Bad Dürkheim Sternstunde für Schlagwerker

Ein seltenes Klangerlebnis erwartete das Publikum beim sonntäglichen Frühjahrskonzert des Kammerorchester Bad Dürkheim in der Burgkirche: Ein umjubeltes Marimbaphon-Konzert mit dem Solisten Ti-Hsien Lai. Daneben stellten sich mit Elisabeth Frost und Sabine Oepen zwei ausgezeichnete Oboenspielerinnen vor.

Die beiden Solistinnen eröffneten das Programm mit dem Konzert C-Dur Op. 9/9 für Oboen und Streichorchester von Tomaso Albinoni. Er war der erste italienische Komponist des Barock, der Oboenkonzerte veröffentlichte. Das dreisätzige Werk besticht durch seine heitere Grundstimmung. Mit Finesse und Stil trugen die beiden Oboespielerinnen die Komposition vor. Sie arbeiten projektbezogen mit dem Dürkheimer Kammerorchester zusammen. Passend für ein Liebhaberorchester hatte Orchesterleiterin Gabriele Weiß-Wehmeyer „Lady Radnor`s Suite für Streichorchester“ von Hubert Parry ausgesucht. Die Musik des englischen Komponisten ist stark von Bach und Brahms geprägt. Die Suite besteht aus einem Präludium und fünf traditionellen Tanzsätzen, die Parry ganz im Stil der Romantik gehalten hat und die vom Orchester gefühlvoll interpretiert wurden. Nach der Pause folgte mit der Jig aus der „St. Paul`s Suite für Streichorchester“ von Gustav Holst ein Beispiel aus einem Werk, das er während seiner Zeit als Musikdirektor dieser Schule in London verfasste. Die Jig ist ein lebhafter Volkstanz, der in England weit verbreitet war und später zum typischen Tanz Irlands wurde. Noch vor der Pause ließ der erste Satz aus dem Violinkonzert a-Molll BWV 1041 von Johann Sebastian Bach in der Fassung für Marimba und Streichorchester aufhorchen. Ungewohnt, dass hier nicht die Violine den Ton angab. Die Zuhörer konnten sich schon hier einen ersten Eindruck von dem verschaffen, was ihnen der 27-jährige Ti-Hsien Lai im weiteren Verlauf des Programms noch bieten würde. Das aus Taiwan stammende Ausnahmetalent hat in Taipei im Hauptfach Schlagzeug studiert. Seit 2016 setzt er seine Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim bei Dennis Kuhn und Se-Mi Hwang im Hauptfach Schlagzeug fort und ist seitdem Ensemblemitglied im „Mannheimer Schlagwerk“. Das Marimbaphon hat sich heutzutage als eigenständiges Soloinstrument etabliert. Vor allem wird es aber im Orchester- und Ensemblebereich eingesetzt. Das mit vier Schlägeln gespielte Instrument hat im Gegensatz zu einem Vibraphon Holzklangstäbe, unter denen zur intensiveren Schallabstrahlung ein senkrechtes Aluminium-Resonanzrohr befestigt ist. Das solistische Repertoire für Schlagzeuger besteht zum überwiegenden Teil aus Auftragskompositionen wie die des österreichischen Marimbaspielers Professor Bogdan Bacanu. Für ihn hat der französische Komponist Emmanuel Séjourné 2005 ein Konzert für Marimba und Streichorchester geschrieben. „An diesem Stück haben wir lange geprobt“, gab Gabriele Weiß-Wehmeyer zu, „aber es hat sich gelohnt“. Dabei herausgekommen ist eine Sternstunde des jungen Schlagwerkers in Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester. Eindrucksvolle Wechsel von zarten Passagen und donnernden Tonfolgen beherrschten das dreisätzige Konzert. Die Augen konnten den wirbelnden Schlägeln des Solisten kaum folgen, harmonische Tonkaskaden prasselten auf die Zuhörer nieder. Mit einem stürmisch bewegten Auftritt gelang es Ti-Hsien Lai, die rasanten Wechsel in Tempi und Klang spielerisch ausdrucksstark umzusetzen und den Gipfel dieses Klanggebirges zu erklimmen. Technisch brillant meisterte er die anspruchsvolle Komposition und riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. „Wir haben noch etwas zur Beruhigung für Sie“, versicherte danach Weiß-Wehmeyer und ließ das berühmte „Air“ von Johann Sebastian Bach aus der 3. Suite für Orchester D-Dur BWV 1068 folgen.

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