Bad Dürkheim Wie die Römer ihren Wein süß machten

Weinprobe der besonderen Art: Bei der Sommertour verkosten die Teilnehmer zwei Weine römischer Art. Dazu gibt es einen Frischkäs
Weinprobe der besonderen Art: Bei der Sommertour verkosten die Teilnehmer zwei Weine römischer Art. Dazu gibt es einen Frischkäse nach antiker Zubereitungsweise.

„Archäologie zum Anfassen“ – das geht im Dürkheimer Stadtmuseum ganz wunderbar, wie Leiterin Britta Hallmann-Preuß bei einer kurzweiligen RHEINPFALZ-Sommertour bewies. Sie zeigte anschaulich, wie die Römer tranken, arbeiteten und sich wuschen.

Zum Baden ging der Römer in die Therme – auch in Bad Dürkheim. An der Römervilla am Weilberg hatten die Bewohner ein Bad von rund 100 Quadratmetern zur Verfügung. Mit allem, was dazu nötig war: ein lauwarmes, ein heißes Bad und ein Schwitzbad. Um eben richtig sauber zu werden. Täglich ging es für den „ordentlichen Römer“, so Hallmann-Preuß, mit der Grundausstattung – Öl, Schwamm, Schaber und Kelle – zum Waschen. Ganz wichtig dabei: Holzschuhe. Nicht etwa wegen des Fußpilzes, wie eine Sommertour-Teilnehmerin vermutete, sondern weil der Fußboden außerordentlich heiß war. Wenn sie nicht gerade im Bade waren, betrieben die Römer in Bad Dürkheim am Weilberg bekanntermaßen Weinbau. Dass sie damit erfolgreich waren, lässt sich belegen. Warum sonst hätten sie ihr Kelterhaus vergrößert? Wie die Römer ihren Wein tranken, davon durften sich die Sommertourler einen Eindruck verschaffen. Bei einem „Conditum paradoxum“ – also einem paradoxen Gewürzwein – können die Teilnehmer schmecken, wie einst die Römer ihren Wein genossen: mit Zugaben. So gibt es an diesem Montagnachmittag den Gewürzwein, der nach original römischem Rezept, Pfeffer, Safran, Datteln und Honig enthält. Ihren Wein liebten die Römer so sehr, dass sie ihn sogar den Verstorbenen mit ins Grab gaben. Wie etwa der jungen Frau, die Archäologen „Julia“ getauft haben. Sie war mit 20 Jahren gestorben und bei der Römervilla begraben worden. Nicht ohne Grabbeigaben wie einer grünliche schimmernden Glasflasche. Das antike Exemplar ist seit der Neugestaltung des Museums im Original ausgestellt. Zur Beisetzung war mit ziemlicher Sicherheit noch „guter Pfälzer Wein“ im Gefäß, sagt Hallmann-Preuß. Und verweist dabei auf den ältesten noch flüssigen Wein der Welt im Historischen Museum in Speyer. Der ist aber sicher nicht mehr so schmackhaft wie der „Paradoxe“, der gestern neben einem sogenannten Mulsum ausgeschenkt wurde. Ein Wein, bei dem mit Honig eine zweite Gärung ausgelöst wurde. Die Weine der Römer lagen oft ein halbes Jahr auf der Hefe, erklärt Hallmann-Preuß und waren mutmaßlich „knochentrocken“. Wohl auch ein Grund, warum die Römer wieder Süße in ihren Wein bekommen wollten. Wer wollte, konnte bei der Sommertour nicht nur den würzigen Wein probieren, sondern auch die Geschichte im wörtlichen Sinne anfassen. Aus der Vitrine gab’s ein paar Stücke der sogenannten Terra Sigillata, dem „guten Geschirr“ der Römer, in die Hand der Sommertourler. Der Schöpfer der Stücke ist auch nach 2000 Jahren auf dem Geschirr präsent. So sind auf jedem der Teile die Fingerabdrücke des Töpfers zu erkennen. So groß der Kriemhildenstuhl, der römische Steinbruch, auch ist, so wenig gibt er doch über seine Geschichte preis. Was die Archäologen wissen, ist, dass römische Soldaten der 22. Legion hier tätig waren. Im zweiten Jahrhundert klopften sie Steine, mit denen man wohl ein mittelgroßes Stadttor hätte bauen können. Oft sei die Rede davon, dass die Steine in Mainz verarbeitet worden seien. Dies ließe sich aber nicht belegen, so Hallmann-Preuß. Auch über den Transport ist nichts bekannt, sagt Hallmann-Preuß, als ein Sommertourler die Isenach ins Spiel bringt.

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