Kreis Bad Duerkheim „Strukturwandel hinterlässt Spuren“

Kaiserslautern profitiert als Wirtschaftsstandort insbesondere von den wissenschaftlichen Instituten und den Neugründungen, sagt
Kaiserslautern profitiert als Wirtschaftsstandort insbesondere von den wissenschaftlichen Instituten und den Neugründungen, sagt Stefan Weiler, Chef der Wirtschaftsförderung.

Stadt und Landkreis Kaiserslautern gehören den Ergebnissen des Zukunftsatlasses 2019 zufolge deutschlandweit zu den zehn größten Absteigern der vergangenen 15 Jahre. Stefan Weiler, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kaiserslautern (WFK), sieht den Standort dennoch gut aufgestellt.

Vor einigen Tagen wurde der deutsche Zukunftsatlas 2019 veröffentlich. Die Stadt Kaiserslautern liegt im bundesweiten Vergleich der 401 Regionen im Mittelfeld der Tabelle. Der Landkreis schneidet etwas schlechter ab. Seit der Erstveröffentlichung der Studie haben Stadt und Landkreis viele Plätze im Ranking eingebüßt.. Der Zukunftsatlas betrachtet nach Angaben der erstellenden Prognos-AG aktuelle Wachstums- und Veränderungsprozesse und wie Städte sowie Landkreise darauf vorbereitet sind. Die Stadt Kaiserslautern liegt auf Rang 221, der Landkreis auf Platz 306 von insgesamt 401 Regionen. Studienleiter Tobias Koch sagt: „Die Stadt Kaiserslautern hat sich im Vergleich zur Vorerhebung 2016 um 26 Plätze leicht verbessert.“ Im Vergleich zur ersten Zukunftsatlas-Auswertung 2004 haben Stadt und Landkreis jedoch viele Plätze verloren. Damals wurde der Landkreis noch auf Rang 85 von insgesamt 439 deutschen Regionen geführt, die Stadt lag auf Platz 84. Ursächlich dafür sei unter anderem der Strukturwandel, der sich in Kaiserslautern – wie auch in vielen anderen Kommunen in Rheinland-Pfalz – bemerkbar mache, so Koch. „Es ist dort eher ein Auf und Ab. Andere Regionen und Städte sind da dynamischer aufgestellt.“ Der Umbruch habe positive, aber auch negative Auswirkungen. Die Bevölkerung wachse wieder, gerade die 18- bis 30-Jährigen fühlten sich vom städtischen Umfeld Kaiserslauterns angezogen, die wirtschaftliche Lage werde besser, die Arbeitsplatzdichte in der Stadt sei hoch, berichtet Koch. Das sei gerade darauf zurückzuführen, dass sich Kaiserslautern als Wissenschafts- und Forschungsstandort etabliere. Doch „der Strukturwandel hinterlässt auch Spuren. Kaiserslautern hat eine vergleichsweise hohe Kriminalitätsrate, eine anhaltend hohe Verschuldung und einen Anstieg an Bedarfsgemeinschaften“, so Koch. Weiler sieht Kaiserslautern gut aufgestellt Ähnlich blickt auch WFK-Chef Weiler auf den Standort. „Grundsätzlich geht unsere Strategie auf, uns aus uns selbst heraus zu entwickeln. Die Gründer, die sich hier ansiedeln, wachsen. Das sieht man auch daran, dass gebaut wird“, sagt er. Das gelte für Betriebe egal welcher Größe. Außerdem habe sich eine große Startup-Szene gebildet. Die meisten Neugründungen erfolgten im Bereich Wissenschaft, „doch auch hier braucht man nicht nur wissenschaftliches Personal“, sagt Weiler mit Blick auf geringer Qualifizierte, die aber auch im produzierenden Gewerbe bei längst etablierten Firmen Arbeit fänden. Auch würden die infrastrukturellen Voraussetzungen am Standort besser, berichtet er mit Verweis auf Kaiserslautern als 5G-Modellregion. Auch die Breitbandversorgung werde vorangebracht. Verglichen mit 2017 seien im vergangenen Jahr in Stadt (972) und Landkreis Kaiserslautern (444) insgesamt 1416 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen. „Wir haben einen tollen Standort, die Vernetzung ist gut. Beispielsweise haben wir mit der Science and Innovation Alliance ein gutes Netzwerk“, sagt Weiler. „Aber wir brauchen Geschwindigkeit, müssen auch weiter wachsen können, und müssen in Richtung neuer Gewerbegebiete und Industrieflächen denken, um mithalten zu können.“ Denn Städte wie Karlsruhe, Darmstadt, Saarbrücken oder auch die Luxemburger „geben alle richtig Gas“, weiß Stefan Weiler. Das zeigen auch die Ergebnisse des Zukunftsatlasses: Karlsruhe liegt im Bundesvergleich auf Rang 23, Darmstadt auf Platz vier und gehört zu den zehn Regionen mit den besten Zukunftschancen.

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