Bad Dürkheim „Da ist viel Kreativität gefragt“

Ludwigshafen bekommt einen neuen Theaterleiter. Der Vertrag mit Hansgünther Heyme, der das Theater im Pfalzbau seit 2004 leitet, läuft zum Jahresende aus. Sein Nachfolger soll am kommenden Montag im Stadtrat vorgestellt werden. Ein Gespräch mit Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg über Theaterarbeit in Ludwigshafen und den idealen Intendanten.

Frau Professor Reifenberg, wie stellen Sie sich Ihren Wunschintendanten für das Theater im Pfalzbau vor?

Es gibt ja ein mit Fachleuten und Parteienvertretern gemeinsam erstelltes Positionspapier, in dem dieses Anforderungsprofil umrissen ist. Wir suchen eine künstlerische Persönlichkeit mit Management-Erfahrung. Damit soll die Kontinuität der bisherigen Theaterarbeit in Ludwigshafen sichergestellt werden, das heißt wir wollen an dem Mix aus Festspielen und Gastspielangebot auch künftig festhalten. Auch am breiten Tanztheater-Angebot soll sich nichts ändern. Aber natürlich hat der neue Theaterleiter durchaus Gestaltungsspielraum, kann auch andere Schwerpunkte setzen. Festspiele soll es also auch künftig in Ludwigshafen geben? Die haben sich ja bewährt, zudem fließen hier Zuschüsse von Land und BASF SE, die rund die Hälfte des Festspieletats abdecken. Das wollen wir natürlich nicht in Frage stellen. Ob die Festspiele weiterhin im Herbst stattfinden sollen, kann man natürlich diskutieren. Welche Rolle soll das in erster Linie auf Gastspiele ausgelegte Ludwigshafener Theater in der Region spielen mit den Ensembletheatern in Mannheim, Heidelberg, Kaiserslautern und Karlsruhe? An der Kooperation mit dem Pfalztheater in Kaiserslautern wollen wir festhalten, hier könnte vielleicht künftig das Musical eine größere Rolle spielen, was für ein jüngeres Publikum interessant wäre. Beim Kinder- und Jugendtheater kann ich mir eine stärkere Zusammenarbeit mit den umliegenden Theatern vorstellen, da ist auch ein kleines Festival mit Produktionen aus der Region denkbar. Hansgünther Heyme hat in Ludwigshafen Schauspiel und Wagners „Ring“ inszeniert. Wie viel eigenständiges Theater soll künftig hier entstehen? Auch in Zukunft werden eigene Inszenierungen des Intendanten oder Kooperationen mit anderen Bühnen möglich sein, allerdings in überschaubarer Größenordnung. Hier stehen dem neuen Intendanten alle Möglichkeiten offen. Das Publikum des Theaters im Pfalzbau wirkt sehr uneinheitlich. Man hat den Eindruck, dass hier mit den Festspielen und dem restlichen Gastspielprogramm weitgehend unterschiedliche Besuchergruppen bedient werden. Ist das aus Ihrer Sicht ein Problem? Vor allem beim Tanztheater ist das offensichtlich, da kommen die Besucher ja überregional nach Ludwigshafen. Bei den Festspielen insgesamt ist dies nicht ganz so auffällig, da ist die Schnittmenge mit den sonstigen Gastspielen sicher etwas größer. Aber der Unterhaltungsanspruch gerade unserer älteren Besucher muss natürlich bedient werden. Unter der Intendanz von Hansgünther Heyme trugen vornehmlich die Festspiele und Festwochen seine Handschrift, eine engere Verzahnung des Spielprogramms sollte künftig angestrebt werden. Die Finanzierung des Theaters im Pfalzbau war in der Vergangenheit immer wieder problematisch. Reicht die finanzielle Ausstattung überhaupt für die Ansprüche, die man verfolgt? Das ist eine schwierige Frage. Aus dem sicherlich überschaubaren Budget wurde in den letzten Jahren viel Gutes herausgeholt. Das Korsett ist aber eng geschnürt. Unabhängig davon, dass ein höheres Budget wünschenswert wäre, um ein noch attraktiveres Theaterprogramm anzubieten, dürfte vor allem viel Kreativität gefragt sein. Das Theater als Eigenbetrieb, wie es in vielen Städten Realität ist, böte auch in Ludwigshafen flexiblere Möglichkeiten. Warum wird das nicht gemacht? Das Thema Eigenbetrieb wurde in der Verwaltung diskutiert, aber dann nicht weiterverfolgt. Hansgünther Heyme hat außerhalb des Theaterprogramms viele Projekte für Kinder und Jugendliche angestoßen. Wie geht es damit weiter? Wir haben ein starkes Interesse am Kinder- und Jugendtheater und auch an der Theaterarbeit mit Kindern, da gibt es auch künftig viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die Mittelverteilung auf einzelne Genres kann unter einem neuen Intendanten entsprechend seiner Profilsetzung auch geändert werden. Wird es in Ludwigshafen noch einmal ein einzelnes Projekt von der Dimension von Wagners „Ring“ geben? Die Konstellation war hier sicher einmalig mit Partnern wie der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Opernhaus in Halle. In der Rückschau wird man den Ludwigshafener „Ring“ sicher als mutiges und geglücktes Unternehmen bewerten, das der Stadt viel Aufmerksamkeit gebracht hat. Ich glaube aber nicht, dass so etwas noch einmal gelingt. Bei Projekten im Bereich Schauspiel sind die finanziellen Dimensionen ohnehin ganz andere.

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