Bad Dürkheim „Wir streben nicht nach schnellem Reichtum“

Verstehen sich als Unternehmer mit sozialem Engagement: Steffen und Claudia Stripf.
Verstehen sich als Unternehmer mit sozialem Engagement: Steffen und Claudia Stripf.

«Wachenheim.»Nicht viele Unternehmen residieren in einem Schloss. Der technische Dienstleister Stripf Project Solutions GmbH in Wachenheim aber tut dies seit seiner Gründung 2014. Der marmorne Treppenaufgang in der Sektkellerei Schloss Wachenheim ist zugleich imposanter Empfang für Kunden und das großzügige Büro an dessen Ende helle Arbeitswelt für die Mitarbeiter. Die Firma ist von drei auf 25 Festangestellte und einen Drei-Millionen-Umsatz stetig gewachsen.

Made im Schloss sind neben Sekt – Schloss Wachenheim AG vermietet Räume an Dritte – auch Pläne für Automatisierungsprozesse, Steuerungs- und Überwachungssoftware für eine Abfüllanlage eines Mannheimer Pharmakonzerns oder schlüsselfertige Elektrotechnik inklusive Schaltschrankbau. Nach 2,7 Millionen Euro in 2016 machte Stripf laut eigenen Angaben 2017 rund drei Millionen Euro Umsatz und 300.000 Euro Gewinn. Wäre ihre Existenzgründung als Dienstleister in den Sparten Pharmazie, Chemie, Lebensmittel und Energie gescheitert, hätten sie als Taxiunternehmen arbeiten können. Steffen Stripf, mit seiner Frau Claudia Geschäftsführer der GmbH, erinnert sich halb scherzend an den Anfang. Als das operative Geschäft im Juli 2014 mit drei Mitarbeitern startete, hatte das Paar – auf Privatkosten – etliche Dienstfahrzeuge geleast für die Kundenbesuche. „Privathaftung war ein großes Thema“, sagt der 43-jährige Ingenieur. Als Gründer waren Firmenkredite schwierig zu bekommen. Mittlerweile sei der Privatkredit abbezahlt, „die Firma ist schuldenfrei“, so Claudia Stripf, 44. Aus heutiger Sicht, meinen beide, „haben wir alles richtig gemacht“. Noch als sie anfangs im Schloss Wachenheim Büros anschauten, sollte es eigentlich das kleinere sein. Es wurde dann eine Nummer größer: acht Räume auf 360 Quadratmeter. Stripf hatte die Selbstständigkeit nicht geplant, war früher Teilhaber im Ingenieurbüro Exco in Frankenthal. Als ihm die Entwicklung dort nicht mehr passte, schied er aus, eine Neuanstellung klappte nicht wie gedacht, da ermunterte ihn seine Frau zur Firmengründung, erzählt der Dürkheimer. Heute sind Stripf und die mit rund 300 Mitarbeitern deutlich größere Exco Konkurrenten. Das Paar, zusammen mit drei weiteren Personen auch Gesellschafter der GmbH, ist selbstbewusst, freundlich, bestimmt. Sie hat die Finanzen im Blick, er vor allem die Kunden und das Technische. Die Kauffrau ist eine von sechs Frauen im 25-köpfigen Team von Anfang 20 bis Mitte 50 aus überwiegend Ingenieuren, chemisch-technischen Assistenten, Maschinenbauern und Elektrotechnikern – auch weiblichen. Zwei bis drei Ingenieure können sie noch gebrauchen. Neben der fachlichen Qualifikation „muss es persönlich passen“, eine Frauenquote gibt es nicht, sagen die Stripfs. Sie verstehen sich als Unternehmer mit sozialem Engagement – für ihre Mitarbeiter und für andere. Konzerngehälter können sie nicht zahlen und wollen trotzdem etwas bieten. Ein gutes Arbeitsklima zum Beispiel. Zehn Prozent des Firmengewinns – zuletzt etwa 30.000 Euro – werden als Prämie gleichmäßig und ungeachtet der Hierarchie geteilt. Eine Skifreizeit mit der Belegschaft finanzierte die Firma mit. Die Stripfs haben zwei Kinder: einen Sohn, 16, und eine 19-jährige Tochter, die Soziale Arbeit studiert. „Wir streben nicht nach schnellem Reichtum.“ Steffen Stripf will Mittelständler bleiben. Einzelne Projekte sollen „die halbe Million nicht überschreiten“. 80 Prozent der Umsätze würden mit 35 Großkunden gemacht – die meisten im 100-Kilometer-Radius. Wer auf die Firmenhomepage schaut, findet neben Tierfotos – sie alle stehen für strukturiertes Arbeiten, Anpassungsfähigkeit oder Teamgeist – auch Infos über ihre Wohltätigkeit, über Ticketsponsoring zum Hoffenheim-Spiel für behinderte Kinder oder über eine Spendenaktion zugunsten sterbenskranker Kinder. Jüngst halfen alle bei Arbeiten auf der Wachtenburg – bei vollem Lohnausgleich. Regional unterstützen und Vorbild wollen sie sein. Ganz so, als ob der Firmensitz im Schloss zu mehr verpflichte als Gewinne machen.

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