Bad Dürkheim Wir über uns: Wenn jemand Wert auf seinen Glauben legt

„Jude klagt erneut gegen Welker“ lautete die Überschrift einer Meldung an dieser Stelle in der Mittwochausgabe. Sie informierte darüber, dass Gilbert Kallenborn aus der Südwestpfalz eine zweite Unterlassungsklage gegen Äußerungen des Herxheimer Ortsbürgermeisters in Zusammenhang mit der „Hitler-Glocke“ angestrengt hat. Eine Unterlassungsklage gegen die Lokalredaktion wegen derartiger Nennung seiner Glaubenszugehörigkeit würde ihm vermutlich nicht in den Sinn kommen. Das konnten aber all jene Leser nicht wissen, die sich daran gestört und sich per Telefon, Mail und Fax über uns beschwert hatten. Die Religionszugehörigkeit Kallenborns, die er in Leserbriefen an uns sowie in seinen Anzeigen an die Staatsanwaltschaft stets immer selbst herausgestellt hatte, erschien uns im Kontext der Kontroversen um die Glocke ebenfalls relevant. Im Bemühen um die sogenannte politische Korrektheit haben wir sie anfangs mit „Bürger jüdischen Glaubens“ umschrieben. Woraufhin Gilbert Kallenborn uns ausdrücklich verbesserte und darauf Wert legte, als Jude bezeichnet zu werden. Darauf hätte er zwar keinen (presse)rechtlichen Anspruch, wir sahen aber auch keinen Grund, diesen seinen Wunsch, ja, betonten Willen nicht zu berücksichtigen – auch wenn einer der Anrufer der nachdrücklichen Ansicht war, wir hätten uns ja nicht danach richten müssen. Warum eigentlich nicht?

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