Hettenleidelheim Über den Kirchturmhinaus: Freude am Leben wagen!

Zeit, um Kraft zu tanken: Mats Hummels und Thomas Müller in der Halbzeit eines EM-Testspiels.
Zeit, um Kraft zu tanken: Mats Hummels und Thomas Müller in der Halbzeit eines EM-Testspiels.

Was der Glaube in der Corona-Krise mit der Halbzeit im Fußball gemeinsam hat.

Beim Fußballspiel gibt es immer eine Halbzeitpause. Diese Zeit wird gewöhnlich genutzt, um Kraft zu tanken. Der Trainer nutzt diese Gelegenheit, um eine kurze Ansprache zu halten. Er ermutigt seine Elf, sich nicht auf die verpassten Gelegenheiten, sondern auf die Gewinnchancen zu konzentrieren. Manchmal werden Änderungen vorgenommen und Spieler ausgetauscht, um mehr Energie ins Spiel hineinzubringen. Danach gehen alle Spieler wieder zurück zum Spielfeld – voller Hoffnung und Antriebskraft. Es ist immer spannend und sehenswert, wie das Team aus der Kabine kommt und motiviert hin- und herspringt . Das ist die Kraft des neuen Anfangs.

Man kann unsere Welt heute als Spielfeld betrachten. In diesem Weltspielfeld sind viele Global Player. Jeder Spieler hat eigene Interessen und den starken Willen zu gewinnen. So ist die Situation in der Bekämpfung des Coronavirus. Wir erleben die Spielkämpfe zwischen unterschiedlichen Firmen, die Impfstoffe produzieren und liefern.

Moment für Analysen

Manche stellen sich Fragen: Geht es noch um den Schutz der Menschen? Oder werden Menschen ausgenutzt, um mehr Profit zu erzielen? Wie sehen die Spielregeln aus? Halten sich alle Beteiligten daran? Es wird viel über die Impfstoffe spekuliert: Alles bringt nichts. Es ist nur Theater. Wer weiß, ob es gegen das Virus wirkt? Andere behaupten: Es ist schon etwas. Gut, dass wir jetzt die Impfstoffe haben. Es gibt Hoffnung. Und das macht Mut. Es muss weitergehen. Wir brauchen Normalität im Leben. Das sind die kleinen Sätze, die man fast täglich hört.

Der neue Blick auf das Leben passt eben zu diesem Monat Juni. Wir kommen der Halbzeit des Jahres langsam näher. Wie beim Fußballspiel haben wir nun Zeit für Analysen, Überlegungen, Auseinandersetzungen. Es tut weh zu sehen, wie das öffentliche Leben seit über einem Jahr heruntergefahren wurde und die Lebensqualität darunter leidet. Menschen wurden ihrer Freiheit beraubt. Die Einschränkungen haben negative Auswirkungen: Einige Menschen sind krank, depressiv oder aggressiv geworden. Viele sind gestorben. Manche sehen keinen Ausweg mehr.

Den Blick nach vorne richten

Vielleicht hilft dieser hoffnungsvolle Satz aus Psalm 34,6: „Die auf den Herrn sehen, werden strahlen vor Freude.“ Aber woher soll die Freude kommen? Die Freude kommt von meinem inneren Bewusstsein, dass ich mich nicht unterkriegen lasse. Mein Glaube an Gott schenkt mir Zuversicht, dass ich mit meinem Gott über Mauern springen kann (Ps 18,30). Es lohnt sich wirklich, nach vorne zu blicken. Die schlechten Erfahrungen der vergangenen Monate hinter sich zu lassen. Ich gehe der Zukunft mit Mut und Zuversicht entgegen. So hat man die Chance, ein erfülltes Leben mit Gott an seiner Seite zu gestalten. Denn Gott schenkt die Freiheit. Er befreit aus Nöten und ermöglicht die Freude am Leben.

Jeder Mensch braucht die Freude am Leben, um seine Fähigkeiten zu verwirklichen. Für Anselm Grün hat die Freude eine therapeutische Funktion. Er schreibt: „Sie macht den Menschen innerlich gesund, sie schenkt ihm Lebendigkeit und Lust am Leben. Sie führt ihn aus der Vereinzelung heraus und führt ihn zur Solidarität mit den Menschen“. Im Grunde genommen, kann ein Vorsatz für die nächste Halbzeit im Jahr so klingen: Ich lebe mein Leben und freue mich über das Leben. Vielleicht kann jeder mit solchem Ansatz in das Spielfeld des Lebens eintreten und das Lebensspiel mit anderen Mitspielern freundlich gestalten. Versuche die Leichtigkeit und Frohnatur zu bewahren. Nicht mit dem Leben spielen, sondern das Leben mit Liebe und Achtsamkeit gestalten, das Freude bereitet und wirklich Spaß macht.

  • Pater Clifford Chikeobi Modum ist Pfarrer in der Pfarrei St. Lukas in Hettenleidelheim
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