Es führt dazu, dass Ballverluste zu vielen Toren aus großer Distanz führen. Dass einer von der Mittellinie ein Tor schießt, ist heute keine Seltenheit mehr, besonders gegen Ende des Spiels, wenn die zurückliegende Mannschaft „aufmacht“. So traf am Wochenende der Leistadter Mario Jockers aus großer Entfernung zum 2:0 seines Teams bei TuS Wachenheim II. Bei Christian Hubachs Treffer zum 2:2 des FV Freinsheim II gegen den ASV Heßheim vor gut einer Woche sollen es 51 Meter gewesen sein. Und aus ähnlicher Distanz musste Seebachs Torhüter Sven Seidenspinner in Queichhambach einen Treffer einstecken. Allzu schnell wird oft der Keeper zum Sündenbock gestempelt, was im Falle Seidenspinners seinen Trainer Roland Beck – früher selbst ein starker Schlussmann – auf die Palme bringt. „Wir liegen 2:3 zurück, sind mit der Mannschaft komplett aufgerückt, da erwarte ich, dass der Torhüter mitspielt. Ausschlaggebend war ein viel zu einfacher Ballverlust. Das Tor war ein Glückschuss“, ereiferte sich Roland Beck. Der Coach spricht Seidenspinner von Schuld frei und nennt eine Diskussion darüber „kleinkariert“. (thl) Jens Andrä, der Coach des Fußball-Bezirksligisten Rot-Weiss Seebach, ging am Wochenende beim Spiel in Ruchheim durch ein Wechselbad der Gefühle. Die ersten Nackenschläge musste er vor dem Anpfiff hinnehmen. Der flinke Stürmer Merlin Adolf, geradezu prädestiniert für das Konterspiel, stand bei Frankfurt im Stau und kündigte an, erst im Laufe der Partie kommen zu können. Verteidiger Philipp Wagner musste wegen dringender familiärer Verpflichtungen in der Pause gehen. Zum Glück war Adolf so zeitig da, dass er in der zweiten Hälfte den Platz Wagners einnehmen konnte. Eine Auswechslung aus taktischen Gründen, oder eine, mit der man auf Spielstände oder Entwicklungen reagieren kann, sieht anders aus. Dazu war Patrick Stoppioni nicht erschienen, was dem SV 1911 eine weitere Alternative raubte. Doch die verfinsterte Miene Andräs hellte sich auf, weil das Führungstor des SV 1911 quasi vorbesprochen war. „Sinan Weber sollte lang geschlagene Bälle mit dem Kopf in den freien Raum verlängern, in den der schnelle Ilker Cirt spurtet“, berichtete der Coach und spekulierte auf weit vorgezogene Außenverteidiger der Ruchheimer. Genau so fiel das Tor. Flügelstürmer Cirt setzte zum Sprint an, als der Ball noch in der Luft war, nahm die Vorlage Webers auf und vollstreckte. Dürkheim lag vorne und Andrä konnte wieder lachen. (thl)

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