Bad Dürkheim Aus der Traum vom Wurstmarkt 2020

Wenn die Gondeln Trauer tragen: Dass es in diesem Jahr keinen Wurstmarkt gibt, werde vielen sehr weh tun, sagte Beigeordneter Ka
Wenn die Gondeln Trauer tragen: Dass es in diesem Jahr keinen Wurstmarkt gibt, werde vielen sehr weh tun, sagte Beigeordneter Karl Brust.

Dass es in diesem Jahr keinen Wurstmarkt geben wird, ist nach einer Entscheidung von Bund und Ländern klar. „Sieht so aus“, kommentiert Bürgermeister Christoph Glogger (SPD) das unausweichliche Wurstmarkt-Aus. Er will weiter abwarten.Dass es „unter den Umständen nicht geht“, war Beigeordnetem Karl Brust (SPD) bereits einige Stunden zuvor in einer Sitzung des Wurstmarktsauschusses klar. Das Gremium tagte ab 17 Uhr, da zeichnete sich die Entscheidung in Berlin bereits ab. Es sei ihm bewusst, dass ein Jahr ohne Wurstmarkt „vielen sehr weh tut“, sagte Brust und dachte dabei auch an Schausteller, Beschicker und Winzer. Er wünschte sich bereits einen „schönen Wurstmarkt 2021“.

„Es könnte gut sein, dass uns die Entscheidung abgenommen wird“, sagte Bürgermeister Glogger nach der Sitzung. Hoffnung auf ein Fest im September hatten zu diesem Zeitpunkt nach seiner Aussage weder er noch die Mitglieder des Wurstmarktausschusses.

Es werde nun so verfahren: In der Stadtratsitzung am 30. Juni soll es eine endgültige Festlegung zum Wurstmarkt geben, wenn nicht „die große Politik“ zuvorkommt, sprich eine Verordnung aus Mainz. Es habe sich bewährt, Verordnungen abzuwarten, so Glogger. „Wir gehen davon aus, dass uns die Entscheidung abgenommen wird“, sagte der Bürgermeister, „das ist auch okay so“.

Was der Ausschuss nicht-öffentlich besprochen hatte, war nach seiner Aussage längst nicht mehr eine Auseinandersetzung mit dem Fest 2020. Stattdessen ging es um eine mögliche „gemeinsame symbolische Aktion für die Schausteller“. Man habe diskutiert, wie so etwas aussehen könnte. Die Ergebnisse dieser Überlegungen sollen nach seiner Aussage im Stadtrat präsentiert werden. Außerdem ging es um ein mögliches Wurstmarkt-Alternativprogramm. Hier habe man beim digitalen Stadtfest bereits Erfahrungen gesammelt, diese könne man nutzen. Auch darüber wird im Stadtrat Ende des Monats diskutiert.

„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass auf dem Platz irgendetwas stattfindet“, so Glogger. Hier gelte es, die richtigen Signale zu senden, weil bereits einige Feierwillige in den Sozialen Netzwerken ihr Kommen angesagt hatten – auch wenn auf dem Platz im September nichts aufgebaut ist. Es gelte zu verhindern, „dass es zu unkontrollierbaren Situationen kommt“.

Zeit für klare Worte

Der Wurstmarkt 2020 ist selbst für die größten Optimisten nicht mehr zu retten. Es ist Zeit, das auch zu sagen.

Seit Mittwoch ist der Wurstmarkt 2020 ein Ding der Unmöglichkeit: Angemessene Hygienemaßnahmen und eine Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten sind auf einem Volksfest dieser Größenordnung nicht zu gewährleisten. Diese hohe Hürde aber haben die Ministerpräsidenten der Länder und Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch als Voraussetzung für Großveranstaltungen aufgebaut. Für diese war schon im April das Aus bis Ende August beschlossen worden. Also bis wenige Tage vor Start des Wurstmarkts. Die Stadt wartete trotzdem ab. Unter Führung von Christoph Glogger hatte sie sich dafür entschieden, die Sache auszusitzen. Prinzip Hoffnung statt harter Schnitt. Selbst am Mittwoch kommt Glogger der Satz „Der Wurstmarkt findet nicht statt“ nicht über die Lippen. Die Schlagzeile „Bürgermeister sagt Wurstmarkt ab“ bleibt so zwar aus. Entschlussfreudig ist das nicht. Auch wenn die Länder einen Rest an Handlungsspielraum haben: Weshalb Glogger noch eine Entscheidung aus Mainz abwarten will, erschließt sich nicht.

Sicher ist: Die Dürkheimer Seele wird bluten. Kaum vorstellbar, was das Fest für ein Trostpflaster hätte sein können. Doch es ist Zeit, der Wahrheit ins Auge zu sehen – und das auch zu sagen.

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