Mannheim Das Filmfestival Mannheim-Heidelberg ist eröffnet

Stellten den Eröffnungsfilm vor: Vincent Macaigne, Georgia Scalliet und Produzent Frédéric Niedermayer (von links).
Stellten den Eröffnungsfilm vor: Vincent Macaigne, Georgia Scalliet und Produzent Frédéric Niedermayer (von links).

„Liebe aufrichtige und rechtschaffene Bürger von Mannheim und Heidelberg und von überall, wo ihr heute Abend herkommt“, begrüßte Sascha Keilholz die Besucher der Eröffnungsveranstaltung des 71. Internationalen Filmfestivals im Mannheimer Cinemaxx. „Es ist Showtime!“

Es sei „aufregend und schön, ein ganz klein bisschen beängstigend, aber vor allem gut“, so der Festivalleiter, dass es nun endlich losgehe. Es ist bereits sein drittes Festival, aber nach einer reinen Online- und einer Hybrid-Ausgabe in den beiden letzten Jahren schließlich das erste, das wieder komplett vor Ort stattfinden kann.

Die drängenden Fragen unserer Zeit

Insgesamt 65 Filme aus 40 Ländern in 200 Vorstellungen umfasse das Programm, berichtete er in einer appetitanregenden, von Filmausschnitten flankierten Vorschau. In diesem Programm manifestierten sich die drängenden Fragen der Gegenwart, besonders nach dem Miteinander zu Zeiten des Klimawandels, von Pandemien, politischen Krisen und Kriegen. Die ausgewählten Filme verfügten über die nötige Differenziertheit, um unsere Welt genau zu verstehen und vielleicht sogar ihre Probleme lösen zu können. „Egal, ob im Mantel einer romantischen Komödie, im Gewand eines Westerns, eines Coming-of-Age-Dramas, eines Familiendramas oder eines Musicals. All das kommt in den nächsten Tagen auf uns zu.“

Auch unmittelbar politisch agiert das Festival, wie Keilholz berichtete. Auf ein dringendes Ersuchen des iranischen Filmemachers und Menschenrechtsaktivisten Mohsen Makhmalbaf hin, sei man in Kontakt mit dem Auswärtigen Amt getreten, um Künstlern zu helfen, die unter der Gewaltherrschaft der Taliban in Afghanistan in existenzielle Gefahr geraten seien. „Inzwischen konnten 60 bedrohte Personen tatsächlich ausgeflogen werden“, berichtete Keilholz. Makhmalbaf („Reise nach Kandahar“) ist in der aktuellen Festivalausgabe Mitglied der Internationalen Jury und wird am 24. November in einer öffentlichen Gesprächsrunde im Mannheimer Cinema Quadrat über die Situation von Künstlern unter repressiven Regimen sprechen.

Grußworte der Mannheimer beziehungsweise Heidelberger Bürgermeister Michael Grötsch und Wolfgang Erichson, des neuen baden-württembergischen Staatssekretärs Arne Braun sowie des Filmförderers Carl Bergengruen von der Medien- und Filmgesellschaft des Landes standen an, bevor drei Beteiligte den französischen Eröffnungsfilm „Chronique d'une liaison passagère“ („Tagebuch einer Pariser Affäre“) vorstellten. Der Produzent Frédéric Niedermayer, die Schauspielerin Georgia Scalliet sowie der vielbeschäftigte Hauptdarsteller Vincent Macaigne, der sich nervös und wortreich wie ein französischer Woody Allen durch die unterhaltsame Geschlechterkomödie bewegt, immer erst um eine, Charlotte (Sandrine Kiberlain), dann gleich um zwei Frauen herum, die ihn mit entwaffnender Unbefangenheit überfordern.

Der Regisseur wird zugeschaltet

Über sein Handy holte Macaigne noch Emmanuel Mouret, den südfranzösischen Regisseur der Liebeskomödie hinzu, der sein „Tagebuch einer Pariser Affäre“ im Augenblick beim Filmfestival im spanischen Gijón präsentierte. Die Frage, ob er denn etwa gerade unter der Dusche stehe, beantwortete der Filmemacher mit einem Verweis auf den nahen Golf von Biskaya und den rauschenden Atlantik, dem Mannheim und Heidelberg zumindest den Rhein und den Neckar entgegenzusetzen haben.

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