Kreis Bad Duerkheim Vom Wald in den Weinkeller

Am Albrechtshain in Johanniskreuz werden Eichenstämme gelagert. Die Käufer schauen ganz genau hin, um die beste Qualität zu erwi
Am Albrechtshain in Johanniskreuz werden Eichenstämme gelagert. Die Käufer schauen ganz genau hin, um die beste Qualität zu erwischen.

Auf den Wertholzlagerplätzen präsentieren sich in Stücke filetierte Pfälzerwald-Eichen. Fassbauer aus nah und fern umrunden die Stücke, vermessen, begutachten. Auch Einkäufer aus der Furnierholzindustrie nehmen die Schätze des Pfälzerwaldes in Augenschein. Jetzt im Winter läuft die Holzversteigerung.

Angesichts der liegenden Baumstämme auf dem Wertholzlagerplatz Albrechtshain in Johanniskreuz kriecht ein bedrückendes Gefühl durch die Gemütslage. Noch vor ein paar Tagen standen die mehr als zehn Tonnen schweren Riesen aufrecht, die Krone über 30 Meter vom Boden entfernt. 250 bis 300 Jahren sind sie gewachsen, nun liegen sie am Wertholzplatz danieder, gelängt auf sechs bis sieben Meter. Die Holzklötze zeigen zumeist gerade Holzfasern, keine Astungen, keine Wasserreiser. Perfekt für ein Weiterleben als Weinfass! „Die Fassweinkunden suchen Holz, das auf mindestens einem Meter Länge fehlerfrei ist“, erläutert Burkhard Steckel, Forstamtsleiter Johanniskreuz, dass für ein Barrique-Fass eben das Beste gerade gut genug ist. Ein drehwüchsiger Baum mit Holzfasern die aus der Richtung geraten sind, liefert Holz, das zu Undichtigkeit neigt. Nicht auszudenken, wenn der Wein auf einmal unkontrolliert von dannen fließen würde. Also kommt nur bestes Holz zum Einsatz. Und das Beste steht im Pfälzerwald – und zwar fast ausschließlich. Hier passen die geologischen Gegebenheiten mit dem Buntsandstein, mit der Wasserversorgung in tiefen Schichten und mit der kühlen Waldbrise, die den Kronen um die Blätter weht. Eichen, die hier Jahr für Jahr neue Ringe auflegen, binden Aromen ins Holz, die sich sonst so nicht finden lassen. Es sind also auch die inneren Werte der alten Pfälzerwald-Eichen, die Käufer aus ganz Europa begeistern. Auch die Dürkheimer Küfereien Eder und Gies setzen auf Eichen aus der Region. So hatte Gies im vergangenen Jahr 39 neue große Holzfässer an die Dürkheimer Winzergenossenschaft Vier Jahreszeiten geliefert (wir berichteten). Das Holz dafür stammte ausnahmslos aus der Gegend rund um Johanniskreuz. „In der Eifel gibt es ein paar alte Eichen, im Bienwald stehen alte Stieleichen, im Spessart gibt es vergleichbare Eichenqualitäten“, ordnet der Forstamtsleiter die Pfälzerwald-Eichen ganz oben ein. Im Spessart gibt es nicht mehr wirklich viele der alten Prachtstücke, und die Stieleichen sind längst nicht so feinjährig wie die im Pfälzerwald über die Jahrhunderte gereiften Traubeneichen. Im Pfälzerwald wurde im Forst in den vergangenen Jahren die Erntebremse angezogen und so ein Vorrat an alten Eichen gesichert. Es waren vorherige Förstergenerationen, die den Eichennachwuchs gehegt und gepflegt haben. Das machen heutige Förster nicht anders. Die Eichenverjüngung wird geschützt; wo keine Eicheln vom Mutterbaum fallen, wird nachgesät oder nachgepflanzt. Die Eichen, die im strammen Alter von 250 bis 300 Jahren nun gefällt auf dem Wertholzplatz aufgereiht liegen, sind laut Steckel angezählt. Ohne Eingriff lebt so ein Baum noch eine weitere kleine Ewigkeit. Aber der Zahn der Zeit beginnt zu nagen, Fäulnis hier, Pilz- und Käferbefall dort. Wirtschaftlich betrachtet ist die Verwertung nun angesagt. Sagt der Förster und erklärt: „Die Krone macht hier etwa 30 Prozent aus, die bleibt im Wald liegen, ist Dünger für den Boden und Raum für Pilze und Insekten.“ Die Eichen tauchen ab einem Durchmesser von 40 Zentimetern auf dem Wertholzplatz auf. Viele sind 60 oder 70 Zentimeter dick und das auf mehrere Meter Stammlänge. Stolze 96 Zentimeter misst die dickste unter ihnen. Zehn bis 15 Tonnen fallen bei solch einem Baum krachend zu Boden, wenn der Mensch zu sägen beginnt. Deshalb dürfen nur Experten an die Motorsäge, zum Teil wird noch das Geschehen kontrolliert. Fällt der Gigant falsch, splittert oder reißt, ist der Anblick jämmerlich, und ein Loch in der Kasse gibt es obendrein. Spitzenpreise bis 3500 Euro je Festmeter perfektes Holz werden laut Steckel für solche Eichen durchaus bezahlt. Im Schnitt nimmt der Fassweinbauer 750 bis 800 Euro in die Hand. Beim Preisvergleich über alle Verwendungsarten vom Luxus-Barrique-Holz über das Furnierbrett und die Landhausdiele bis zum Brennholz kommt die Eiche immer noch auf rund 170 Euro je Festmeter Holz. Die Buche schafft es zum Vergleich nur auf 45 Euro, die Douglasie auf 80, die Fichte auf 70. Die Kiefer liegt nach Angaben des Försters bei 55 Euro je Festmeter.

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