Bad Dürkheim Das Fenster zur Weinstraße

Das „Fenster zur Deutschen Weinstraße“ wurde gestern Vormittag in Herxheim am Berg weit geöffnet. Weit schweifte der Blick bei blauem Frühlingshimmel aus der nagelneuen Vinothek der Winzergenossenschaft bis hinüber zum Grat des Odenwalds. „Das ist nicht zu toppen“, schwärmte Verbandsbürgermeister Wolfgang Quante und fühlte sich in Anspielung auf die gleichnamige Weinlage zu Füßen der großen Freiterrasse „wirklich im Himmelreich“. Das Zwei-Millionen-Werk ist nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit in doppeltem Sinne vollendet.

Drinnen wie draußen ein „Schmuckstück“, „Blickfang“ für Besucher, „Highlight“ für die gesamte Urlaubsregion, für die er sich eine „Initialzündung“ erhoffte – Quantes keineswegs übertriebene Lobeshymne war sicher höchster Genuss in den Ohren der Oberen in der „Genussgenossenschaft“. Deren Vorsitzender Emil Schanz sprach von einem großen Tag und von Stolz über das, was insgesamt 15 Handwerkerfirmen zumeist aus dem Umkreis in 14 Monaten Bauzeit aus den Plänen der Dürkheimer Architekten Engelhard und Schoberwalter sowie von Innenarchitektin Elke Eberle (Forst) anstelle des alten Stammsitzes aus den 70ern komplett neu haben erstehen lassen. Neben dem Hausverkauf in der „Vinothek 212 NN“, die den höchsten Punkt der Deutschen Weinstraße markiert nimmt den Löwenanteil der 400 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Etagen „Alex’ WeinLounge“ ein: 60 Plätze im Lokal, 40 auf der Galerie und 75 draußen auf der Terrasse, mit der Herxheim jetzt neben dem Schlossgarten einen zweiten tollen Balkon besitzt. Nach der Komplettmodernisierung im Keller vor 13 Jahren nun also die Neuansprache der Kunden mit einer zeitgemäßen Lokalität – hell, großzügig, niveauvoll, stilvoll. Die Hälfte des Flaschenabsatzes mit einem Jahresumsatz von vier Millionen Euro geht an Privatkunden, von denen 70 Prozent ihren Wein selbst abholen. Ihr Mehrwert und der für Tagestouristen, die künftig geströmt kommen dürften, ist das Aha-Erlebnis des Ambientes, in dem Weinbaupräsident Edwin Schrank Wein bestens ins Szene gesetzt sah, und des grandiosen Panoramas, das für ihn stellvertretend für den Weitblick stand, mit dem die Gründungsväter die Genossenschaft einst angesiedelt hatten – samt guter Verkehrsanbindung und Möglichkeit zur Erweiterung, wie Schanz zuvor erwähnt hatte. Von einer dymanischen Genossenschaft mit ausgesprochener Qualitätsphilosophie sprach Helmut Caspary, Leiter der Weinbauabteilung im Mainzer Landwirtschaftsministerium, eingedenk dreier Staatehrenpreise seit 2012 und dem Ranking unter den Top-100-Betrieben aus der Bundesweinprämierung (aktuell Rang 70). Der Neubau als „letzter großer Schritt in Sachen Marketing“ zeuge vom Selbstbewusstsein des Dorfs und der Region, so Caspary. „Genau richtig gelandet, dieses Geld“, meinte er mit Blick auf die voraussichtlich 20-prozentige Landesunterstützung von 400.000 Euro auf die Gesamtkosten von zwei Millionen. Das Geld stammt aus einem aus EU-Mitteln gespeisten Förderprogramm für den Ausbau der Direktvermarktung. Just hier hakte Wolfgang Quante später ein, indem er sich von der Landesregierung in Sachen Direktvermarktung noch mehr Flexibilität auch beim Thema Vinotheken wünschte, das „bei uns viel diskutiert wird. Es gibt da den Begriff der Straußwirtschaften ...“ Auch Ortsbürgermeister Ronald Becker scheute sich nicht, bei aller Freude über diese „Bereicherung für den ganzen Ort“ einen Wermutstropfen anzusprechen: Er hoffe, man habe in der Parkplatzsituation eine Lösung gefunden, die für alle akzeptabel sei, meinte Becker mit Blick auf die Belange der direkten Wohnnachbarn. Wolfgang Gabel ist entfernterer Nachbar, hat’s aber auch nicht weit: „Ich werde des Öfteren hier sein“, versprach der Ortsvorsitzende der Bauern und Winzer, der es sich „nicht so schön vorgestellt“ hatte – um so mehr wünscht er sich Nachahmer unter den örtlichen Weingütern. Deren Solidarität und den positiven Rückenwind der Gemeinde hob Dieter Strobel, Aufsichtsratschef der Genossenschaft, hervor. Er dankte dem fünfköpfigen Bauausschuss um Geschäftsführer Thomas Vogel und den Mitarbeitern, die den mehr als einjährigen „Ausnahmezustand mit Improvisationstalent und viel Motivation“ begleitet hätten. (psp)

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x