Interview Friedelsheimer Trainer: „Ich habe mich etwas verzockt“

Dreh - und Angelpunkt im Friedelsheimer Angriff war Sven Schmidt (vorne im schwarzen Trikot).
Dreh - und Angelpunkt im Friedelsheimer Angriff war Sven Schmidt (vorne im schwarzen Trikot).

Interview: In der Fußball-B-Klasse Rhein-Mittelhaardt der TuS Friedelsheim das Derby beim TuS Wachenheim 2:1 (2:0) gewonnen. Der Friedelsheimer Spielertrainer Nicolas Wrede spricht über zwei unterschiedliche Halbzeiten, dem Neun-Punkte-Ziel und warum ihn die WM nur am Rande interessiert.

Herr Wrede, 2:1-Derbysieg in Wachenheim. Wie fühlt sich das an?
Das ist ein überragendes Gefühl, zumal es mein erster Derbysieg gegen Wachenheim ist. In der vergangenen Runde haben wir zweimal gegen den Nachbarn verloren. Wir haben bis 22 Uhr in unserem Sportheim mit den Frauen gefeiert. Die Gemeinschaft ist gewachsen und inzwischen sehr groß. Wir sitzen aber auch nach Niederlagen zusammen.

Friedelsheim hat zur Pause schon 2:0 geführt. War die erste Hälfte demnach nahe am Optimum?
Dies kann man so sagen. Es war auf jeden Fall eine der besten Halbzeiten in dieser Saison. Da hat alles gepasst. Das hat mit meinem direkt verwandelten Eckball zum 1:0 angefangen und mit der riesigen Chance zum 3:0 für Alexander Gajic aufgehört. Wir hatten Zugriff auf die zweiten Bälle und die Dreierkette hat prima funktioniert?

Warum ist es nach dem Wechsel noch so eng geworden?
Ich habe mich mit meiner Systemumstellung etwas verzockt. Da ich mit einer Wachenheimer Offensive gerechnet habe, bin ich auf ein 4-5-1-System umgeschwenkt, weil ich dachte, dass wir damit stabiler stehen würden. Aber der Schuss ging nach hinten los. Wachenheim, das einen Elfmeter vergeben hat, hätte ein Unentschieden erreichen können. Letztlich hat und unser Torwart Devran Akkus den Sieg gerettet.

Was hat Ihre Mannschaft in dieser Partie ausgezeichnet?
Sie hat das Derby als solches angenommen. Wille und Leidenschaft waren da, auch die Laufbereitschaft und das Zweikampfverhalten waren gut. Ein Einstellungsproblem haben wir nicht.

Es standen 18 Akteure auf dem Spielbogen. Ist der breite Kader ein Grund für die gute Runde?
Ganz sicher. Dass wir die Reservemannschaft haben abmelden müssen, ist einerseits schade, andererseits hat uns das noch einmal ein Stück weitergebracht. Von der Nummer 1 bis zur Nummer 25 wollen zwar alle spielen, aber jeder nimmt seine Rolle an. Wir können von der Bank etwas bewegen, denn die eingewechselten Spieler geben Gas. Und jeder weiß: Keiner steht über der Mannschaft.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Ich bin sehr zufrieden. Es gibt immer mal schwächere Phasen, und wir hatten auch mal einen Durchhänger. Wir kommen langsam ins Rollen. Die Spieler wissen, was ich fordere. Wichtig sind Disziplin und eine hohe Trainingsbeteiligung.

Sie haben einen Platz unter den ersten Fünf als Ziel ausgegeben. Sieht ganz gut aus, oder?
Ja, ich glaube, dass das Ziel realistisch ist. Die anderen patzen auch mal, sodass die Abstände insgesamt sehr gering sind. Wir wollen mitnehmen, was geht.

Bis zum Jahresende folgen noch drei Spiele, alle zu Hause. Was ist da möglich?
Wir streben neun Punkte an. Also auch einen Erfolg gegen den VfL Neustadt, den wir ja schon im Pokal geschlagen haben. Wir werden uns nicht verstecken und haben vor keinem Gegner Angst. Wir wollen die Euphorie aufrechterhalten und mit breiter Brust antreten. Ich bin guter Dinge.

Haben Sie schon mit den Vereinsverantwortlichen gesprochen, was in der nächsten Saison ist? Wollen Sie bleiben?
Gespräche haben stattgefunden und beide Seiten planen, die Zusammenarbeit in der Serie 2023/24 weiterzuführen. Ich fühle mich in Friedelsheim extrem wohl, weil es ein toller Verein ist. Mittelfristig streben wir die A-Klasse an.

In knapp zwei Wochen beginnt die WM. Verspüren Sie schon so etwas wie Vorfreude?
In einem etwaigen WM-Modus bin ich sicher nicht. Die Jahreszeit gefällt mir nicht, und deswegen interessiert mich dieses Turnier kaum. Die deutschen Spiele werde ich jedoch schauen. Der Fußball ist auch zu sehr Kommerz geworden.

Interview: Thomas Leimert

Nicolas Wrede
Nicolas Wrede
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