Bad Dürkheim Saiten-Zauberer im Vintage-Fieber
Ein Livekonzert der Sonderklasse erlebten am Ostersonntag rund 170 Besucher im Gewölbekeller der Cha Cha Bar. Die Kahne-Katzmann-Band spielte die Songs ihrer beiden Alben „Honey & Sugar“ und „I See Signs“.
Das stimmungsvoll illuminierte Tonnengewölbe bot den adäquaten Rahmen für das dreistündige Musikerlebnis mit Session-Charakter, veranstaltet vom Kulturbüro in Zusammenarbeit mit der Cha Cha Bar. Auf der Bühne fünf Koryphäen ihres Fachs mit Lust auf Livemusik: Nosie Katzmann, Songschreiber internationalen Formats, daneben der Dürkheimer Gitarrenvirtuose Stefan Kahne und drumherum gestandene Profis wie Stefan Brod (Schlagzeug), Sebastian Heiner (Rhythmusgitarre) und Rolfy Ziegler (Bass). Die Fünf spielten zwei Dutzend Songs mit Botschaft und Substanz, überwiegend eigene Stücke aus Katzmanns Feder. Mit souveräner Lässigkeit ging es quer durch die Genres. Country- und Bluesklänge, Latino-Sounds und tanzbare Up-Tempo-Nummern wechselten mit poetischen Stücken in bester Songschreiber-Tradition, die zwischen Melancholie und Romantik changierten. Keine Frage, auch nach vier Jahrzehnten im Musikbusiness und einigen Welthits für Culture Beat, Captain Hollywood Project, Rea Garvey (Mr. Vain, More & More, Be Angeled) hat der 59-jährige Katzmann sein Näschen fürs Songschreiben behalten. Die neueren Stücke haben durchweg Tiefgang, klingen reflektiert und authentisch. Song-Ideen wie „Love Told Me So“ und „It’s Just The Same“ entstehen aus dem Moment, aus spontanen Augenblicken und Alltagssituationen. Daneben Auftragswerke wie das rockige „Fall In Love With Music“. Frontmann Nosie Katzmann plauderte mit entwaffnender Ehrlichkeit aus seinem Musikerleben. So erfuhr man einiges über pubertätsbedingtes Gitarre spielen in den Fußstapfen früher Vorbilder wie Johnny Cash, Bob Dylan und Neil Young, über Liebeskummer, den man in tollen Melodien ertränken kann und den ersten Song „Lonely Blue“, geschrieben in einer Mathestunde. Zeilen wie „Just Think The World Is In Your Hands“, „Love Is Just A Kiss Away“ und „Calling Mr. Vain“ schlussendlich zu Welthits werden. Einige Songs handeln von Katzmanns Lieblingsthemen „Engel“ und „Nähe-Distanz“. Dazwischen fand Katzmann immer wieder kritische Worte – über Casting-Formate („da werden junge Menschen ver- heizt“) und über Ignoranz im Publikum („Built me A Rocket For All The People That Talk While I Sing“). S Mit dem Ausnahmegitarristen Stefan Kahne und dreiköpfiger Band entstand 2016 das erste Album „Honey & Sugar“ im Kreativitätsrausch an einem Tag im Studio. Kein Euro-Dance, keine Disco, stattdessen entspannte Grooves des Titelsongs im Wechsel mit rockigem Drive, komplexen Strukturen mit eingängigen Melodielinien. Ein Live-Erlebnis ist Stefan Kahne allemal: Er erwies sich als kongenialer Bühnenpartner zum Singer-Songwriter Katzmann: Picking, Sliding und mehr – der Bad Dürkheimer brillierte mit filigraner Fingerkunst und spielte sich streckenweise – Jimi Hendrix und Johnny Cash lassen grüßen – durch kunstvolle Extensiv-Versionen eigener Songs und historischer Klassiker wie „Hey Jude“ und „Folsom Prison Blues“. Kahne begeisterte die Zuhörer als Saiten-Zauberer im Vintage-Fieber: die Bandbreite reichte von Rock über Psychedelic bis Latin. Für die rockigeren Band-Varianten des neuen Albums „I See Signs“, das im Mai erscheint, lieferten Bassist Rolfy Ziegler, Rhythmusgitarrist Sebastian Heinerl und Stefan Brod am Schlagzeug cool und professionell den Groove.