Bad Dürkheim Präziser Slapstick, ausdrucksvolle Mimik
Der Abend entfaltet sich langsam, genauso wie ein gutes Glas den Geschmack entwickelt. Die Lacher jedenfalls haben die beiden Pfälzer Originale schnell auf ihrer Seite. Mit „Stumpf und Stumpf“ haben die Macher der Winzergenossenschaft Herxheim am Berg um Geschäftsführer Thomas Vogel bodenständiges Theater in die Vinothek geholt.
Die Vorstellung am Montagabend war mit 70 Besuchern rasch ausverkauft. Bis aus Karlsruhe und Wiesbaden waren, den Autoschildern nach zu schließen, die Besucher angereist. „Auch Nicht-Pfälzer kommen hier voll auf ihre Kosten“, hatte Christine Kleemann vom Theaterensemble verraten. Nach 20 Jahren haben die beiden Pfälzer Weingut-Humoristen Götz Valter alias Eugen Stumpf und Bernhard Weller alias Friedel Spitz längst „Auslese-Niveau“. Ihre Stücke spielen im Weingut. Es braucht nicht viel an Requisiten: ein Tisch, zwei Stühle, Telefon und jede Menge kurzweilig-launige Sprüche. Das schräge Duo besticht. „Es hört halt ääfach net uff zu passiere!“, meint Humorist Valter im blauen Arbeitshemd der Winzer. Damit das fiktive Weingut endlich läuft, hat er sich den besserwisserischen Weingut-Consultant Friedel Spitz angelacht. „Äänzichartig“ ist alles. Diesmal versucht Eugen Stumpf seinen Kompagnon Friedel Spitz unter die Haube zu bringen. Natürlich nicht ganz ohne Eigennutz. Bei der Probe um die Flirtversuche geht es mächtig rund. Schließlich wollen nicht nur die Rechnung für die Partneragentur, sondern auch zwei Armbanduhren und bester Wein bezahlt werden. Kaum ein Fettnäpfchen wird ausgelassen. Der Wein etwa heißt „Chateau Migräne“. Valter hat sogar einen neuen Telefonanschluss legen lassen. „Einen Partnertarif“, wie er sagt. Dazu gab es zum herrlich antiquierten schwarzen Telefon mit Wählscheibe noch das zweite genauso geartete Gerät dazu. Der Mechaniker habe sich so gefreut, dass er sogar noch ein „Tablet“ spendiert habe. Worauf es dem Berater Spitz entfährt: „Dein Telefon hat sogar eine Kindersicherung, denn die können mit dieser Technik überhaupt nicht mehr umgehen.“ Mit dem Tablet lässt sich endlich aufnehmen, was nachts bei Winzer Stumpf im Schlafzimmer passiert. Natürlich ist der Schnarcher nicht die sich sonst dauernd auf Kur befindliche Ehefrau Mathild, sondern, wen wundert es, der Winzer selbst. Sogar Physik wird im Stück erklärt. Christine Kleemann vom Theater sagt: „Wir hatten schon Schülerklassen da, wegen Schrödingers Katze.“ Herrlich wird damit die Quantenphysik erklärt. „Die Katze ist da und noch nicht da, sie ist tot und lebt gleichzeitig.“ Quantenphysik heiße das, erfährt der Zuschauer. Worauf es auf der Bühne Winzer Stumpf, der mittlerweile seine Füße in einer blauen Plastikschüssel badet, entfährt: „Da hat mir früher der Begriff Fußpfleger besser gefallen.“ Nun geht es, auch auf Beschwerden fiktiver Theaternachbarn hin, lautstark zur Sache. Es wird zunehmend immer turbulenter. Stumpf, etwas naiv, muss sich am schwarzen Telefon der Polizei erklären und erzählt herrlich verworren von Schrödingers Experiment mit der Katze. Das löst letztendlich einen Großeinsatz der Ordnungskräfte aus, die eine Entführung vermuten. Präziser Slapstick, ausdrucksvolle Mimik sind hier aufs Beste vereint. Die Zuschauer sind fasziniert. Aber auch die Winzergenossenschaft Herxheim am Berg kommt auf ihre Kosten. Die Theaterbesucher sind gute Weine gewohnt. Sie halten sich bei herrlichem Ausblick weit über die Rheinebene hinweg an einen 2015er Auxerrois trocken oder einen 2014er Riesling Kabinett.