Bad Dürkheim Moderne Römer

Museumsarchitekt: Siegbert Huther richtet derzeit mit Kollegen die Archäologie im Dürkheimer Museum ganz neu ein.
Museumsarchitekt: Siegbert Huther richtet derzeit mit Kollegen die Archäologie im Dürkheimer Museum ganz neu ein.

Momentaufnahme: Heute vor einem Jahr hat das Dürkheimer Stadtmuseum neu eröffnet und die Abteilung Stadtgeschichte im neuen Glanz präsentiert. Fertig ist die Umgestaltung aber noch lange nicht: Gerade wird die Archäologie komplett neu eingerichtet. Römer, Kelten und Franken wirken plötzlich ganz modern.

Die Erde stammt vom Fronhof. Genauer gesagt vom Fundort der Fürstin. Bei der Neugestaltung der Archäologie im Dürkheimer Museum wird auf jedes Detail geachtet. Und so ist die angedeutete Erdaufschüttung über dem nachgebildeten, keltischen Fürstinnengrab ein echtes Unikat: Die Originalerde wird sogar entsprechend der Bodenschichten des Fronhofs gestaltet – die Bauabteilung hat ein Bodengutachten zur Verfügung gestellt. Die Nachbildung ist eines der „Highlights“ der Archäologie, entlang einer ganzen „Achse der Highlights“. So hat es Dr. Siegbert Huther genannt. Der Architekt leitet im Wesentlichen die Neugestaltung des Museums und ist vom Projekt begeistert. In der Archäologie wird neben dem Grab noch die Nachbildung des Steinbruchs Kriemhildenstuhl zu sehen sein. Grab und Steinbruch – für ihn „Alleinstellungsmerkmale“ dieser Ausstellung. Fast so begeistert wie Huther vom Museum ist Kulturdezernentin Heidi Langensiepen von Huther, der sich von Anfang an mit dem Projekt identifiziert habe. Zunächst sind Untergeschoss und erstes Stockwerk des neu dazugekommenen Nebengebäudes gestaltet worden. Jetzt ist die Archäologie im Dachgeschoss an der Reihe, die sich über den alten und neuen Teil des Hauses erstreckt. Huthers Aufgabe dabei ist, auch diese Abteilung modern zu gestalten. Wie so ein modernes Museum aussehen soll? „Wenig Text“ sei derzeit die Devise, sagt Huther. Und schiebt nach: „alles Blödsinn“. Für die Besucher des Dürkheimer Museums solle es die Möglichkeit geben, sich nicht nur oberflächlich zu informieren. Und so wird dem Besucher auch mal ein längerer Text zugemutet. Langensiepen ergänzt, der Aufenthalt solle nach Zeit und Interesse geplant werden können. „Das halte ich für ganz wesentlich“, so die Beigeordnete. Ob Wissenschaftler oder Kind: Alle sollen im Museum zurechtkommen. Wer den bereits fertiggestellten neuen Teil des Museums kennt – die Stadtgeschichte und das Foyer –, wird sich optisch auch in der Archäologie zurechtfinden. Leuchtend rot sind auch hier die Schränke, in die unter anderem Abgüsse aus dem Steinbruch eingesetzt werden. Es sind die Zeichen der Steinmetze, die vor rund zwei Jahrtausenden den Pfälzer Sandstein abtrugen. Sie haben sich mit einfachen bis hin zu äußerst kunstvollen Reliefs verewigt. Zehn sind nun zur wirkungsvollen Präsentation ausgewählt worden – in einem Raum, der nach der Renovierung an Weite gewonnen hat. Die Decke hörte vorher über braun gestrichenen Balken auf. Nun ist sie offen, alles ist hell und freundlich. Stolz ist das Museum auf die Förderung des Landes. Das übernimmt die Hälfte der gesamten Kosten. 21.000 Euro kostet beispielsweise das Fürstinnengrab, davon zahlt der Dürkheimer Lionsclub 6000 Euro. Die beiden Kiwanisclubs – Dürkheim und Weinstraße – haben ihre finanzielle Unterstützung für drei Figurenpaare für je 1500 Euro zugesagt. Die Silhouetten nach wissenschaftlichen Zeichnungen werden die Ausstellung in ihre Bereiche gliedern, so markiert zum Beispiel ein Römerpaar die Antike. Am 18. November öffnet die neue Archäologie ihre Türen. In der Woche vor dem Wurstmarktstart will die Stadt den Weinbaukeller wiedereröffnen. Derzeit wird ein zweiter Treppenzugang gebaut, und dann wird auch dort umgestaltet. Auch die Abteilung mit traditionellen Keltern und Pressen soll rot und modern werden. Die Umgestaltung hat hier aber Grenzen: Weit wird es im urigen Gewölbekeller nicht – aber bestimmt bis ins Detail durchdacht.

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