Bad Dürkheim Zu viele schlechte Nachrichten

Weckruf von der Seitenlinie: DHC-Trainer Andreas Schanninger (rechts) ist unzufrieden mit der Leistungsbereitschaft seiner Regio
Weckruf von der Seitenlinie: DHC-Trainer Andreas Schanninger (rechts) ist unzufrieden mit der Leistungsbereitschaft seiner Regionalliga-Mannschaft.

«Bad Dürkheim.» Nach Würzburg zum HTC müssen die Herren des Dürkheimer HC heute reisen. Die Partie der Ersten Hockey-Regionalliga Süd beginnt um 16 Uhr und steht für DHC-Coach Andreas Schanninger unter keinem guten Stern.

Niedergeschlagen sei die Truppe nach den zwei verlorenen Spielen vom vergangenen Wochenende gewesen, an dessen Ende 4:10 Tore standen. Es liegt aber nicht nur an diesen Niederlagen, dass Schanningers Frustrationslevel gerade hoch ist. Der Langzeitverletzte Jonathan Schmitt, der laut eines Arztes einen Muskelbündelriss erlitten hatte, wird noch lange fehlen. Denn erst in dieser Woche diagnostizierte Mediziner Nummer zwei nach einer MRT-Untersuchung, dass der erste Arzt „eine angerissene Sehne übersehen hat“, sagt Schanninger. Heißt in Hockey-Deutsch übersetzt: Schmitt fällt mindestens bis zur Hallenrunde aus. Es war nicht die einzige schlechte Nachricht für den Trainer. Seine Nummer eins im Tor, Alexander Riedle, absolviert gerade seine Ausbildung beim Weingut Darting. Er kann heute nicht spielen, weil er in der Hochphase der Weinlese helfen muss. Mittelfeldmann Marius Behret hat vor Kurzem geheiratet, er fehlt in den kommenden beiden Spielen, weil er in Flitterwochen weilt. Man darf ihn beglückwünschen. Aus sportlicher Sicht fehlt er dem Trainer dennoch genauso wie Youngster Lasse Sturm, der aus privaten Gründen nicht eingesetzt werden kann. Felix Hildebrandt ist einer, der dem DHC in der Hinrunde aushelfen wollte, obwohl er eigentlich wegen seines Studiums gar nicht mehr hier ist. Nun hat er sich harsche Kritik von Schanninger eingehandelt. „Ich hatte ihm zu Beginn gesagt: Das geht nur, wenn er zu 100 Prozent dabei ist. Jetzt sagt er mir, er will die letzten beiden Wochen der Semesterferien lieber mit seiner Freundin verbringen. Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn gar nicht mitgenommen“, ist der Trainer spürbar enttäuscht. Und findet noch deutlichere Worte: „Jetzt ist es wieder nur ein Rumgedoktore, das nervt mich kolossal.“ Er frage sich, ob die Spieler über Konsequenzen für die Mannschaftskollegen nachdenken, über ihre Verantwortung als Teil eines Teams. „Zermürbend“ nennt Schanninger die „schwierige Situation“. Er sieht in Teilen der Mannschaft nicht die für die Regionalliga notwendige Mentalität, „das ist enttäuschend für mich. Jetzt haben wir zu Beginn der Saison schon ausgedünnt und haben immer noch Probleme.“ Er sei froh, dass der Wurstmarkt vorbei ist, da doch so mancher Spieler offenkundig oft und lange dort verweilte. „Du kannst aber nur Leistung bringen, wenn du fit und ausgeruht bist und es außerdem schaffst, alles, was dich drumherum beschäftigt, auszuschalten“, betont Schanninger. Die Verletzungsmisere verkompliziere die Lage natürlich, aber einige der DHC-Cracks ließen Einsatz, Leidenschaft und den Willen, sich zu verbessern, vermissen. „Als Trainer denkt man, dass jemand von sich aus an seinen Defiziten arbeitet, aber der Biss fehlt, etwas extra zu machen.“ Um Leistungssport zu betreiben, sei das aber nun mal nötig. „Das Feuer, das brennen sollte, ist für mich nicht immer sichtbar.“ Es sind deutliche Worte des erfahrenen Trainers, die seine Mannschaft wohl auch wachrütteln sollen. Nach drei Spielen steht der DHC mit einem Punkt da. Einzig schlechter platziertes Team ist der heutige Gegner. Der hat noch keinen Zähler auf dem Konto – hat aber auch noch kein Spiel absolviert. Mit dem HTC komme ein starker Kontrahent auf die Kurstädter zu, weiß Schanninger. Dass sich die Würzburger im Gegensatz zu den bisherigen Gegnern wohl nicht nur hintenreinstellen werden, könnte dem DHC entgegenkommen, hofft der Trainer. „Das macht eine Mannschaft für uns besser bespielbar.“ Derzeit sei die Entwicklung seines Teams, die eigentlich in Ruhe vonstatten gehen sollte, ein sehr zäher Prozess, der Nerven zu kosten scheint. Die Spieler „müssen jetzt schnell lernen“, fordert Schanninger. Der 15-köpfige Kader bricht heute um 10 Uhr nach Würzburg auf. Schanninger hat am Donnerstag seiner Truppe ein Video mit einem HTC-Spiel gemailt. Und ist gespannt, wer dazu bereit war, sich das anzusehen, damit auseinanderzusetzen und selbst Ideen zu entwickeln, wie die Aufgabe Würzburg gelöst werden könnte. Hätten es viele gesehen, es wäre ein Beweis, dass die Kritik des Trainers nicht ungehört verhallt ist.

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