Über den Kirchturm hinaus Gedanken über die Bedeutung des Osterfestes

Das Kreuz ist ein Symbol für Tod und Auferstehung.
Das Kreuz ist ein Symbol für Tod und Auferstehung.

Von Annette Nitsch

Heute, am Gründonnerstag, dem Vorabend von Karfreitag, beginnen im kirchlichen Leben die drei österlichen Tage. Es sind für Christen die wichtigsten Tage im Kirchenjahr.

Da geht es zum einen um die Erinnerung an ein Geschehen vor über 2000 Jahren, wie es in den biblischen Texten geschildert wird – vom Abendmahl über Jesu Weg zum Kreuz und seinen Tod am Kreuz bis zu den Auferstehungserzählungen.

Doch dieses Sich-Erinnern bedeutet keineswegs nur die Würdigung eines längst vergangenen Geschehens. Vielmehr können diese Erzählungen uns die Gegenwart deuten, wenn wir sie immer wieder neu hören. Und sie können uns Mut machen und Wege in die Zukunft weisen.

Wenn in jüdischen Familien jährlich das Pessachfest gefeiert wird, dann wird die alttestamentarische Erzählung vom Auszug aus Ägypten vorgetragen. Es geht in dieser Befreiungsgeschichte um die Erinnerung daran, dass Gott Auswege eröffnet in scheinbar ausweglosen Lagen. Das galt damals und – so die daraus gewonnene Hoffnung – auch heute.

Jesus hat mit seinen Freunden dieses Fest mit einem letzten gemeinsamen Mahl gefeiert. An dieses Geschehen erinnern wir in den Gottesdiensten und Feiern am Gründonnerstag. Jesus stärkt und erneuert seine Verbindung mit den Menschen für alle Zeiten.

Die Passionserzählungen des Karfreitags lassen sich in vielen Teilen leider allzu gut in Schicksalsberichte unserer Zeit übertragen. Da sind Parallelen, die sich im menschlichen Handeln finden lassen, damals wie heute. Sie bringen uns zum Nachdenken. Es gibt den Verrat durch Freunde, Verurteilungen, die dem Machterhalt und nicht der Gerechtigkeit dienen, das Verleugnen eigener Überzeugungen, wenn dies zu Nachteilen führen kann. Da brechen Menschen unter den Lasten zusammen, die ihnen aufgebürdet werden. Da sind die Frauen und Mütter, die um ihre Kinder trauern.

Da sind aber auch diejenigen, die aushalten und die vor dem Leiden anderer nicht davonlaufen. Es gibt diejenigen, die anderen beistehen, einfach, indem sie da sind und tun, was nötig und möglich ist. Alle diese Gedanken und Erinnerungen führen weiter zur Osterfreude. Die Geschichte geht weiter. Das Kreuz ist nicht das Ende. Das Leben geht weiter. Aus dieser Hoffnung heraus ist neues Leben möglich. So haben es nach und nach die Begleiter Jesu verstanden. Dieses neue Leben beginnt nicht erst in einer fernen Zukunft, sondern bereits heute, wenn Menschen mit Hoffnung, Vertrauen und Mut im Geist Jesu die Herausforderungen unserer Zeit angehen und die Welt gestalten.

Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung, singen wir in einem Kirchenlied.

  • Annette Nitsch ist Pastoralreferentin in der Pfarrei Heilige Theresia vom Kinde Jesus

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