Bad Dürkheim Wenn Weintrinker Gerstensaft brauen

Die Bierbrauer: Suzan vom Silberberg (vorne links) und andere unter der Leitung von Monika Kallfelz (rechts).
Die Bierbrauer: Suzan vom Silberberg (vorne links) und andere unter der Leitung von Monika Kallfelz (rechts).

«Bad Dürkheim». „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s.“ Das dachte sich auch ein Dutzend gut gelaunter Teilnehmer am Aktionstag „Bierbrauen im Kochtopfmaßstab“ im Pfalzmuseum. Unter der Leitung der Diplom-Biologin Monika Kallfelz erfuhren sie Fakten über Reinheitsgebot, Rohstoffe und deren Verarbeitung. Der Theorie folgte die Praxis: Alle Anhänger des Gerstensafts hatten am Ende ihr eigenes Gebräu hergestellt.

Große Kochtöpfe und Elektro-Herdplatten bestimmen am Samstag die Szenerie im Pfalzmuseum. Auf Tischen liegt Fachliteratur: Bücher mit Titeln wie „Bier brauen für jedermann“ oder „Bier aus dem eigenen Keller“ eignen sich dabei für eine Nachbetrachtung ebenso wie Infomaterial über die Ingredienzien des beliebtesten deutschen Getränkes, etwa die „Streifzüge durch das Pfaffenhofener Hopfenland“. „Wir sind zwar in einem Weinland, aber auch für das Bier gibt es hier eine Nachfrage“, sagt Monika Kallfelz. „Bier ist ein Produkt, was man selber leicht herstellen kann“, so die Mitarbeiterin des Pfalzmuseums. Die eigene Weinproduktion sei schwieriger. „Wir wollen bei diesem Aktionstag nicht einfach nur ein Rezept abkochen, sondern die drei Abschnitte des Herstellungsprozesses erläutern.“ So erfahren die teilnehmenden Damen und Herren viel über das Mälzen, das Brauen und das Gären. Zunächst steht die Gerste im Mittelpunkt. Diese Getreideart, so Kallfelz, eigne sich am besten fürs Brauen und stellt in der Regel ein wichtiges Basisprodukt dar. Vermischt man die Gerste mit Wasser, ziehen die Körner Wurzeln und keimen schließlich. „Kurz bevor die Keime sichtbar werden, ist die Gerste für die weitere Verarbeitung zum Endprodukt Bier geeignet.“ Natürlich werde auch Weizen für die Bierproduktion genutzt, der Anteil dieser Getreidesorte liege aber nur bei etwa zehn Prozent. Dies hat historische Gründe, die auf das Reinheitsgebot von 1516 zurückgehen, erklärt die Diplom-Biologin. Darin wurde festgelegt, dass nur Gerste, Hopfen und Wasser zur Bierherstellung verwendet werden dürfen. „Das hatte weniger mit der Reinheit des Getränkes zu tun, vielmehr sollte der Weizen geschützt werden, da dieser zum Brotbacken benötigt wurde.“ Daneben spricht sie über den Hopfen als Seele des Biers, durch den es seinen aromatischen Geschmack bekommt. „Sicher sind wir eine Weinregion“, sagt auch Florian Weigel, ein Teilnehmer der Veranstaltung. „Aber die Pfalz hat ja schließlich einmal zu Bayern gehört, wo man traditionsgemäß Bier trinkt“, meint er. Ach ja, „Bayern und Pfalz – Gott erhalt’s“ war schließlich auch einmal eine Redensart. Mit dem Thema Bier sei er also eng verbunden, berichtet Weigel. „Mich haben aber einmal der Herstellungsprozess und die Hintergründe interessiert.“ Zudem will er wissen, warum Bier mit seiner erstaunlichen Vielfalt so unterschiedlich schmecken kann. Eigentlich sei er aber Weintrinker, bevorzuge Sauvignon blanc, erzählt Weigel. Gegen Ende des Aktionstages wird in den großen Töpfen kräftig gerührt. Den Raum durchzieht ein kräftiger Brauereigeruch. Bis zum Verkosten müssen sich alle aber sich noch einige Tage gedulden. Der Gärungsprozess dauert etwa eine Woche. Inzwischen wird das Erzeugnis im Pfalzmuseum kühl gelagert, danach trifft man sich wieder und füllt in Flaschen ab. „Ich werde das erst einmal im Selbstversuch testen“, meint Volker Ahnfeldt aus Ludwigshafen. „Und wenn es schmeckt, kann ich das Bier aus eigener Produktion herstellen als Weihnachtsgeschenk für Freunde und Bekannte.“ Und ein anderer will „den ganzen Prozess einmal als Event mit Freunden veranstalten“.

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