Bad Dürkheim 1000 Euro für jeden Verein

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In Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen hat sich Widerstand gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) formiert. Engelbert Kupka, Ehrenpräsident der SpVgg Unterhaching, lud vergangene Woche zu der Informationsveranstaltung „Rettet die Amateurvereine“ nach Garching ein. Die Amateure werfen dem DFB vor, den Kontakt zur Basis verloren zu haben. Die Vertreter der 25.000 Amateurvereine beklagen in erster Linie zwei Punkte, die dazu geführt haben, dass die Kluft zwischen Profis und Amateuren immer größer werde. Zum einen gingen 97 Prozent der erwirtschafteten Erträge an 0,2 Prozent der Vereine, wie ein Vertreter eines Offenbacher Amateurvereins in der „Frankfurter Rundschau“ ausführte. Die übrigen drei Prozent gingen an den Rest. Der DFB hingegen, so heißt es in der „Augsburger Allgemeine“, erhöhe seine jährlichen Zuschüsse an die Landesverbände von fünf auf acht Millionen Euro. Hinzu kämen 2,5 Millionen Euro vom Profi-Dachverband Deutsche Fußball-Liga (DFL), zweckgebunden für Projekte. „Die Zuwendungen für die Amateurclubs kommen nicht sichtbar bei uns an“, sagt Uwe Koob, der Vorsitzende des SV Weisenheim stellvertretend für viele andere. Der 58-jährige Vereinschef, der den SVW seit 18 Jahren führt und sich noch viel länger für den Klub engagiert, spricht von indirekten Vorteilen. „Sicherlich hat der Südwestdeutsche Fußball-Verband beispielsweise die Serviceleistung erhöht, die Qualität der Trainerausbildung verbessert und das Angebot an Lehrgängen ausgeweitet. Aber im Tagesgeschäft hilft das nicht“, betont Koob. Da müsse der Verein jeden Cent zweimal umdrehen. Auf der anderen Seite gäbe es unzählige Möglichkeiten, etwa über Gebühren, Strafen und sonstige Kosten, mit denen der Etat der Vereine belastet wird. Der Betrag an Abgaben sei pro Spielzeit „auf jeden Fall vierstellig“. Der Vorsitzende der Weisenheimer empfiehlt, die Vereine nicht zu sehr mit Strafen zu belegen, sondern Fälle wie zum Beispiel eine verspätete Ergebniseingabe im Internet milder zu regeln. „Schön wäre es, wenn von den Geldern der Dachverbände 1000 Euro bei den Vereinen ankämen. Eine direkte Entlastung wäre sinnvoll und hilfreich“, erläutert Koob. Hoch gerechnet auf alle Amateurclubs wären dies 25 Millionen Euro – deutlich mehr als derzeit gezahlt wird. Ein Argument der Amateure: Trotz vieler Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs lerne der Großteil der Profis das Fußballspielen noch immer in den kleinen Clubs, die die Kinder auch von der Straße holen und für wenig Geld viel Sozialarbeit verrichten. Stark belastet seien vor allem solche Vereine, die für den Unterhalt eines eigenen Vereinsgeländes aufkommen müssten. Clubs, die kommunale Anlagen nutzen, seien besser gestellt, so Koob. Punkt zwei, der den Amateurvereinen missfällt, ist die steigende Anzahl von Bundesligaspielen an Sonntagen, die einst den Amateuren als Hauptspieltag vorbehalten waren. Ab der kommenden Saison sollen zu den wöchentlich zwei Sonntagspartien (15.30 und 17.30 Uhr) noch insgesamt fünf Spiele kommen, die am Sonntag, 13.30 Uhr, angepfiffen werden. Fachleute rechnen damit, dass diese Zahl im Lauf der Jahre nach oben korrigiert wird und drei Sonntagsspiele aus Vermarktungsgründen die Regel sein werden. Damit lassen sich auch die Fernsehgelder steigern, was den Profiklubs zu Gute kommen wird. In England und Spanien wird das längst umgesetzt. Im Gegensatz zu anderen Amateurvereinen mache sich die Terminierung von Bundesligaspielen auf Sonntag beim SVW nicht sonderlich bemerkbar. „Wer sich für seinen Heimatclub interessiert, der kommt. Was anderes wäre es, wenn der FCK in der Bundesliga spielen würde“, glaubt Koob. Ein größeres Problem sei, Sponsoren zu finden und ehrenamtliche Helfer zu akquirieren. Zwar gebe es in Weisenheim etliche Neubürger, deren Kinder auch in der Jugend des SVW kicken, aber die Eltern an den Verein zu binden, sei schwer. „Wir haben da schon viel versucht, aber wenig erreicht“, verdeutlicht der Vereinschef. Das wiederum dürfte bei anderen Amateurclubs ähnlich sein.

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