Rheinpfalz „Wir praktizieren kein Laisser-faire“

Sonia und Tobias Klapper und Carina Nelke (von links) gehören zur Initiative der „Freien Schule Lebensraum“.
Sonia und Tobias Klapper und Carina Nelke (von links) gehören zur Initiative der »Freien Schule Lebensraum«.

«Freinsheim/Erpolzheim.» Die individuelle und selbstbestimmte Entwicklung von Schulkindern will eine Elterninitiative fördern, die im Landkreis Bad Dürkheim eine „Freie demokratische Schule“ ins Leben rufen will. Über Wege und Ziele der Einrichtung sprachen wir mit den Mitbegründern Sonia und Tobias Klapper aus Freinsheim sowie Carina Nelke aus Erpolzheim.

Inwieweit tragen Ihre eigenen Schulerfahrungen dazu bei, eine solche Schule zu gründen? Sonia Klapper:

Als Schülerin habe ich die Schule und ihre Bedingungen kaum hinterfragt. Rückblickend sehe ich aber vieles anders, etwa, dass Potenziale der Kinder viel mehr gefördert werden sollten. Carina Nelke: Wie wichtig eine alternative Schulform ist, wurde mir besonders in meinem Referendariat klar. Ich habe immer wieder erlebt, dass Kinder mit Freude in die Schule kommen, sich hier aber in eng gelenkten Bahnen entwickeln müssen. Wie sieht der Schulalltag in „ihrer“ Schule aus? Sonia Klapper: Den Kindern wird eine gut vorbereitete Umgebung geboten, die sie anregt, bereitgestellte Angebote zu nutzen. So kommen Lernprozesse in Gang, ohne dass Inhalte von außen vorgegeben werden. Durch ihre eigenen Methoden lernen die Kinder freiwillig und mit Begeisterung. Tobias Klapper: Außerdem wirkt das schulische Materialangebot zusammen mit einer gut gestalteten Außenanlage. Die Kinder sollen sich wohlfühlen; dazu gehören Naturnähe und das Lernen in altersgemischten Gruppen. Das hat zum Beispiel den Vorteil, dass bei jüngeren Kindern Interesse geweckt wird, wenn sie sehen, womit sich Ältere beschäftigen. Carina Nelke: Wichtig ist uns, dass die Lernbegleiter solche Impulse aufspüren und das Interesse der Kinder fördern. Auch das verstehen wir unter angstfreiem Lernen ohne Leistungsdruck und ohne Noten. Es geht um die Persönlichkeit und nicht darum, eigene Leistungen mit denen anderer zu vergleichen. Wenn es keinen fachbezogenen Unterricht und auch keine Noten gibt, wie ergeht es den Schülern dann auf weiterführenden Schulen? Wird da der Stress nicht umso größer? Sonia Klapper: Da sind die Erfahrungen durchaus positiv. Freie Schulen gibt es in Baden-Württemberg bis zur zehnten Klasse. Wer danach das Abitur machen will und in den Fächerunterricht kommt, hat sich hilfreiche Lernstrategien angeeignet. Haben Sie schon Interessenten für die Arbeit an der Schule und wie wird das pädagogische Team aussehen? Carina Nelke: Zum Team sollen auch Sozialpädagogen, Heilpädagogen und andere Lehrkräfte gehören. Ein reines Lehrerkollegium im herkömmlichen Sinn wird es also nicht geben. Die erwachsenen Lernbegleiter wirken unterstützend und auf Augenhöhe mit den Kindern. Dabei ist uns gegenseitige Achtung wichtig, es ist also nicht so, dass die Kinder keine Grenzen kennenlernen. Tobias Klapper: „Laisser-faire“ praktizieren wir nicht, vielmehr ein authentisches Miteinander, bei dem der Erwachsene die Kinder ernst nimmt und selbst als Vorbild wahrgenommen wird. Wie steht es aktuell mit der Realisierung Ihres Vorhabens? Tobias Klapper: Um genügend Kinder machen wir uns keine Sorgen, aber Knackpunkt ist momentan der passende Ort. Da wir eine Eröffnung nach dem Sommer 2019, spätestens aber 2020 anstreben, suchen wir dringend eine Immobilie oder auch ein Grundstück möglichst im Kreis Bad Dürkheim. Termin Die Gründungsinitiative lädt am Sonntag, 16. September, 14 Uhr, zu einer Infoveranstaltung in Lambsheim im Eulenweg 14 ein. Weitere Infos unter www.freie-schule-lebensraum.de

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