Bad Dürkheim Freddie aus Düsseldorf

Die kleine Ansteckgitarre blinkt zur Begrüßung. Bei der elften „Nacht der Legenden“ im Dürkheimer Spielcasino steckt die Nostalgie in den zum Teil schrillen Details. Neben der Gruppe Pop History entführt die Queen Revival Band am Mittwochabend die Besucher auf der ausverkauften Veranstaltung in vergangene Jahrzehnte.

Manchmal ist Ähnlichkeit ja eine Frage der Inszenierung. Und ja, wenn er so dasteht im Scheinwerferlicht, den Kopf nach hinten geworfen, die Arme in der Luft, dann sieht Harry Rose aus Düsseldorf wirklich fast genauso aus wie sein großes Idol: Freddie Mercury. Der Frontmann der Queen Revival Band trägt neben einer gelben Lederjacke und weißen Hose ein Frotteehandtuch als wichtigstes Accessoire. Der wild umherwirbelnde Kopf wird von streng gegegeltem schwarzen Haar bedeckt, und unter dem Schnäuzer hat Harry Rose sogar das markanteste Markenzeichen kopiert: der Überbiss. Der wird durch falsche Zähne hergestellt. Bis der Abend zu Ende geht, wird der falsche Freddy das Handtuch noch gegen den Mikrofonständer eingetauscht haben, bei „I want to break free“ mit rosa Federboa die flamboyante Art des Meisters imitiert und bei „Killer Queen“ in großer Pose zu Boden gegangen sein. Nie ohne dabei mit voller Inbrunst die Hymnen zu schmettern, die Queen zum Klassiker und deren Sänger zur Legende gemacht haben. Er ist gerade voll in Fahrt, als die Inszenierung bröckelt. Da spricht der Bühnen-Freddie mal nicht englisch mit dem Publikum sondern deutsch. Dass wohl ein Teil der Bühne langsam einknicke, befürchtet er. Er wolle sich nicht die Knie kaputt machen: „Ich mein’ das ernst, aber wir machen trotzdem weiter“. Sein Publikum dankt es ihm, verzeiht auch, wenn er aus der Rolle fällt, und macht sich weniger Sorgen um ihre Knie. Die überwiegend gesetztere Zuhörerschaft twistet, klatscht und tanzt, was das Zeug hält ohne Rücksicht auf Gelenke. Da werden Wildfremde in die Schunkelreihe aufgenommen, da küssen sich Liebende ungehemmt das ganze „Friends will be Friends“ lang. Harry oder Freddie. Brian May oder Stefan Pfeiffer aus Mönchengladbach, wen interessiert das schon. Solange nur die Bühne hält. In der „größten Sauna Deutschlands“, so Freddie, der je später es wird, immer mehr deutsch redet, sei es ein Genuss, sich das Unterhemd vom Leib zu reißen. Oben ohne „muss man machen, wenn man den Freddie gibt“. Ein weiteres Freddie-Muss: „We are the Champions“. König Freddie trägt die Krone, die Thekenkräfte wippen mit, ein kleines Bühnenfeuerwerk knistert. Queen im Dürkheimer Kurhaus, zumindest fast.

x