Über den Kirchturm hinaus Lätare-Strauß und Winterverbrennung: Zeichen der Hoffnung

Der Lätare-Strauß.
Der Lätare-Strauß.

Von Martin Lenz
Strih, Strah, Stroh, de Summerdach is do: In der Mitte der Passionszeit liegt der Sonntag Lätare. Dieses Jahr fällt er auf den 19. März. Drei Wochen vor Ostern wird bereits ein kleines Osterfest gefeiert. „Freut euch“, lautet die deutsche Übersetzung des Wortes „Laetare“. Mit diesem Sonntag verbunden – je nach Tradition auch eine Woche früher oder später – ist der alte Brauch der Winterverbrennung. Da wird dem Winter der Prozess gemacht und ein Schneemann aus Stroh oder Pappe auf den „Richtplatz“ gefahren und angesteckt. Besonders in der Kurpfalz wird dieser Brauch auch als „Sommertagszug“ bezeichnet.

In Weisenheim am Sand und in anderen Gemeinden der Region findet sich eine weitere Bezeichnung dieses Festes: „Stabaus“. Da wird „de Stab“ (Staub), der sich über Winter angesammelt hat, aus dem Haus gekehrt, Winterverbrennung inklusive. Die Kinder bekommen bunte Stabausstecken, die Besenborsten werden ersetzt durch bunte Bänder und oben aufgesteckt wird eine Brezel.

Fröhliche Unterbrechung der Fastenzeit

Es ist eine fröhliche Unterbrechung der Fastenzeit. Das Leben siegt, sagt uns dieser Tag. Wir bleiben nicht stecken in Leid und Sorgen, sondern bekommen Zukunft und Hoffnung. Ein solches Hoffnungszeichen will ich am Sonntag zum Gottesdienst auf den Altar stellen: einen Lätare-Strauß. In der Pfalz wird das wahrscheinlich nur an wenigen Orten gemacht. Dieser Brauch stammt aus Franken und hat sich eher in der Katholischen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche ausgebreitet.

Der Lätare-Strauß wird aus drei verschiedenen Zweigen von unterschiedlichen, frühblühenden Bäumen oder Sträuchern zusammengestellt. Denkbar wäre bei uns natürlich ein Mandelzweig, Weidenkätzchen, Forsythie oder Zaubernuss ... Dazu kommen zwei lila Schleifen und eine rosa Schleife. Die Bänder symbolisieren die drei Sonntage bis Ostern: Lätare (rosa), Judica und Palmsonntag, und dann sind noch drei Brezeln an den Zweigen befestigt.

Um die Brezel ranken sich viele Anekdoten. Jedenfalls wurden Brezeln (neben Starkbier) in Klöstern als Fastenspeise gereicht, und die Form der Brezel kann auch religiös gedeutet werden. Sie erinnert an eine alte Gebetshaltung, bei der die Arme vor der Brust verschränkt werden. Dann ist in der Brezel die Acht enthalten – ohne Anfang, ohne Ende, Symbol der Ewigkeit. Die drei Durchblicke weisen auf die Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Für eine Brezel wird normalerweise Weizenmehl verwendet. Hierzu finden wir im Evangelium des Sonntags Lätare den Hinweis auf das Weizenkorn, das in die Erde fällt und erstirbt, dann aber viel Frucht bringt (Joh. 12,24ff).

Vielleicht haben Sie jetzt Lust, sich auch einen solchen Lätare-Strauß in die Wohnung zu stellen, aber Halt! So ein Strauß wird immer für andere gemacht. Ein Lätare-Strauß soll weitergegeben werden, als Zeichen der Hoffnung, als Zeichen der Freude mitten in der Passionszeit.

Martin Lenz, Pfarrer in Weisenheim am Sand

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