Erpolzheim Große Trauer über den Tod von Orchesterleiter Jürgen Rings

Musiker Jürgen Rings im Mai auf dem Freinsheimer Musikantenbuckel.
Musiker Jürgen Rings im Mai auf dem Freinsheimer Musikantenbuckel.

Menschen für Musik begeistern – das hat Jürgen Rings ausgemacht. Jetzt ist der Orchesterleiter und Pädagoge auf einer Urlaubsreise völlig unerwartet gestorben. Die Anteilnahme am Tod des 45-Jährigen ist riesig.

Jürgen Rings habe jeden mit seinen Stärken und Schwächen genommen und ganz besondere Musik daraus gemacht. Das sagt die Leiterin des Bobenheimer Musikvereins, Oda Jung-Koppe, voller Bewunderung. Der Tod seines beliebten Dirigenten hat den Verein aus dem Nichts getroffen.

Kirche öffnet ihre Türen

Der dreifache Vater Rings hatte vor den Terminen im Sommer mit der Familie Urlaub gemacht. Ein Höhepunkt des Jahres hätte die Blasorchesteraufführung des „Palzlieds“ am 7. Juli beim Feierabendkonzert in Freinsheim sein sollen. Das Unterhaltungsorchester „BoBenheimer“ wollte mit dem Hit der Anonyme Giddarischde in einer besonderen Version für Stimmung sorgen. Nun kam alles anders.

Die Orchestermanagerin der „BoBenheimer“, Britta Pallasch, kann noch nicht fassen, was passiert ist. Statt mit Konzertvorbereitungen ist sie gerade mit der Anteilnahme am Tod des Dirigenten, auf den nichts hingedeutet hatte, konfrontiert. Allein in einem seiner Orchester, den „BoBenheimern“, gebe es 65 Musiker. Alles Menschen, die trauern. Um trauern zu können, wurde in der Protestantischen Kirche Erpolzheim eine Anlaufstelle geschaffen. Auch in den kommenden Tagen können Trauernde in die Kirche kommen und an Rings denken. Am Sonntag sei der Besucherstrom nicht abgerissen, berichtet Pallasch. „Ich kann nicht sagen, wie viele Kondolenzschreiben ich bekommen habe.“

„Pfeiler des Vereins“

„Das ist besonders tragisch und trifft uns hart“, sagt Herbert Kröner vom Musikverein. Der 85-Jährige hat Rings schon als Kind gekannt. „Als Einzelperson ist er gar nicht zu ersetzen, er war ein Leuchtturm in unserem Verein.“ Auch Jung-Koppe betont den Verlust. Rings sei ein „Pfeiler des Vereins“ gewesen. Er fehle nicht nur als Musiker. Auch nach der Probe habe Rings Fragen beantwortet und sich die Probleme der Menschen angehört. „Es ist nicht nur das Musikalische, es ist das Menschliche, das ihn ausgemacht hat“, betont sie.

„Menschen für die Musik zu begeistern, das war seine Passion“, sagt Pallasch. Dabei haber er aber immer auch Zeit für einen Spaß gehabt. Zusammen habe man viel gelacht. „Der war nie bös’, immer gut gelaunt“, sagt sie. Die Proben mit Rings seien für viele das „Highlight der Woche“ gewesen.

2011 beim Bundespräsidenten

Etliche Orchester hat Rings geleitet. Sie lassen sich kaum aufzählen. 2000 gründete er das Jugendblasorchester mit Rüdiger Seidenspinner. Später leitete er mal die Big Band des Musikvereins, mal das sinfonische Blasorchester und auch die Junge Bläserphilharmonie Deutsche Weinstraße. Er steht für die Anfänge der populären Valentinskonzerte und für die Adventskonzerte in Erpolzheim. 2011 wurde der heimatverbundene Pfälzer wegen seines ehrenamtlichen Engagements zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten – damals Christian Wulff – ins Schloss Bellevue eingeladen. Zuletzt war der Realschullehrer Leiter des Nachwuchsorchesters „BeatBoB“, der „BoBenheimer“ und auch der Bläserklasse XL für Erwachsene.

Wie es mit den Konzerten des Musikvereins weitergehen soll, steht noch nicht fest. Den Termin mit dem „Palzlied“ hat der Verein abgesagt. Andere Konzerte könnten stattfinden. „Das letzte was er wollte, ist, dass wir aufhören.“ Diesen Satz hat Pallasch oft in diesen schwierigen Tagen gehört. Und dann sagt sie einen Satz, den andere im Gespräch über Jürgens Rings genau gleich formulieren: „Musik war sein Leben.“

Jürgen Rings bei der 1250-Jahr-Feier in Weisenheim am Sand im September 2021.
Jürgen Rings bei der 1250-Jahr-Feier in Weisenheim am Sand im September 2021.
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