Bad Dürkheim Mit Paukenschlag

Die Schlaraffia ist eine Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Musik wird aber auch manchmal gemacht. Am Woc
Die Schlaraffia ist eine Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Musik wird aber auch manchmal gemacht. Am Wochenende feierten die Weinstraßen-Schlaraffen 50-jähriges Bestehen mit einem Fest und einem Konzert in der Burgkirche.

Schweißtreibend war das Konzert aufgrund der enormen Temperaturen im bis auf den letzten Platz besetzten Saal. Vergnüglich war es gleich aus mehreren Gründen: Es musizierte ein 70 Mann starkes Orchester begeistert und lebhaft. Außer einer wohlbekannten Haydn-Sinfonie gab es nie gehörte Kostbarkeiten schlaraffischer Kompositionskunst zu hören. Die Jubilare strahlten so viel Festfreude aus, dass sie auch auf interessierte Nicht-Schlaraffen übersprang. Zunächst spielten sie die schlaraffische Festmusik für großes Orchester von Heinz Störrle (1933 bis 1998). Das war eine freudig dahinfließende Ouvertüre im Stil festlicher Rheinlieder des 19. Jahrhunderts wie „O du wunderschöner deutscher Rhein“ oder „Strömt herbei, ihr Völkerscharen“. Die Leitung hatte Robin Fairhurst, der sich mit Jürgen E. Müller im Dirigat abwechselte. Es gab auch Passagen, die wegen alles andere als sauberer Intonation des Orchesters keine reine Freude machten: Beispielsweise am Beginn des musikalisch gewichtigsten Werks im Konzert: der berühmten Paukenschlag-Sinfonie von Joseph Haydn. Da dauerte es eine Weile, bis sich alle auf eine einheitliche Tonhöhe geeinigt hatten. Dann aber gewann das Spiel des Allschlaraffischen Symphonie-Orchesters von Minute zu Minute an Schönheit und fand unter der Leitung von Müller klar fließende Kraft. Das Andante brachte wunderbar ausgeführtes gepflegtes Pianospiel, in das der berühmte Paukenschlag mit Wucht hineinfuhr. Duftig, bewegt, lebhaft voranschreitend machte das Finale gute Laune. Müller realisierte kraftvollen, aber nie fett-undurchsichtigen Orchesterklang, ließ der Musik Zeit und präsentierte eine bemerkenswert geschlossene Interpretation – angesichts der knapp bemessenen Probenzeit eine beachtliche Leistung. Dann gab es, mit federnden Trommelrhythmen und Pfeiferchor hübsch von Willy Honegger arrangiert, einen alten Berner Marsch und später den von Lothar Kempter (1844 bis 1918) geschaffenen Schlaraffenmarsch, die unter Leitung von Robin Fairhurst federnd funkelten und strahlten. Zentrum der zweiten Programmhälfte war eine Archivausgrabung: Der Schlaraffe Johann Zürcher (1908 bis 1974) hat die Operette „Ilka“ komponiert, von der nach etlichen Archivforschungen Müller einige Auszüge eingeübt hat. Die Sopranistin Antonietta Jana und der Bassbariton Thomas Herberich nahmen sich mit Lust und Können der Gesangspartien an und waren sogar zu zierlichen Tanzeinlagen bereit. Wenn man Zürchers Musik mit Bekannterem vergleichen will, fällt einem vielleicht Fred Raymonds farbenschillernde „Maske in blau“ ein, wenngleich sich das ungarische Lied bei weitem nicht so nachdrücklich im Ohr festsetzt wie Raymonds „Julischka aus Budapest“. Eine Ouvertüre in D-Dur für großes Orchester von Albert Eilers (1830 bis 1896) leuchtete großsymphonisch in ungemein dichtem, schwungvollem Musizieren. Die Zuhörerschaft zeigte sich von alledem begeister. Jana und Herberich glänzten in Franz Lehárs weltberühmtem Duett „Lippen schweigen“, und dann setzte ein strahlend-schmissiger, leichtfüßiger Radetzky-Marsch den fulminanten Schlusspunkt.

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