Bad Dürkheim Kein Mensch, der Zorn und Groll hegt

Die Kirche war daran schuld, dass sich Walter Hafner in Friedelsheim verliebte. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe schaute er sich mit Frau und Sohn ein Haus in Edesheim an, das ihm gar nicht gefiel. Auf dem Rückweg ins heimische Ludwigshafen fuhren sie von Niederkirchen aus auf Friedelsheim zu – mit dem Panoramablick auf die Kirche. „Da will ich hin“, sagte Hafner, der bald darauf mit seiner Familie auf die Waltershöhe zog. Das ist jetzt über 20 Jahre her. Das Ortsbild seiner neuen Heimat hat der 70-Jährige in den vergangenen Jahren entscheidend mitgeprägt – in den letzten zehn Jahren als Bürgermeister. Im Mai ist damit Schluss, so hatte er das nach eigener Aussage lange geplant . In der zweiten Ratsperiode konnte er so Dinge aus der ersten Periode fortsetzen. Mit seiner zuletzt angeschlagenen Gesundheit habe sein Rückzug nichts zu tun. Ein bisschen erholen muss sich Hafner in nächster Zeit dennoch. Da weiß er es schon zu schätzen, dass die Zeit der Anrufe vorbei ist. Die fangen mitunter Montagsmorgens an und hören am Freitagabend noch nicht auf. Dass man ihn bald nicht mehr verantwortlich machen kann, vom Nachbarschaftsstreit bis zur kaputten Straßenlaterne – das wird er genießen. Den ein oder anderen hätte er „an die Wand pappen können“, das hat er aber natürlich immer nur gedacht und nie gesagt. Ungern erinnert er sich an den Winter 2005/2006, als die ganze Hauptstraße durch den Austausch der Wasserrohre nicht befahrbar war. Als dann noch die zuständige Baufirma Pleite ging, konnte er sich vor Beschwerden kaum noch retten. Damals hatte er sich einen externen Anrufbeantworter bei der Telekom einrichten lassen – den konnte er nach Bedarf ausschalten. Zorn und Groll hegt Hafner aber nicht. Es sei durchaus auch ein weinendes Auge dabei, wenn ihn auf seinen Touren im Dorf künftig wohl weniger Friedelsheimer mit ihren Problemen behelligen werden. Denn: Wer so lange mitgemischt hat, kann auch nicht einfach so aufhören. Wenn Hafner über aktuelle Friedelsheimer Themen spricht, da juckt es ihm sichtbar in den Fingern. Das erhöhte Verkehrsaufkommen zum Beispiel. Erst kürzlich hat wieder ein Lkw ein Haus gerammt. Könnte man nicht prüfen, ob eine Tempo-30-Reglung wie in Wachenheim möglich ist? Walter Hafner wird dranbleiben. Daher wird er auch wieder für den Rat kandidieren und seinem Nachfolger gerne aushelfen mit Tipps und Kontakten, die er sich in zehn Jahren erarbeitet hat. Besonders stolz ist er auf den guten Umgang, den die Fraktionen in den Jahren seiner Amtszeit gepflegt haben, sich verhärtete Fronten aufgeweicht haben. Nur zusammen seien große Projekte überhaupt zu schaffen, findet Hafner. Sei es die Dorferneuerung, bei der der Platz zwischen den Kirchen gestaltet werden konnte, sei es der Bürgerbrunnen oder das Waschhaus. Hier hätten sich viele Bürger engagiert. Auch die Zusammenarbeit mit Gönnheim hebt Hafner hervor, wenn er zurückdenkt: Beim gemeinsamen Kindergarten hätten die Gemeinden genau zum richtigen Zeitpunkt kooperiert, und sich rechtzeitig zusammengeschlossen. Ohne eine Senkung der Qualität sparten beide Gemeinden dadurch. Als er vor zehn Jahren antrat, hatte Hafner allerdings auch Ziele, die er nicht erreichen konnte: Die „viel geliebte Schwabenbachhalle“ besser zu vermarkten und sie nach Johann Casimir, dem „Jäger aus Kurpfalz“ zu benennen, ist gescheitert. Der geschichtesinteressierte Hafner muss zugeben, dass die Halle „weiterhin ein Zuschussbetrieb“ ist. Es ist den Friedelsheimern nicht gelungen, große Ausstellungen und Weinmessen in ihr Dorf zu locken. Hier sind jetzt vor allem andere dran. Hafner bleibt dafür mehr Zeit für 400 Modell-Loks und ebenso vielen Waggons im Hobbykeller und natürlich die zwei Enkel. Die wohnen seit vergangenem Jahr wieder ganz in der Nähe – in Gönnheim. Da die Familie seines Sohnes bis vor Kurzem in Singapur gewohnt hat, will er nun vor allem der Sechsjährigen sprachlich auf die Sprünge helfen. Und vielleicht öfter Zeit auf seinem Lieblingsplatz verbringen, der Bank vor der schönen Friedelsheimer Kirche

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