Bad Dürkheim Ein Stein für Steiniger

Die Sandstein-Stele für Reinhard Steiniger an „seinem“ Plätzchen in Seebach.
Die Sandstein-Stele für Reinhard Steiniger an »seinem« Plätzchen in Seebach.

Gut zwei Jahre nach seinem zu frühen Tod mit 56 Jahren ist Reinhard Steiniger am Samstag posthum eine schöne Ehre zuteil geworden: Ortsbeirat und Kulturverein Seebach setzten dem früheren Ortsvorsteher einen Gedenkstein in Form einer Sandstein-Stele – „zur sichtbaren Erinnerung auf ,seinem’ Platz“, wie Laudator Karl-Heinz Matthäus bei der Enthüllung vor gut 80 Anwesenden sagte.

Die wildwüchsige Grasfläche direkt an der Bruchkante fast über dem Haus der Familie in der Karl-Räder-Allee war noch zu Lebzeiten Steinigers im Sommer 2015 nach ihm benannt worden, als er von der unheilbaren Krankheit bereits gezeichnet war. Er hatte das Stück persönlich gehegt und gepflegt, seit er 1994 erstmals zum Ortsvorsteher des heute gut 2200 Einwohner starken Ortsteils gewählt worden war. Zu der groben Holzbank, von der man einen herrlich weiten Blick über Stadt, Weinberge und Ebene hat, kam jetzt ein „bescheiden wirkender Stein“ – was freilich ganz Steinigers Wesen entspricht, so Matthäus: „Er hat sich nie in den Vordergrund gedrängt.“ Aber Steiniger stand stets aufrecht und schier unerschütterlich – auch diese Symbolik passt auf den „Kümmerer“ von Seebach, wie sein Amtsnachfolger Günter Eymael ihn bezeichnete. Und, so das Sinnbild von Steinmetz Mathias Nikolaus, er hat Steine aus dem Weg geräumt. Der Bildhauer hat den anderthalb Meter hohen, geschätzt 300 Kilo schweren Stein im Haardter Steinbruch gefunden. Die bruchraue Stele, die eine schlichte Bronzeplakette mit Name und Amtszeit trägt, zeigt seitlich schöne Eisenpigmentierungen, auch Kieselsteine sind in den Pfälzer Sandstein eingeschlossen, den Nikolaus nur wenig bearbeitet hat – auch Reinhard Steinigers Naturell war völlig ungekünstelt. Anpacken, anstoßen. Machen, mitziehen. Sein handwerkliches Geschick kam dem dreifachen Vater, von Beruf Augenoptiker, bei seinem Einsatz als „unbezahlter Gemeindearbeiter“ (Eymael) zupass. Wichtiger noch war indes, dass er Menschen zusammenführen konnte, die Gemeinschaft zu pflegen verstand, wie Bürgermeister Christoph Glogger (SPD) betonte. Er sprach von einer „großen Geste“ der Seebacher. Den Dorfplatz neu gestaltet, die Kerwe weiterentwickelt, das Weihnachtssingen aus der Taufe gehoben, die Vorarbeit für die Dorfchronik geleistet – Eymael zählte auf, was sein Vorgänger in den 21 Jahren seiner Amtszeit „zu seinen Projekten gemacht“ hatte. Matthäus, längster und engster Kollege Steinigers im Ortsbeirat und persönlicher Freund, fügte neben dem Ausbau des Seebacher Hauses die Aktivitäten in Stadtrat und Ausschüssen, einem halben Dutzend Vereinen und Gremien sowie als Lernpate an der Ostertag-Schule hinzu. Steiniger war überzeugter Menschenfreund, sozialer Multitasker, Familienmensch und Teamplayer, stark in Charakter und Meinung, Integrationsfigur und die Integrität in Person, ein feiner Kerl. Matthäus fasste dies in drei Worten trefflich zusammen: „Ein herausragender Mensch.“ Er habe ein Ziel und einen Weg, „und das verfolge ich“, zitierte Beigeordneter Gerd Ester aus seiner Erinnerung an den Parteifreund. Zielstrebig sammelte Reinhard Steiniger als Krönung seines Lebenswerkes mit dem Omega-Verein auch jene gigantische Summe von 600.000 Euro für einen Hospizbau. Neben der gesamten Familie wohnten dem Festakt persönliche Freunde und politische Weggefährten des langjährigen CDU-Stadtrats bei, ebenso wie Vertreter der Vereine und nicht zuletzt etliche Bürger – insgesamt rund 80 Personen. So viele vertraute Menschen an genau diesem Platz, freute sich auch sein Ältester Johannes – „das hätt’ ihm heut’ schon gefallen…“

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