Bad Dürkheim Nachbarn sind alarmiert

Die neue Herxheimer Winzergenossenschaft wächst und mit ihr die Sorge der Anwohner vor zusätzlichem Lärm und Verkehr, sollte die von der Kreisverwaltung genehmigte „gaststättenähnliche Nutzung“ zum Erfolg werden. Besonders ein im Süden geplanter zusätzlicher Parkplatz, der über eine bislang ruhige Sackgasse erschlossen werden soll, stößt auf Kritik (wie vorab am vergangenen Donnerstag). Zwar wurde die Fläche schon planiert, bislang aber haben weder Ortsgemeinde noch Kreis dem Bau zugestimmt. Die Nachbarn haben sich zur Interessengemeinschaft Goldberg formiert, die 21 Mitglieder zählt. Ihr Hauptinteresse: Der Erhalt ihrer Ruhe am südlichen Ende des Weinbauorts. Gefährdet sehen sie diese durch die Umgestaltung der Winzergenossenschaft. Wie mehrfach berichtet, wird das in die Jahre gekommene Anwesen seit Jahresanfang auf neuen Stand gebracht. So entstehen im Anbau neben Büros auch Räume für Verkostung und Verkauf sowie am südlichen Ende ein sogenannter Eventraum mit mehrstufiger anschließender Terrasse. Beides ist bereits an einen Deidesheimer Gastronomen verpachtet. Genehmigt ist von der Kreisverwaltung eine „gaststätten-ähnliche Nutzung“, das schließt neben der Vinothek des Hauses auch einen Bistrobetrieb sowie Veranstaltungen im und am Eventraum mit ein. Lärmbelästigung fürchten vor allem jene Anwohner, deren Häuser unmittelbar an der rückwärtigen Zufahrtsstraße liegen. Sorge bereitet den Nachbarn auch, wie in einem Schreiben an die Kreisverwaltung vom Oktober formuliert, die bisher schon schwierige Parksituation in der Raiffeisenstraße sowie Am Goldberg, die sich durch zusätzliche Gäste noch verschärfen werde. 33 Parkplätze, so erläutert der zweite Kreisbeigeordnete Frank Rüttger, sind auf dem Hof der Genossenschaft nachgewiesen. Genug laut Stellplatzverordnung unter Berücksichtigung der geplanten Nutzung des Gebäudes sowie der Zahl der Mitarbeiter. Auch die nach und nach erweiterten Terrassenfläche ändere daran nichts: Da es draußen nicht mehr Sitzquadratmeter als drinnen gebe, gehe man im Kreishaus davon aus, dass die Gäste je nach Wetter entweder draußen oder drinnen sitzen, ihre Gesamtzahl also nicht zunehme. Im Übrigen wird zum – auch mal an störenden Stellen – ruhenden Verkehr im Antwortschreiben der Kreisverwaltung auf das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde verwiesen. Wie effektiv dieses die Straßen von Falschparkern freizuhalten imstande ist, kann im nahen Weisenheim am Berg beobachtet werden. Offenbar auch von der Goldberginitiative, deren Mitglied Rainer Riedt während der Einwohnerfragestunde im Gemeinderat Verhältnisse „wie bei Holz-Weisbrodt“ befürchtete. Pläne für einen zusätzlichen Parkplatz südlich der Genossenschaft beruhigen die Anwohner nicht – im Gegenteil: Da er über den Goldberg angefahren werden soll, befürchten sie zusätzlichen Verkehr, Lärm und am Ende gar eine Kostenbeteiligung, sollte als Folge ein Ausbau der Sackgasse notwendig sein. Seit Ende Oktober, so Baudezernent Rüttger, liege für den Parkplatz eine Bauvoranfrage vor, bis zur Genehmigung könnten noch bis zu drei Monate vergehen. Wie man kreisseitig mit der Tatsache umgehe, dass an der Stelle schon mit Erdarbeiten begonnen worden sei, werde nun zu prüfen sein. Rüttger kündigte an, dass es zwar für den vorsorglich von den Anwohnern eingereichten Widerspruch formal noch zu früh sei, deren Bedenken aber durchaus in die Entscheidungsfindung bezüglich des Parkplatzes einfließen werden. Noch steht auch das Votum der Ortsgemeinde aus. Die hatte das Thema in der jüngsten Sitzung auf der nichtöffentlichen Tagesordnung. Viele Ratsmitglieder, so Bürgermeister Ronald Becker, seien erst an diesem Abend für das Thema sensibilisiert worden. Mit dem Ergebnis, dass es vertagt und zunächst ein Ortstermin anberaumt wurde. Auch eine alternative Zufahrt stehe im Raum so Becker. Über deren Verlauf wollte er sich zwar noch nicht äußern, die von den Anwohnern ins Spiel gebrachte Variante über die Weinstraße aber werde es sicher nicht sein: Die dann nötige Linksabbiegerspur, ähnlich wie sie in Kallstadt gebaut wird, hätte mit rund 200.000 Euro zu Buche geschlagen. Eine Variante, die seitens der Winzergenossenschaft schnell verworfen worden war. Deren Geschäftsführer will sich zum Widerstand der Anwohner nicht äußern. Nur so viel: Man sei im Gespräch und suche eine Lösung. In Sachen Parkplatzzufahrt gibt es demnach noch Spielraum für die Wünsche der Goldberginitiative. Anders sieht es wohl bei der künftigen Gastronomie und dem von den Anwohnern befürchteten Wertverlust ihrer Immobilien aus, wie ein Blick ins Antwortschreiben des Kreises zeigt. Sinngemäß heißt es da: Durch behördliche Zulassung eines Vorhabens in der Nachbarschaft bewirkte Minderung des Marktwertes von Haus und Hof sei in der Regel hinzunehmen.

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