Bad Dürkheim Eine ganz eigene Welt
Neue Arbeiten seiner verrätselten Bilderwelt zeigt der in Weinheim lebende Künstler Michel Meyer ab Sonntag in der Freinsheimer Galerie Zulauf. Annähernd 45 Exponate beweisen eindrucksvoll, wie spannend zeitgenössische Kunst sein kann.
Auf den ersten Blick wirken Meyers Arbeiten wie Kinderzeichnungen, doch dieser Eindruck täuscht. Schon das großformatige Werk „Zaungäste“, eine zweiteilige Collage in Acryl auf Leinwand, zeigt das Individuum in der Masse Mensch, mal als interessierten Zuschauer, mal als nahezu Gelangweilten. Offen bleibt, welchem Ereignis diese Zaungäste ihre Aufmerksamkeit schenken. Ähnlich gestaltet ist „Der Wandertag“. Wie durch ein Teleobjektiv herangezoomt, geht der Einzelne hier völlig unter, wird zu einem undefinierbaren Etwas in einer brodelnden Masse. Der 1956 in Stuttgart geborene Maler und Zeichner hat von 1978 bis 1982 Kommunikationsdesign und Illustration in Darmstadt studiert. So erscheint es ganz natürlich, dass seine Bilder Geschichten erzählen, denen er charakterisierende Titel zuordnet. Oft erscheinen sie ironisch, wie zum Beispiel „Anweisungen, ein Gespenst zu sehen“, eine Collage in Mischtechnik auf Holz. Dem Betrachter begegnen auf dem 80 mal 60 Zentimeter großen Bild viele verschiedene Geschöpfe, ausgeführt als dünne Strichzeichnungen auf hellen Hintergründen: Ein rothaariges Kind, eine kostümierte Katze, große tanzende Gestalten, eine Blumenwiese. Sie alle sind ungeordnet über das Bild verstreut, wie kindlichen Traumgestalten. Michel Meyer schreibt über seine Arbeit: „Meine Malerei ist nicht nur ein Spiel mit Farben, Stiften und Material zur Erlangung von Köpfen, Figuren und deren Fragmenten und Beziehungen. Auch ein Spiel mit Zuständen und Befindungen“. Man muss sich einlassen auf dieses „Spiel“, dann gelingt es, in eine ganz eigene Welt einzutauchen wie Alice im Wunderland und man trifft auf so wundersame Szenen wie „Die Anbetung der Futterautomaten“, jedem verständlich, der ein Haustier hat. Mit „Plankton XXX“ taucht Michel Meyer nur scheinbar in die Tiefen des Meeres ab, seine Organismen sind von Buchstaben umgeben, Worte wie „Mother“ und „Pet“ sind erkennbar, eine Familie und ihre Haustiere. Doch nicht nur solche „Wimmelbilder“ sind in der Ausstellung zu sehen, auch einzelne Köpfe sind vertreten: Die rotgrundige „Spurensuche“, „Gelbnase“ und „Kopf auf Rot mit Eiern“ sind Beispiele dafür, oder - fast schon philosophisch - „Du warst Kapitän, ich die Mannschaft“. Der Künstler ist mit seinen Werken regelmäßig in Einzelausstellungen zu sehen und in etlichen Sammlungen vertreten. Auch an der im August zu Ende gegangen Regionale 2014 „Deltabeben“ vom Wilhelm-Hack-Museum und Kunstverein Ludwigshafen hat er teilgenommen. Im Vergleich zur Ausstellung von 2009 bestätigt Galerist Günther Zulauf, dass Michel Meyer seine bisherige Intention weitergeführt hat. „Karikaturhaft verzerrt wirkt so einiges, jedoch ist der übersteigerte Ausdruck ein Kunstgriff, der Aufmerksamkeit bündelt und fokussiert, etwa wie bei einer gelungenen Theaterinszenierung“ ergänzt Dr. Martin Stather vom Mannheimer Kunstverein. (dox)