Bad Dürkheim Anwohnerkonzerte: Gute Straßenmusik in Freinsheim

In einer ganz bestmmten Straße in Freinsheim ist abends musikalisch einiges geboten.
In einer ganz bestmmten Straße in Freinsheim ist abends musikalisch einiges geboten.

„You'll Never Walk Alone“, „An der Nordseeküste“ oder auch „The Lion Sleeps Tonight“: Wer dieser Tage kurz nach 19 Uhr durch die Dr.-Lehmann-Straße in Freinsheim kommt, dem können solche Lieder entgegenschallen. Jeden Abend treffen sich seit dem 22. März die Anwohner, um in Zeiten von Corona zusammen auf der Straße zu singen und zu musizieren.

„Unser protestantischer Pfarrer Martin Palm leitete die Anregung über Joneva Kaylen, Leiterin unseres Kirchenchors, an uns weiter“, erzählt Karoline Kohl und sagt: „Das erste Mal spielte meine Familie am 21. März noch auf unserer Terrasse. Einen Tag später trafen wir uns schon mit den Nachbarn auf der Straße.“

Große Beteiligung

Das Projekt stieß von Anfang an auf großes Interesse. 20 bis 25 Menschen, darunter Paare, junge Familien mit Kindern und Teilnehmer aus anderen Straßen von Freinsheim, beteiligen sich regelmäßig an dieser Initiative. Mit dem gemeinsamen Singen wird nach dem „Vater-unser-Geläut“ begonnen. Los geht es stets mit dem Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius – auch bei strahlendem Sonnenschein. Anfangs wurde mit „Freude, schöner Götterfunken“ auch die Europahymne gesungen, das habe sich aber nicht durchgesetzt.

Buntgemischt ist das Wunschkonzert

Bei der Auswahl der Lieder können alle ihre Wünsche äußern. „Kinder wünschen sich häufig das ,Regenbogenlied’ und das ,Lied vom Händewaschen’ – nehmen damit Bezug zur aktuellen Lage“, sagt Kohl. Buntgemischt ist das Wunschkonzert der Erwachsenen: „Wir hatten unter anderem schon einen Pfälzer, einen bayrischen und einen Hamburger Abend“, listet Kohl auf und sagt: „Als nächstes steht ein französischer Abend auf dem Plan.“ Intoniert werden sollen das Volkslied „Sur le pont d’Avignon“ und das Chanson „Aux Champs-Élysées“ von Joe Dassin.

50 Lieder

Auf gut 50 Lieder bringen es die Anwohner. Da ist dann auch mal, wie am Donnerstag für die drei Jahre alt gewordene Merle, ein Geburtstagsständchen mit dabei. Bassist Andreas Gensheimer, der zusammen mit Dörthe Jung und Harald Kohl (beide Altsaxofon) das instrumentelle Grundgerüst der gut halbstündigen Events bildet, was von den Kindern mit Rasseln, Triangel und Ukulele unterstützt wird, möchte jetzt die Songs sammeln und ein illustriertes Liederheft zusammenstellen. „Wir finden das alle subber“, sagt Vater Patrick Fertl und lacht. Seit einem Jahr wohnt die fünfköpfige Familie in Freinsheim und freut sich über die „erstaunlich gute Nachbarschaft“. In den Chor der Begeisterung stimmt auch Mark Westrich-Keil ein: „Wir sind vor einem halben Jahr hergezogen, freuen uns über den Zusammenhalt hier in der Straße.“ Der Familienvater sagt: „Wenn unsere zwei Kinder sich an diese Zeit erinnern, werden sie immer zuerst an dieses Musik-Straßen-Fest denken. Die Coronakrise wird so überspielt.“

Am Sonntag gibt es Uriah Heep

„In der Straße für die Straße mit der Straße“, bringt es Kohl auf den Punkt. Am Sonntagabend soll die Straße gerockt werden: Vorgesehen ist „Lady In Black“ von Uriah Heep.

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