Bad Dürkheim Kommunen suchen händeringend nach Wohnraum

Die vielen Krisenherde auf der Welt wirken sich auch auf den Landkreis Bad Dürkheim aus. „Wir merken stark ansteigende Zahlen von Asylbewerbern“, sagt Frank Straub, der als Referatsleiter bei der Kreisverwaltung unter anderem für Flüchtlingsangelegenheiten zuständig ist. Kamen im Jahr 2008 27 Asylbewerber in den Landkreis, waren es 2012 schon 136. Im vergangenen Jahr wurden 210 Personen auf die einzelnen Gemeinden verteilt, bis Ende September waren es 2014 schon 227, die meisten aus Syrien (53 Asylbewerber), Serbien (30) und Eritrea (25). Zwei Wochen vor Ankunft der Flüchtlinge erfährt die Verwaltung, wer aus der Erstaufnahmestelle Trier kommt. Mittwochs und donnerstags werden die Asylbewerber per Bus in die einzelnen Gemeinden gebracht. „Derzeit kommen überwiegend alleinstehende Männer“, sagt der zweite Kreisbeigeordnete Frank Rüttger. Die sind aber schwerer dezentral, also in Wohnungen, unterzubringen als Familien, erklärt Rüttger: „Da müssen wir gucken, wie passt das mit den Nationalitäten, der Religion.“ Er betont aber auch, dass der menschliche Faktor bei der Verteilung der Flüchtlinge eine Rolle spielt. Wenn sich Asylbewerber untereinander kennen, werde versucht, sie gemeinsam unterzubringen. Ein großes Problem für die Kommunen ist die Suche nach Wohnraum. „Das wird von Woche zu Woche schwieriger“, sagt Rüttger. Im Landkreis werden die Asylbewerber an verschiedenen Stellen untergebracht, es gibt keine Gemeinschaftsunterkünfte. „Die eigenen Wohnungen der Gemeinden reichen schon lange nicht mehr“, meint Rüttger. Die Kommunen mieten deshalb privaten Wohnraum an – noch werden sie fündig. Die Suche gestaltet sich aber immer schwieriger. „Die Gemeinden sind da sehr erfindungsreich geworden“, sagt Straub. Sie suchen per Anzeige in Amtsblättern, sprechen Anwohner, die Leerstände haben, gezielt an, wenden sich an Verbände und Ehrenamtliche. Denn entspannen wird sich die Lage nicht: Mit bis zu 120 weiteren Asylbewerbern bis Jahresende rechnet die Kreisverwaltung. Gemeinschaftsunterkünfte oder Container sind aber nur das letzte Mittel zur Unterbringung, betont Rüttger: „Wir wollen weiterhin dezentral unterbringen.“ Er sei „froh, dass wir die Situation bisher beherrschen“. Die Kreisverwaltung stehe in ständigem Kontakt mit den Gemeinden, oft fänden sich durch deren Arbeit auch sehr kurzfristig noch Lösungen, lobt er. 502 Euro bekommt der Kreis vom Land Rheinland-Pfalz pro Monat und Asylbewerber. Davon müssen neben Miet- und Lebensunterhaltskosten auch Arztrechnungen beglichen werden. Reichen die 502 Euro vom Land nicht, muss der Kreis einspringen. 2013 überwies das Land 810.000 Euro an den Kreis, 590.000 Euro musste der selbst beisteuern. Für das laufende Jahr rechnet Rüttger mit 1,6 Millionen Euro vom Land, zu denen der Kreis nach Hochrechnungen weitere 700.000 Euro zuschießen muss. „Die Schere klafft immer weiter auseinander“, meint der Beigeordnete. Dass viele Flüchtlinge traumatisiert sind, werde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge berücksichtigt. Vor Ort könne da aber wenig getan werden, denn die zuständigen Sachbearbeiter seien nicht ausgebildet. Eine Sozialberatung gebe es nicht. Der Kreis Bad Dürkheim überlege, Sozialarbeiter in die Kommunen zu schicken, die dann beraten. Dass Asylbewerber teils lange auf ihre Anhörung warten müssten, begründet Rüttger mit den steigenden Flüchtlingszahlen. „Und die Fälle sind schwieriger geworden, die Recherche zur Situation vor Ort ist aufwendiger geworden.“ (hn)

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