Bad Dürkheim Erinnerungen an unsere Fotografin Claudia Franck

Claudia Franck liebte das Meer und den Wurstmarkt.
Claudia Franck liebte das Meer und den Wurstmarkt.

In einem scheinbar alltäglichen Moment etwas Besonderes zu sehen, ist eine unschätzbar wertvolle Gabe. Claudia Franck hatte dieses Talent. Am Samstag ist unsere Kollegin im Alter von 53 Jahren verstorben.

Claudia Franck war Fotografin mit Leib und Seele. Schon mit ihrem Großvater Hans, der ebenfalls für die RHEINPFALZ arbeitete, saß sie in der Dunkelkammer und half dabei, besondere Momente auf Fotopapier zu bannen. Nach dem Schulabschluss besuchte sie eine private Fotodesign-Schule in Pforzheim, ehe sie ihre Mutter Monika ab Ende der 1980er-Jahre bei der Pressefotografie unterstützte.

Ob Wurstmarkt, Bürgermeisterwahl oder Konzert beim Limburg-Sommer. Sie war dabei, wenn Geschichte geschrieben wurde. Als die Saline brannte oder als große Persönlichkeiten geehrt wurden. Sie hielt kleine Kuriositäten fest, etwa Schnee im April, ebenso wie enttäuschte Gesichter, wenn Wahlen krachend verloren wurden. Als Pressefotografin erlebte sie die verrücktesten Momente. Nie hatten beim Gruppenbild alle gleichzeitig die Augen auf, irgendjemand schmuggelte sich immer aufs Bild. Einmal blieb Claudia bei einem Termin mit dem Schuh im Teer hängen, mehr als einmal stand sie bis zum Knöchel im Wasser. Manchmal nervte alles, viel öfter war es einfach nur komisch. Was immer zählte, war der Blick für das richtige Motiv zum richtigen Zeitpunkt. Den hatte Claudia. Sie hatte genaue Vorstellungen, wie das Foto auszusehen hatte, das sie machen wollte oder sollte – und das war ihr einziger Maßstab.

Mindestens ebenso entscheidend aber war der Draht zu den Menschen in der Region, die für die überzeugte Dürkheimerin immer mehr waren als bloße Motive. Unsere Fotografin war gesellig und überall gerne gesehen. Wer ein Bild in der Dürkheimer Zeitung haben wollte, fragte nicht nach einem Fotografen. Oft schrieben die Leute einfach: „Schicken Sie bitte Frau Franck.“

Claudia war gradlinig und stand zu ihrer Überzeugung. Auch gegenüber der Redaktion. Sie wusste einen guten, meinungsstarken Text zu schätzen, ebenso wie sie mit Kritik nicht hinter dem Berg hielt – etwa wenn die Redaktion das aus ihrer Sicht schlechtere Fotomotiv auswählte oder den Bildschnitt in den Sand setzte. Wer Claudia für sich gewinnen wollte, musste authentisch, ehrlich, ungekünstelt sein. An den Charakter eines Menschen legte sie einen ungleich höheren Maßstab an als an sein Erscheinen.

 Das Bild aus dem Jahr 2018 gefiel ihr besonders gut.
Das Bild aus dem Jahr 2018 gefiel ihr besonders gut.

Claudia liebte den Wurstmarkt und seine Traditionen. So war sie – wenn sie nicht fotografieren musste – fast ausschließlich an den Schubkärchlern zu finden. 1998 war sie Mitinitiatorin einer Unterschriftensammlung, die sich für die Rückkehr des Polyp in seiner Originalversion stark machte.

Bis zur Pandemie war der freitägliche Espresso in den Redaktionsräumen gesetzt: Der Kaffee war nie so ökologisch, wie sie es gerne hatte, aber wir machten ihn immer so süß, wie sie es wollte. „Ich muss los“, sagte sie sofort nach dem letzten Schluck. „Ich hab’ den Hund im Auto.“ Oder: „Der Parkschein läuft ab.“ Claudia war immer in Bewegung, ob im Wald, mit dem Hund oder für die RHEINPFALZ.

Der Hund war wichtig. Ihrer und eigentlich alle, die ihr begegneten. Wenn ein Hund auf einem Termin dabei war, schickte Claudia doppelt so viele Bilder wie sonst an die Redaktion. Zu Weihnachten, wenn sie adventliche Motive für den Bilder-Adventskalender in Stücke schneiden musste, schmuggelte sie immer einen oder zwei Hunde ins Bild.

Claudia liebte die Natur und das Meer. Einmal im Jahr zog es sie mit ihrem Lebensgefährten Peter nach Italien – das Land, in dem sie bereits mit ihrem Großvater Urlaub gemacht hat. Dort – beim Blick auf Sonnenuntergänge, mit oder ohne Kamera – fand sie Ruhe und Kraft.

Ciao Claudia, wir vermissen dich sehr. Deine Lokalredaktion

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