Bad Dürkheim Über den Kirchturm hinaus: Atem Gottes – trotz Maske

Am Wochenende wird Pfingsten gefeiert.
Am Wochenende wird Pfingsten gefeiert.

Was Corona mit Pfingsten zu tun hat

Es hat für ein gewaltiges Durcheinander gesorgt, das Coronavirus. In allen Bereichen unseres Lebens zeigt es sich. Fast alle und alles ist betroffen. Grenzüberschreitend. Weltweit. Wer das Durcheinander liebt, tut sich vielleicht gar nicht so schwer damit. Und wer schon vorher in selbstgewählter Isolation gelebt hat, musste sich nicht umstellen, Quarantäne hin, Quarantäne her. Die meisten von uns bevorzugen aber doch eine verlässliche Ordnung – die einen mehr, die anderen weniger. Wir Deutschen neigen offensichtlich besonders dazu. Es gibt sogar Zugewanderte, die derart integriert sind, dass sie sich sogar unseren Sinn für Ordnung angeeignet haben. Und es gibt auch die, die gegen zu viel Ordnung, nämlich verordnete Ordnung, auf die Straße gehen. Die Anzahl derer, die gegen die Corona-bedingten Einschränkungen – zum Teil mit fragwürdiger Motivation – protestieren, nimmt zu.

In wenigen Tagen feiern Christen ein Fest, das etwas zu tun hat mit Durcheinander: Pfingsten. Sogar der Montag ist Feiertag. Gerne wiederhole ich an dieser Stelle den Hinweis: Achtung, in der kommenden Woche verschiebt sich die Müllabfuhr. Auch wer nichts mit Kirchen zu tun hat, müsste eigentlich stutzig werden und fragen, warum da eigentlich Feiertag ist. Für solche hier die Erklärung: Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Die Bibel nennt ihn unter anderem den Atem Gottes. Er kommt ungehindert. Nicht, weil er keine Maske trägt, sondern weil er wirkt, wo er will. Das macht ihn irgendwie schon auch gefährlich – selbst für Kirchenleitungen und fromme Christenmenschen. Denn Gottes Geist, seine treibende Kraft, wirbelt eingefahrene Gewohnheiten und Vorstellungen durcheinander. Aber damit öffnet er den Blick für neue Wege in die Zukunft und ermutigt, sie zu gehen. Das brauchen unsere Kirchen, wollen sie im Hier und Heute Kirchen für die Menschen sein.

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aum für Dinge, die gut tun

Ähnliches erleben wir in diesen Corona-Zeiten. Neben dem eingangs erwähnten Durcheinander mit beträchtlichen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und psychischen Nebenwirkungen, wurde bei vielen auch die Einstellung zum bisherigen Lebensstil durcheinandergewirbelt. Sie erleben dies vielfach als heilsam und befreiend. Zu entdecken, dass ich vieles gar nicht brauche, schafft Raum für Dinge, die mir guttun, für die ich mir aber nie Zeit nahm oder an die ich nie dachte. An Pfingsten kann es die Entdeckung sein, wie wohltuend es ist, ohne den Stress durch Staus auf den Straßen und überfüllte Ausflugsziele aus dem verlängerten Wochenende zu gehen. Und doch fühle ich auch mit Gastronomen, denen einmal mehr Einnahmen entgehen, fühle mit denen, die in ihrem Sport, auf das beliebte Pfingstturnier verzichten müssen. Da tun mir auch die Kinder und Jugendlichen unserer Pfarrei leid, für die es in diesem Jahr kein Pfingstzeltlager gibt. Und doch: Könnte nicht ein guter Ersatz sein, Freunde und Verwandte zu besuchen oder einzuladen, für die man oft nicht die Zeit findet? Wäre das nicht ein schönes, heilsames Durcheinander? In diesem Sinn: FF – Frohe Fingsten!

  • Pfarrer Norbert Leiner, Pfarrei Hl. Theresia vom Kinde Jesus, Bad Dürkheim
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