Bad Dürkheim Die Angst greift um sich

Nicht jeder traut sich am späten Abend über den Mannheimer Schlosshof: Laut der Umfrage ändern viele aus Angst, überfallen zu we
Nicht jeder traut sich am späten Abend über den Mannheimer Schlosshof: Laut der Umfrage ändern viele aus Angst, überfallen zu werden, ihre Gewohnheiten.

Die Ergebnisse einer Sicherheitsumfrage im Auftrag der Stadt Mannheim liegen vor. Entsprechend dem Bundestrend fühlen sich die Menschen in der Quadratestadt deutlich unsicherer als noch vor zwei Jahren. Die Angst vor terroristischen Anschlägen und politischem Extremismus hat der Autor der Studie als Hauptgründe herausgearbeitet. In den einzelnen Stadtteilen ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild.

„2016 war das Jahr der Angst. Es gab einen sprunghaften Anstieg der Ängste bei den Menschen“, fasst Dieter Hermann, Autor der Studie, das Ergebnis schlagwortartig zusammen. Ursachen seien terroristische Anschläge, politischer Extremismus und Spannungen in Verbindung mit dem erheblichen Zuzug von Ausländern in den beiden vergangenen Jahren, wie der Wissenschaftler festgestellt hat. Die Auslöser für diese Entwicklung sind in Mannheim nur bedingt beeinflussbar, räumt Hermann ein. Im Auftrag der Stadt hat der Leiter des Instituts für Kriminologie der Universität Heidelberg im Herbst 2016 zum zweiten Mal nach 2012 eine Befragung zum Sicherheitsgefühl der Mannheimer Bürger in Angriff genommen. 10.000 zufällig ausgewählte Einwohner ab 14 Jahren wurden angeschrieben. An der Umfrage beteiligten sich 36 Prozent, sieben Prozent mehr als im Jahr 2012, berichtet Hermann, der dies auf ein gesteigertes Interesse an dem Thema zurückführt. Sein Fazit: Antworteten auf die Frage nach einem Unsicherheitsgefühl 2012 noch zwölf Prozent der Befragten mit „ja“, stieg diese Zahl 2016 auf 19 Prozent. Die Zahl derer, die „Angst haben, selbst Opfer einer Straftat zu werden“, verdoppelte sich von 13 auf 26 Prozent der Befragten. 32 Prozent (2012: 16 Prozent) gaben an, ihre Freizeitaktivitäten einzuschränken. Im Vergleich zu 2012 doppelt so viele Menschen fürchten sich der Studie zufolge vor Einbruch, Raub oder sexueller Belästigung. Dieses Angstgefühl gehe einher mit einem realen Anstieg der Kriminalität in Mannheim in den zurückliegenden beiden Jahren. Laut Hermann ist dafür vor allem die Straßenkriminalität verantwortlich, die durch den massiven Anstieg von Asylbewerbern ein Thema geworden ist. Bei der näheren Betrachtung des abgefragten Sicherheitsgefühls der Bürger in den einzelnen Stadtteilen ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild. So ist die Kriminalitätsfurcht der Einwohner von Wallstadt, Lindenhof und Neuostheim/Neuhermsheim am geringsten. Die höchsten Werte erreichen hier wie 2012 die Neckarstadt-West, der Jungbusch und die Innenstadt. „Positiv zu bewerten ist, dass das Vertrauen in Polizei und lokale Politik laut der Befragung gestiegen ist“, meint Sicherheitsdezernent Christian Specht (CDU). Bereits als Konsequenz der ersten Sicherheitsbefragung waren 2012 Vorschläge gemacht worden, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu verbessern. Die Stadt hatte daraufhin ein Konzept entwickelt, das durchaus als erfolgreich bewertet wurde. Dazu gehörten die verstärkte Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes und das Aufstellen eines sogenannten Sicherheitscontainers am Paradeplatz. Nächstes Jahr soll eine Videoüberwachung an markanten Stellen der Stadt wieder eingeführt werden. Eine große Mehrheit der Befragten begrüße das, betonte Specht. Wie Hermann in seinen Studien feststellt, wird das Sicherheitsgefühl der Bürger stark von weiteren Faktoren geprägt. Eine große Rolle spielen „Incivilities“ genannte Störungen der Ordnung durch Verschmutzung der Umgebung und sozial unangepasstes Verhalten in der Öffentlichkeit. Als Probleme werteten die Befragten neben der Vermüllung auch Falschparker, Raser und Auto-Poser. Auch hier sei die Stadt in der Vergangenheit aktiv vorgegangen, so Specht. Ab April 2018 soll der „Besondere Ordnungsdienst“ in der Neckarstadt seinen Einsatz beginnen, kündigte er weitere Anstrengungen der Stadt an.

x