Bad Dürkheim Jubiläum mit Sorgen

Geschäftsführer Torsten Kiefer zeigt einen kapitalen Riss in der Wand. Auch Probleme mit der Statik gibt es.
Geschäftsführer Torsten Kiefer zeigt einen kapitalen Riss in der Wand. Auch Probleme mit der Statik gibt es.

«Bad Dürkheim.» Torsten Kiefer, Geschäftsführer der Christlichen Sozialstation, ist eigentlich der Mann für die Zahlen. Geht es aber um das Gebäude in der Gerberstraße, wird er emotional: „Glauben Sie, dass ich nachts noch ruhig schlafen kann vor lauter Sorge, dass hier irgendwann mal jemandem etwas auf den Kopf fällt?“, fragt er sichtlich angefasst. Tatsächlich sind die Schäden an dem Haus nicht zu übersehen. Es gibt Risse an Innen- und Außenwänden und Probleme mit der Statik. „Gutachter und Sachverständige haben festgestellt, dass das Gebäude nicht akut einsturzgefährdet ist. Wie es aber in einem halben Jahr aussieht, kann niemand sagen“, erzählt die Vorstandsvorsitzende Ulla Hoffmann. In den vergangenen beiden Jahren hat sich die gesamte tragende Mittelwand des Hauses gesenkt. Die ehemalige Dekanin macht den Job ehrenamtlich, wie der gesamte Vorstand. Dieser wurde von den Mitgliedern Anfang Juni beauftragt, den Verkauf des Anwesens in die Wege zu leiten und sich um den Neubau eines adäquaten Gebäudes auf einem entsprechenden Gelände zu kümmern. 1998 hat die Sozialstation die erste Hälfte des Hauses in der Gerberstraße gekauft, die zweite folgte 2004. Der Mieterin hat sie mittlerweile gekündigt – aus Sicherheitsgründen. „Das hat uns sehr wehgetan“, schildert Hoffmann. Eine Sanierung des Hauses komme für die Einrichtung nicht infrage, da sie wegen der zu erwartenden Auflagen des Denkmalschutzes für die Sozialstation nicht zu bezahlen wäre, erklärt Hoffmann. Die einzige Möglichkeit sei der Verkauf an einen privaten Investor, der „andere Möglichkeiten“ habe. Es gebe bereits Interessenten, berichtet die Vorstandsvorsitzende. Doch ein neuer Standort muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. „Zum Beispiel muss er verkehrsgünstig gelegen sein“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Reinhart Zobel. Gerne würde die Sozialstation in Bad Dürkheim bleiben. „Wir haben alleine in der Stadt 180 Pflegefälle, die wir täglich betreuen“, sagt Hoffmann. Insgesamt kümmert sich die Sozialstation um 380 bis 390 Menschen in Bad Dürkheim und der Verbandsgemeinde Freinsheim, die häuslich gepflegt und betreut werden. Hinzu komme, dass man in der Kurstadt Angebote wie das Nostalgiecafé für Demenzkranke im Mehrgenerationenhaus oder das Trauercafé etabliert habe und dort gut vernetzt sei. Mit dem Krankenhaus kooperiere die Station ebenfalls, etwa bei der ambulanten Hospizarbeit. Sowohl mit Bad Dürkheim als auch mit Freinsheim laufen Gespräche. „Ich fände es gut, wenn die Sozialstation in Dürkheim bleibt. Entscheidend wird die Frage sein, welche Konditionen wir anbieten können. Wir haben den Gremien etwas vorgeschlagen, das nun diskutiert werden muss“, sagt Dürkheims Bürgermeister Christoph Glogger (SPD). Im Kern gehe es darum, der Station ein Grundstück zur Verfügung zu stellen, wahrscheinlich über einen Pachtvertrag. „Wir sind bei der Suche nach einem Grundstück auf Unterstützung angewiesen. Was wir an Geld in Grund und Boden stecken, können wir nicht ins Gebäude investieren“, verdeutlicht Hoffmann. Freinsheims Bürgermeister Matthias Weber (FWG) zeigt sich offen: „Die Sozialstation ist eine wichtige Einrichtung für unsere Orte.“ Daher sei eine Ansiedlung in Freinsheim, beispielsweise im neuen Gewerbegebiet, interessant. Allerdings gebe es natürlich gute Gründe dafür, dass der Standort in Bad Dürkheim bleibt. „Wir müssen zwar mit spitzer Feder rechnen. Aber wenn die Sozialstation zu uns kommen möchte, werden wir sie bestimmt nicht zurückweisen“, sagt Weber. Häusliche Pflege, ambulanter Hospizdienst sowie die Arbeit mit dementen Menschen sind die drei Säulen der Station. Mit derzeit 65 Mitarbeitern und einem Umsatz von 2,3 Millionen sei die Einrichtung wie ein mittelständischer Betrieb, sagt Zobel. Hinzu kommen 50 bis 60 ehrenamtliche Kräfte, die entsprechend ausgebildet, begleitet und geführt werden müssen. Doch anders als ein Unternehmen ist die Sozialstation nicht gewinnorientiert, sondern gemeinnützig. „Es ist die Quadratur des Kreises: Wir sind gemeinnützig, müssen aber betriebswirtschaftlich arbeiten“, sagt Hoffmann. Finanziert wird die Arbeit zum einen durch die Zahlungen der Krankenkassen für Pflegeleistungen, aber auch über Spenden sowie durch die Unterstützung durch alle Kirchengemeinden im Verbreitungsgebiet sowie die elf Krankenpflegevereine. Obwohl die Station christlich geprägt sei, kümmere man sich um jeden Patienten – Religion oder Konfession spielt keine Rolle. „Wir helfen wo es Not tut. Unsere Mitarbeiter leben das“, sagt Hoffmann. Und Angelika Merk-Schäfer, ebenfalls stellvertretende Vorsitzende und für die ambulante Hospizarbeit zuständig, ergänzt: „Sie sind für die Patienten oft die einzige Verbindung zur Außenwelt.“ Kommentar

Die beiden Hälften des Gebäudes der Sozialstation waren früher Gerberhäuser. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Die beiden Hälften des Gebäudes der Sozialstation waren früher Gerberhäuser. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert.
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