Mit Krone und Wurzel Rotbuche im Kurpark: Dünnhäutige Waldmutter

Diese Rotbuche im Kurpark zeigt am Stamm typische Winkelnarben.
Diese Rotbuche im Kurpark zeigt am Stamm typische Winkelnarben.

Die Rotbuche, derzeitiger Baum des Jahres, ist mit ihrer äußeren Erscheinung eine Besonderheit unter den heimischen Bäumen. Stattliche Exemplare finden sich im Dürkheimer Kurpark, darunter eine Buche mit besonders auffallenden Rindenformen.

Bis ins hohe Baumalter bleibt die Buchenrinde glatt. Während sich Eichen, Linden oder Kastanien mit einer dicken Borke vor Austrocknung und anderen Schäden schützen, investiert die Buche wenig in diese Abschirmung. So bildet sich an ihrem Stamm kein rissiges Netzmuster aus tiefen Furchen, wie es viele andere Baumarten prägt.

Dass ihre silbergraue Rinde recht dünn ist, bringt eine höhere Verletzbarkeit mit sich. Dafür zeigt der Baum des Jahres 2022 ein ganz eigenes Gesicht. Im südlichen Bereich des Kurparks steht eine markante Rotbuche, die dies deutlich erkennen lässt. Frühere Äste, die längst abgestorben und abgefallen sind, haben am Stamm ihre Spur hinterlassen.

Mit mehreren Vernarbungen führt der Baum vor Augen, dass er sich zuvor tiefer verzweigte. Wegen ihrer Form werden solche Ast- oder Winkelnarben „Chinesenbart“ genannt. Sie sind entstanden, weil oberhalb des Astansatzes die Rinde zusammen gedrückt wird und sich wie ein schmaler Bart zu beiden Seiten herabzieht. Noch sind die Chinesenbärte an der Kurpark-Buche gut zu erkennen. Indem der Baum weiter an Umfang zunimmt, werden sie allmählich auseinander gezogen und erscheinen immer flacher. Schließlich bleiben die alten Astansätze nur noch in Gestalt dünner Bänder zurück.

Zum Wachsen brauchen Buchen wenig Licht. Als Schattenbaumart sind sie gegenüber Eichen und anderen Bäumen sehr konkurrenzstark. Auch schützen sich ihre Stämme und Kronen gegenseitig vor intensiver Sonneneinstrahlung und Hitzeschäden. Stehen Buchen jedoch plötzlich im Licht, etwa wenn benachbarte Bäume umstürzen oder gefällt werden, dann kann der Stamm buchstäblich einen Sonnenbrand erleiden: Betroffene Rindenstellen reißen und platzen auf. Unsere Worte „Buch“ oder „Buchstabe“ verweisen auf die Buche. Ähnlich wie die Römer kleine Wachstafeln beschrifteten, so ritzten schon germanische Schreiber ihre Zeichen in dünne Täfelchen aus Buchenholz. Über Jahrhunderte wurde die Buche vielfach genutzt, beispielsweise für die Gewinnung von Holzkohle und für die Aschebrennerei. Durch intensive Holznutzung und Rodung für Ackerland gingen ursprünglich weit verbreitete Buchenwälder immer mehr zurück.

Schäden durch Trockenheit

In unseren Zeiten des Klimawandels galt die Rotbuche zunächst als Hoffnungsbaum. Die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre setzt ihr jedoch sichtlich zu. Viele Bäume verlichten oder ihre Kronen sterben teilweise ab. Auch steigern die Bäume ihre Blüten- und Fruchtbildung. Häufigere Mastjahre kosten jedoch viel Energie, die dann für Blattbildung, Wachstum und für die Abwehr von Schädlingen verloren geht.

Wenn im Herbst das Buchenlaub herabfällt, bereichert es den Boden mit wichtigen Nährstoffen und sorgt für eine gute Humusbildung. Deswegen wird der Jahresbaum anerkennend „Mutter des Waldes“ genannt. Den deutschen Namen „Rotbuche“ trägt er wegen des leicht rötlichen Holzes. Aber auch die oval geformten Blätter verfärben sich im Herbst erst gelblich und dann kupferrot, wie man es derzeit im Kurpark sehen kann. Wenn die Buche mit den ausgeprägten Chinesenbärten im Winter erst ohne Laub dasteht, zeigt sich umso deutlicher ihre Verzweigung in der gewölbten Krone.

Unsere Serie

In der menschlichen Kultur sind Bäume seit frühesten Zeiten verwurzelt. Anhand lokaler Beispiele erzählt unsere Serie „Mit Krone und Wurzel“ von ihnen.

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